Psychische Belastung
Zeitdruck, eine hohe Arbeitsmenge, kurzfristig gesetzte und nah beieinanderliegende Termine, eine dünne Personaldecke, Ressourcenmangel bei der Bewältigung der Aufgaben, Umstrukturierungen, lange Arbeitszeiten, hohe emotionale Anforderungen und Freundlichkeitsdruck sind nur einige Beispiele, die die heutige Arbeitswelt kennzeichnen und dazu führen, dass immer mehr Arbeitnehmer:innen über psychische Belastung an ihrem Arbeitsplatz klagen. Verstärkt durch die Coronapandemie wird auch Gewalt im Betrieb immer mehr zum Thema.
Psychische Belastung am Arbeitsplatz ist Thema
Verschiedene Erhebungen, wie etwa die Befragungsergebnisse im Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria (2022, Zahlen aus 2020), verdeutlichen dies (siehe auch Infografik):
- Bereits 60 % der Erwerbstätigen fühlen sich am Arbeitsplatz mindestens einem psychischem Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
- Starker Zeitdruck bzw. Arbeitsüberlastung werden von den Befragten am häufigsten als größtes arbeitsbezogenes Gesundheitsrisiko genannt – 38,3 % berichten, in ihrer Arbeit unterstarkem Zeitdruck zu leiden oder überlastet zu sein.
- Der Umgang mit schwierigen Personen wird von gut einem Drittel der Erwerbstätigen als Risikofaktor angegeben.
- Auch schlechte Kommunikation/Zusammenarbeit (12,6 %), fehlender Einfluss auf das Arbeitstempo (8,2) und unsichere Beschäftigungsverhältnisse (6,4 %) werden als Risikofaktoren genannt.
- 4,1 % der Befragten gaben an, in ihrer Arbeitsumgebung von Gewalt bedroht oder durch Mobbing (3,2 %) belastet zu sein.
Leid für Betroffene und hohe Kosten für die Gesellschaft als Folge
Arbeitsbedingte psychische Belastung kann zu Fehlbeanspruchung führen und krank machen. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nehmen zu – viel Leid für Betroffene aber auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem sind die Folge:
- Bereits über 40 % der Invaliditätspensionen erfolgen aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen (Hauptverband der Sozialversicherungsträger, 2020, Zahlen für 2019).
- Die Krankenstandstage aufgrund psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen haben sich seit Mitte der 1990er-Jahre vervierfacht (siehe Tabelle Veränderung Krankenstandstage 1994 zu 2019).
- Die gesamtwirtschaftlichen Kosten Krankenstände aufgrund arbeitsbedingter psychischer Belastungen belaufen sich auf rund 3,3 Milliarden Euro jährlich (WIFO, 2011).
Veränderung Krankenstandstage 1994 zu 2019
(gerundet auf Tausend)
Krankheitsgruppen | 1994 | 2019 | Veränderung absolut | Veränderung in % |
insgesamt | 40.211.000 | 46.081.000 | + 5.870.000 | + 14,6 |
Psychische und Verhaltensstörungen | 1.063.000 | 4.352.000 | + 3.289.000 | + 309,4 |
Verpflichtender Schutz vor arbeitsbedingten psychischen Gefahren
Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) stellt klar: Auch arbeitsbedingte psychische Belastung ist Teil der betrieblichen Arbeitsplatzevaluierung. Arbeitgeber:innen müssen krankmachende Arbeitsbedingungen ermitteln, beurteilen und durch wirksame Schutzmaßnahmen ausschalten oder zumindest reduzieren.
Arbeits- und Organisationspsycholog:innen unterstützen hierbei mit dem erforderlichen Know-How, auch im ASchG sind diese in dem Zusammenhang besonders hervorgehoben.
Quellen:
- Hauptverband der Sozialversicherungsträger (2020) (Hrsg.). Statistisches Handbuch der österreichischen Sozialversicherung 2020. Wien.
- Statistik Austria (2022). (Hrsg.). Arbeitsunfälle und arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme. Modul der Arbeitskräfteerhebung 2020
- WIFO (2011). Psychische Belastungen der Arbeit und ihre Folgen