„Das Zauberwort ist Prävention“
Silvia Rosoli ist seit Jänner 2025 die Leiterin der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit in der Arbeiterkammer Wien. „Gesunde Arbeit“ hat mit ihr gesprochen – über Anliegen, die ihr wichtig sind und die sie voranbringen möchte.
Was sind die Aufgaben der Abteilung?
Unser Kernanliegen ist es, die Gestaltung menschengerechter, gesunder und sicherer Arbeitsplätze voranzutreiben. Mit unseren vielfältigen Beratungs- und Serviceangeboten tragen wir dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Interessenpolitisch arbeiten wir sowohl auf nationaler als auch europäischer und internationaler Ebene mit, um den Arbeitnehmer:innenschutz weiterzubringen. Die zahlreichen Netzwerke und Kooperationen mit Partner:innen helfen uns, gemeinsam diese wichtigen Ziele zu erreichen.
Welche Verbesserungen fordert die AK am dringendsten?
Es gibt zahlreiche wichtige Forderungen der AK zum Thema „gesunde Arbeit“. Zentral ist es jedoch, mehr Ressourcen für eine durchschlagskräftige Arbeitsinspektion zu schaffen, damit sie den Überwachungsauftrag unserer Schutzgesetze tatsächlich erfüllen kann. Ebenso wichtig ist die gesetzliche Verankerung der Arbeits- und Organisationspsycholog:innen als dritte Präventivkraft als auch die Erhöhung der Präventionszeiten für Arbeitsmediziner:innen und Sicherheitsfachkräfte. Damit können Arbeitgeber:innen bei der Umsetzung ihrer Fürsorgepflicht gut begleitet und unterstützt werden.
Welches Thema sollte deiner Meinung nach stärker in den Fokus gerückt werden?
Gewalt und Belästigung müssen auch unter dem Aspekt sicheres und gesundes Arbeiten wahrgenommen werden. Da fehlt es eindeutig noch an Bewusstsein.
Es braucht mehr Ressourcen für eine durchschlagskräftige Arbeitsinspektion!
Am 12. Mai ist Welttag der Pflege. Was muss in diesem Bereich zuallererst verbessert werden?
Die Arbeit in der Pflege ist Schwerarbeit – sowohl körperlich als auch mental. Am wichtigsten ist es daher, ausreichend Kolleg:innen zu haben, damit die Arbeit gut gemacht werden kann und die Beschäftigten entlastet werden. Deshalb braucht es u. a. verbindliche Regeln zum Personaleinsatz, die – neben den anderen Arbeitsbedingungen – auch von den Arbeitsinspektoraten kontrolliert werden müssen. Und ebenfalls sehr wichtig: Perspektiven am Ende des Berufslebens zu haben. Aufgrund der schweren Arbeit in der Pflege, die hauptsächlich (zu 85 Prozent) von Frauen geleistet wird, muss es rasch zu einer Reform der Schwerarbeitsregelungen kommen, damit Berufsangehörige einen besseren Zugang zur Schwerarbeitspension bekommen.
Menschen sollen es gesund bis zur Pension schaffen. Was können Politik und Unternehmen dazu beitragen?
Das Zauberwort dafür ist Prävention. Präventive Maßnahmen umzusetzen, ist jedoch nicht immer leicht, und die Ergebnisse sind nicht immer sofort sichtbar. Wenn Unternehmen auf die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten schauen, leisten sie einen wichtigen Beitrag und die Vorteile – auch für sie – liegen dabei auf der Hand, wenn sie gesunde Arbeitnehmer:innen über viele Jahre hinweg beschäftigen können.
Danke für das Gespräch!
Zur Person
Silvia Rosoli ist Juristin. Sie startete Ende 2017 in der AK Wien und baute die Abteilung Gesundheitsberufe auf, in der auch das Gesundheitsberuferegister angesiedelt ist. Seitdem leitet sie die Abteilung „Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik“. Zu diesen Leitungsfunktionen kam mit Jahresbeginn die Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit hinzu. Zuvor war sie im Sozialministerium tätig und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit EU-, Arbeits- und Gleichbehandlungsrecht. In den Jahren 2012 bis 2017 war sie in den Kabinetten von Rudolf Hundstorfer und Christian Kern tätig.
Magazin Gesunde Arbeit 2/2025, Stamm-Ausgabe