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Wie steht Österreich mit seinen Arbeitsstoff-Grenzwerten da?

Diese Frage hat die AK Wien bewogen, das Technische Büro Klade mit einer Studie zum Vergleich österreichischer und deutscher Grenzwerte zu beauftragen. Die Studie wurde 2020 erstellt. Nun liegt eine Folgestudie mit Stand März 2025 vor. Hat sich Österreichs Schutzniveau verbessert?

Im Vergleich mit Deutschland hinkt Österreich bei den Grenzwerten weit hinterher. Gesunde Arbeit

Untersucht wurden die verbindlichen Grenzwerte für Arbeitsstoffe in den beiden Ländern. Die Grenzwerte regeln die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz. Sie sollen arbeitsbedingte Erkrankungen, wie zum Beispiel Allergien, Atemwegserkrankungen, Krebs oder Schädigung der Fortpflanzungsfähigkeit, verhindern. In der österreichischen Grenzwerteverordnung gibt es die MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration) und die TRK-Werte (Technische Richtkonzentration). In Deutschland gelten Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) und für bestimmte krebserzeugende Stoffe die risikobasierten Grenzwerte. Rechtsgrundlage sind die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 900 und TRGS 910). Die Folgestudie hat wieder rund 1.000 Einträge anhand der internationalen CAS-Nummern verglichen. Abermals wird belegt, dass Österreich gegenüber Deutschland weit hinterherhinkt.

Aus den Ergebnissen

Vergleicht man die Einträge, für die es sowohl einen österreichischen MAK-Wert als auch einen entsprechenden deutschen Arbeitsplatzgrenzwert nach der TRGS 900 gibt, zeigt sich: Seit Juni 2020 wurden in Österreich nur 15 Einträge geändert oder neu eingeführt. In den deutschen TRGS 900 waren es hingegen 71 Arbeitsplatzgrenzwerte. Der aktuelle Stand März 2025:

  • 189 österreichische MAK-Werte sind gleich oder fast gleich wie deutsche AGW.
  • 58 österreichische MAK-Werte sind niedriger („besser“) als deutsche AGW.
  • 133 österreichische MAK-Werte sind höher („schlechter“) als deutsche AGW.

Interessant ist auch ein Blick auf das Ausmaß der Differenz der Grenzwerte im jeweiligen Vergleichspaar. Aus der Studie lässt sich schließen, dass die Zahl der Grenzwerte, bei denen sich MAK-Werte und Arbeitsplatzgrenzwerte erheblich unterscheiden, seit 2020 in etwa gleich geblieben ist. Es gibt also keine Tendenz, dass Österreich gegenüber Deutschland aufholt.

Modernisierung der veralteten Grenzwerte?

Die Folgestudie zeigt, dass in Österreich noch immer sehr viele veraltete Grenzwerte gelten. Veraltet bedeutet, dass der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer:innen nicht mehr garantiert ist. Hintergrund: Bis ins Jahr 2001 hat sich Österreich an Deutschland orientiert und die dortigen Werte, die jeweils am aktuellen Stand der Wissenschaft waren, übernommen. Für den aktuellen Stand reicht also ein Blick über die nördliche Grenze. Außerdem hat Österreich in den letzten Jahren Grenzwerte nur dann gesenkt, wenn es aufgrund von EU-Recht absolut unumgänglich war – und auch dann erst in letzter Minute oder gar verspätet. Arbeiterkammern und Gewerkschaften werden genau verfolgen, ob die neue Regierung den Schutz der Arbeitnehmer:innen vor gefährlichen Arbeitsstoffen modernisiert.

 

Magazin Gesunde Arbeit 2/2025, Stamm-Ausgabe