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EU-OSHA: Arbeitnehmer:innenschutz im digitalen Zeitalter

Mit der Kampagne „Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung“ rief die EU-OSHA seit 2023 dazu auf, die Veränderungen der Arbeitswelt nicht nur zu beobachten, sondern aktiv mitzugestalten. Ende 2025 geht die Initiative nun zu Ende – mit vielen Impulsen für die Gestaltung von Arbeitsplätzen und zum Aufzeigen von Regelungslücken im Bereich des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes.

„Der Mensch bleibt in Kontrolle“: Digitalisierung ist nur dann ein Gewinn, wenn Beschäftigte aktiv eingebunden werden und mitgestalten können. Adobe Stock / kasto

Fünf digitale Herausforderungen:
Die Kampagne legte den Fokus auf jene Bereiche, in denen Digitalisierung Arbeitsprozesse tiefgreifend verändert:

  • Arbeit auf digitalen Plattformen: Häufig geprägt durch prekäre Arbeitsbedingungen und Scheinselbstständigkeit.
  • Fortgeschrittene Robotik und künstliche Intelligenz: Ihre Präsenz wächst, doch über Einsatzbereiche und Auswirkungen herrscht häufig Unklarheit.
  • Telearbeit: Verbunden mit Chancen und Risiken – von Vereinbarkeit bis zur psychischen Gesundheit.
  • Intelligente digitale Systeme: Vernetzung digitaler Anwendungen ist das Schlagwort.
  • KI-basiertes Beschäftigtenmanagement: Wenn Algorithmen Kennzahlen wie Arbeitsgeschwindigkeit messen, droht Diskriminierung – besonders für Menschen mit Einschränkungen.

Österreich im Fokus: Mitbestimmung stärken, Regulierung einfordern

„Aus unserer Sicht ist Mitbestimmung besonders wichtig. Im Arbeitnehmer:innenschutz gibt es noch keine wirkliche rechtliche Vorgabe – es gibt verschiedene Rechtsakte wie den Digital Services Act der EU oder die KI-Verordnung, aber diese sind nicht konkret auf Arbeitnehmer:innen zugeschnitten. Deswegen braucht es rechtliche Regelungen speziell für KI am Arbeitsplatz“, berichtet Julia Nedjelik-Lischka, Referentin in der AK Wien und Mitglied des Verwaltungsrats der EU-OSHA. 
Ein besonderes Anliegen der Kampagne: Beschäftigte sollen aktiv mitgestalten können – denn nur wenn sie mit Arbeitgeber:innen und Führungskräften gemeinsam handeln, bleibt der Mensch im Mittelpunkt des digitalen Wandels, und es entstehen Lösungen, die Sicherheit und Arbeitsqualität dauerhaft verbessern. 

Good Practice Awards: Vorbilder gefunden

Im Rahmen der Kampagne wurden europaweit gute Beispiele für gelungene Digitalisierung am Arbeitsplatz gesucht. In jedem Land bestimmte eine nationale Jury besonders gelungene Projekte – drei davon schafften es in die engere Auswahl auf EU-Ebene.
In Österreich wurden die Ergebnisse am 14. Oktober im Haus der Digitalisierung in Tulln präsentiert – ein nationaler Abschluss mit Ausblick: Digitale Technologien können zum Arbeitnehmer:innenschutz beitragen – wenn sie nach dem Prinzip „Der Mensch bleibt in Kontrolle“ eingeführt und Beschäftigte aktiv durch Beteiligung und Schulung eingebunden werden. Das große Finale folgte am 2. und 3. Dezember in Bilbao: Beim internationalen Closing Event wurden die besten europäischen Good-Practice-Beispiele ausgezeichnet und die Kampagne offiziell beendet.
 „Die Kampagne war ein Erfolg, weil der Umgang mit dem Thema Digitalisierung und den fünf Prioritätspunkten in Österreich dazu beigetragen hat, dass man jetzt besser und klarer mit Digitalisierung umgehen kann“, schließt Martina Häckel-Bucher vom Zentral-Arbeitsinspektorat ab.

 

Magazin Gesunde Arbeit 4/2025, Stamm-Ausgabe