Der Wille zu Perfektion steht für Motivation und Leistungsbereitschaft. Die Kehrseite: Der Druck zu Selbstoptimierung und Effizienz durchzieht inzwischen alle Lebensbereiche. Unsere Erfolge sollen immer noch größer sein, unsere Partnerschaften glücklicher, unsere Körper sportlicher, unsere Urlaube spektakulärer, unsere Einrichtungen stilvoller. Die Studien des Psychologen Thomas Curran mit Tausenden jungen Menschen haben ergeben: Die heutige Generation ist weit perfektionistischer veranlagt als die zuvor. Currans Daten zeigen eindrücklich die Schattenseiten dieser Entwicklung, denn durch das verbissene Streben nach Bestleistungen vernachlässigen Perfektionisten Ernährung, Schlaf und Erholung. Angst- und Zwangsstörungen, Depression und Burnout folgen. Wie konnte es so weit kommen? Currans These nach ist der ungesunde Perfektionismus das Ergebnis eines ungezügelten Kapitalismus’ und neoliberaler Ideologien, die den Wert eines Menschen an Leistung knüpfen. Wie wir deren fatalen Folgen aufhalten können, erklärt Curran auf bestechende Weise.
Obwohl es vielfach der Wunsch der Belegschaftsangehörigen selbst ist, in einem möglichst freien Setting der Arbeitsleistung nachkommen zu können, besteht eine unglaublich große Gefahr, dass eben durch eine zu große Freiheit ein Zustand ständiger Erreichbarkeit und Verfügbarkeit gefühlt oder auch in tatsächlicher Hinsicht entstehen kann. Dabei kommt den modernen Kommunikationstechniken besondere Bedeutung zu. Der vorliegende Band widmet sich diesem Problemkreis aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln. Walter Struhal analysiert die medizinische Seite von Stress, der durch die Digitalisierung hervorgerufen wird. Klaus Firlei dreht nun gleichsam den Spieß um und widmet sich der Frage, inwieweit es ein Recht auf Nichterreichbarkeit gibt. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Frage, wann nun überhaupt Arbeitszeit im Rechtssinn vorliegt und wann bereits Freizeit. Diese schwierige Abgrenzung, in der offenbar die Rechtsordnung nur ein entweder/oder kennt, unternimmt Verena Vinzenz in ihrem Beitrag.