Klimarisiken: Ein Drittel der Beschäftigten ist Klimarisiken ausgesetzt
Eine Erhebung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat ergeben, dass ein Drittel der Beschäftigten in der EU klimawandelbedingten Risiken wie extremer Hitze, extremen Wetterereignissen oder schlechter Luftqualität ausgesetzt ist. Gleichzeitig sind 31 % der Beschäftigten besorgt über die Auswirkungen von Umweltrisiken auf ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
Diese Erkenntnisse sind Teil der jüngsten Erhebung der EU-OSHA unter Beschäftigten mit der Bezeichnung OSH Pulse 2025: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit im Zeitalter des Klimawandels und des digitalen Wandels, die eine aktuelle Momentaufnahme der mit dem Klimawandel, der Digitalisierung und dem psychosozialen Arbeitsumfeld einhergehenden Herausforderungen und Risiken bietet, mit denen Beschäftigte in Europa aktuell konfrontiert sind. Die Erhebung zeigt auch, wie Betriebe reagieren, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ihrer schützen.
Klimawandel und Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten
33 % der Beschäftigten in der EU sind mindestens einem klimawandelbezogenen Risikofaktor ausgesetzt, wobei 20 % von extremer Hitze und 19 % von schlechter Luftqualität berichteten. Die Hitzebelastung ist in Sektoren, in denen im Freien gearbeitet wird, am höchsten: 35 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft, im Gartenbau und in der Forstwirtschaft oder Fischerei geben an, bei extremer Hitze zu arbeiten; im Baugewerbe und im Energiesektor beträgt dieser Anteil 25 %. Beinahe 10 % der Beschäftigten berichten über hitzebedingte Symptome oder Erkrankungen wie Hitzschlag, Schwindel oder Krämpfe. Darüber hinaus sind mehr als 10 % der Beschäftigten bei der Arbeit intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die als Krebsrisikofaktor gilt.
Regionale Unterschiede treten deutlich hervor, wobei die Beschäftigten in Südeuropa am stärksten exponiert sind, was auf häufigere Hitzewellen und die Zerstörung der Umwelt zurückzuführen ist. Obwohl mehr als 50 % der Arbeitgeber präventive Maßnahmen wie z. B. beschattete Ruhezonen oder an die Hitze angepasste Arbeitszeiten eingeführt haben, werden diese nicht überall gleichermaßen umgesetzt, was die Notwendigkeit einer klimaresilienten Planung und von Investitionen in allen Branchen unterstreicht.
Darüber hinaus befürchtet ein Fünftel der Beschäftigten, dass sich ihr aktueller Arbeitsplatz und ihre derzeitigen Aufgaben infolge der Maßnahmen zur Vermeidung klimawandelbedingter Risiken ändern werden. Dies spiegelt ein wachsendes Gefühl der Umweltangst wider – die Angst oder Beunruhigung in Bezug auf Umweltveränderungen und deren mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten in ganz Europa vor komplexen und sich wandelnden Herausforderungen stehen. Fast drei von zehn Beschäftigten haben mit Stress, Depressionen oder Angstzuständen zu kämpfen, die mit ihrem Arbeitsplatz zusammenhängen. Etwa ein Drittel befürchtete, dass sich der Klimawandel negativ auf ihre Sicherheit und Gesundheit auswirkt. Von der Anpassung der Arbeitsplätze an die körperlichen Auswirkungen des Klimawandels über die Verringerung der Stigmatisierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit bis hin zu einer ethisch vertretbaren Einführung digitaler Instrumente – der Schutz der Sicherheit, Gesundheit und Würde der Arbeitskräfte in Europa muss weiterhin oberste Priorität haben. Dies ist insbesondere im Umgang mit dem zweifachen Wandel – dem Klimawandel und dem digitalen Wandel – wesentlich.
Stress und psychische Gesundheit bei der Arbeit: anhaltender Druck und Stigmatisierung
Probleme mit der Arbeitsbelastung sind in ganz Europa nach wie vor weit verbreitet, da 44 % der Beschäftigten von starkem Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung berichten. Im Gesundheits- und Sozialwesen beläuft sich diese Zahl sogar auf 50 %, wobei 41 % der Meinung sind, dass ihre Arbeit nicht ausreichend anerkannt oder entlohnt wird, was die seit langem bestehenden Sorgen in Bezug auf Burnout und Personalmangel in diesem Sektor widerspiegelt.
Die Ergebnisse deuten auch auf eine anhaltende Stigmatisierung im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit hin; 48 % der Befragten sind der Ansicht, dass das Mitteilen einer psychischen Erkrankung ihren beruflichen Werdegang beeinträchtigen könnte. Diese Wahrnehmung ist vor allem bei jüngeren Beschäftigten und solchen in schlecht bezahlten oder prekären Arbeitsverhältnissen weit verbreitet. Jedoch würde eine Mehrheit der Beschäftigten kein Problem damit haben, mit Vorgesetzten oder Führungskräften über ihre psychische Gesundheit zu sprechen, was darauf hindeutet, dass die Stigmatisierung im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit abnimmt.
Auch der Zugang zu Unterstützung stellt sich unterschiedlich dar: 66 % der Beschäftigten in großen Unternehmen haben Zugang zu Informationen und Schulungen zu Stress und Wohlbefinden, während es in Kleinstunternehmen nur 42 % sind. In den nord- und westeuropäischen Ländern gibt es im Allgemeinen eine bessere Unterstützung und proaktivere Ansätze, während andere Länder erst beginnen, sich strukturiert mit der psychischen Gesundheit zu befassen.
Digitalisierung und Autonomie am Arbeitsplatz
Die digitale Transformation der Arbeit ist bereits weit fortgeschritten: 90 % der Beschäftigten in der EU nutzen mindestens eine digitale Technologie in ihrem Aufgabenbereich, und etwa ein Drittel verwendet fortschrittliche Tools wie KI-gestützte Systeme, am Körper tragbare Geräte oder Roboter.
25 % der Beschäftigten geben an, dass digitale Technologien eingesetzt werden, um ihre Arbeit und ihr Verhalten zu überwachen, und 27 % berichten, dass Aufgaben automatisch durch solche Systeme zugewiesen werden. Diese Praktiken werfen Fragen in Bezug auf die Datennutzung, das Vertrauen der Beschäftigten und das Risiko einer übermäßigen Kontrolle und eines „Over-Managements“ auf. Sie werden auch mit Stress und psychischen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus können sich die beruflichen Funktionen durch die Digitalisierung erheblich verändern. Manche Beschäftigten fühlen sich isoliert und haben weniger Möglichkeiten, ihre Kompetenzen zu nutzen oder Entscheidungen hinsichtlich ihrer Arbeit zu treffen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer größeren Transparenz, eines sozialen Dialogs und einer Einbeziehung der Beschäftigten in Entscheidungen über die Einführung von Technologien.
Ressourcen für Maßnahmen
Zur Förderung einer faktengestützten Entscheidungsfindung hat die EU-OSHA ein Ressourcenpaket erstellt, um auf der Grundlage von Daten konkrete Maßnahmen zu treffen. Dazu gehören:
- Infografiken zu Klimawandel, psychischer Gesundheit und Digitalisierung auf EU-Ebene;
- Länder-Factsheets zum Klimawandel sowie zu psychosozialen Risiken und psychischer Gesundheit für jedes teilnehmende Land, die einen detaillierteren Blick auf nationale Daten und sektorbezogene Trends bieten;
- ein umfassender Bericht und eine Zusammenfassung, in denen europaweit die wichtigsten Herausforderungen und Chancen aufgezeigt werden.
EU-OSHA