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Wenn die Stressfalle zuschnappt

Arbeitsbedingter Dauerstress kann zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen. Aber warum macht Stress überhaupt krank?

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Kennen Sie das auch? Ein wichtiger Termin oder eine unangenehme Besprechung mit dem Kunden/Chef steht an. Schon am Abend davor spüren Sie das unangenehme Gefühl im Magen. Am Morgen: Der Bauch schmerzt oder Ihnen ist übel, vielleicht müssen Sie sogar erbrechen oder die ganze Zeit (bzw. gar nicht mehr) auf die Toilette laufen.
Geht es uns körperlich nicht gut, sind oft psychische Ursachen die Auslöser. Sprichwörter wie „Mir liegt etwas schwer im Magen“, „Das geht mir an die Nieren“ oder „Mein Herz blutet“ zeigen die enge Beziehung zwischen Körper und Psyche. Warum schlägt Stress nun buchstäblich auf den Magen oder auf andere Körperfunktionen? Warum macht Dauerstress krank? Und was haben Bären damit zu tun?

Wie sich Stress auf den Magen schlägt

Ein Blick zurück: Sprang in Urzeiten ein zähnefletschender, hungriger Bär aus dem Dickicht, war es lebenswichtig, für den Kampf oder die Flucht schnellst- und bestmöglich gerüstet zu sein. Das Risiko, heute in den Wäldern Österreichs einem Bären zu begegnen, ist gering. Dennoch funktionieren wir Menschen bei Stress auch im Jahr 2019 in gleicher Weise wie unsere Vorfahren: Hormone wie etwa Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden blitzschnell freigesetzt. Diese veranlassen den Körper, rasch zusätzliche Ressourcen bereitzustellen: Wir atmen schneller, der Herzschlag beschleunigt sich, unsere Muskulatur wird stärker durchblutet, Reflexbewegungen laufen rascher ab u. v. m. Gleichzeitig werden alle Funktionen heruntergefahren, die im Gefahrenmoment nicht notwendig oder hinderlich sind – das betrifft auch unsere Verdauung. Bei manchen Menschen führt die Drosselung der Magen-Darm-Tätigkeit zur Verstopfung. Bei anderen geschieht das Gegenteil: Der Körper möchte vorhandene Nahrung in Magen und Darm schnellstmöglich loswerden, um Energie zu sparen – Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall sind die Folge.

Arbeitsstress führt zu arbeitsbedingten Erkrankungen

Die Arbeitswelt von heute ist für viele ArbeitnehmerInnen von Dauerstress geprägt. Während sich Frau oder Herr Urzeitmensch nach der Flucht vor oder dem Kampf mit dem Bären ausgiebig regenerieren konnte, fehlt den Beschäftigten heute oft die Möglichkeit zur vollständigen Erholung – Arbeitsdichte, Arbeitsgeschwindigkeit und Entgrenzung nehmen den Raum für eine „echte“ Entspannung. Die Stressfalle schnappt zu: Der Körper ist im Alarmmodus gefangen, Stresshormone (v. a. Cortisol) können nicht mehr vollständig abgebaut werden. Der dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel im Blut kann schließlich zu schwerwiegenden Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, psychische Störungen, Herzerkrankungen, Krebs u. v. m. können die Folge sein. Arbeit darf nicht krank machen – Betriebsrat, Arbeiterkammern und Gewerkschaften informieren Sie gerne über Ihr Recht auf gesunde Arbeitsbedingungen.

Magazin Gesunde Arbeit 1/2019