Mitbestimmung und umfassender Arbeitnehmer*innenschutz großgeschrieben
Das Familienunternehmen asma aus Weitra beschäftigt fast 150 Mitarbeiter*innen und erzeugt maßgeschneiderte Produkte aus Polyurethanelastomeren. Mitbestimmung und Arbeitnehmer:innenschutz werden im Unternehmen großgeschrieben.
Das Familienunternehmen asma aus Weitra beschäftigt fast 150 Mitarbeiter*innen und erzeugt maßgeschneiderte Produkte aus Polyurethanelastomeren (PUR-Elastomeren). Bauteile werden zum Schutz von Oberflächen, gegen Abrieb, zum Bewegen, Transportieren, Heben u. v. m. beschichtet oder vergossen.
Mit SFK Günter Braun hat sich die Firma asma für eine im Unternehmen beschäftigte Sicherheitsfachkraft entschieden. „Neben der Aufgabe der SFK bin ich auch für den Brandschutz zuständig, als Abfallbeauftragter tätig und betreue einige verwandte Bereiche.“ Geschäftsführerin Ing.in Claudia Steininger ergänzt: „Wir haben uns auch bei der anstehenden Nachfolge von Herrn Braun entschieden, unsere SFK selbst ausbilden zu lassen und im Unternehmen anzustellen.“
Anzahl der SVP höher als gesetzlich notwendig
SFK Günter Braun: „Dem Unternehmen ist wichtig, dass in der Gießerei, der Produktion und auch im Bürobereich Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) vorhanden sind. Der Gesetzgeber schreibt uns aufgrund der Betriebsgröße mindestens drei vor, wir haben aber sechs SVP im Betrieb und zwei Jugend-SVP in Ausbildung. Damit decken wir die verschiedenen Unternehmensbereiche, Beschäftigten- und auch Altersgruppen ab.“
GF Claudia Steininger: „Mit diesen zusätzlichen Jugend-SVP sorgen wir dafür, dass auch der Nachwuchs in unserer Belegschaft mit dem Thema vom Start weg vertraut ist. Darüber hinaus sind wir in Kontakt mit der Suchtprävention Waldviertel und bieten unseren Lehrlingen Kompetenzerweiterung zum Thema an.“
Heben und Tragen
SFK Günter Braun erklärt: „Unsere Produkte unterscheiden sich beim Gewicht von wenigen Gramm bis zu einigen Hundert Kilogramm. Die Arbeit belastet den menschlichen Körper entsprechend. Um die Belastung beurteilen zu können, orientieren wir uns u. a. an der Leitmerkmalmethode, entwickelt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Deutschland (BAuA). Nach Evaluierungen haben wir beispielsweise Hubtische und höhenverstellbare Werkbänke angeschafft. Eine Physiotherapeutin berät die Beschäftigten und erklärt Übungen, die Fehlbelastungen präventiv ausgleichen helfen. Es ist uns auch gelungen, die Akzeptanz von Hebehilfen und anderen technischen Unterstützungen zu erreichen.“
Unterweisung neuer Arbeitnehmer*innen
„Jede neue Mitarbeiterin und jeder neue Mitarbeiter wird von mir persönlich mit einer zwei- bis dreistündigen Unterweisung im Unternehmen empfangen. Auch ein Rundgang im Betrieb ist natürlich inbegriffen. Das ist mir besonders wichtig, um die Gefahren, die es in jeder Produktion gibt, zu veranschaulichen“, führt SFK Günter Braun weiter aus.
Mitbestimmung bei der PSA
SFK Günter Braun: „Unsere Ausstatter von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) nehmen unsere Anforderungen auf und stellen uns Muster zur Verfügung. Die Kolleg*innen in der Fertigung werden dann bei der Entscheidung miteinbezogen, und so können wir individuell das jeweils passende Produkt finden. Uns ist wichtig, dass alle Beschäftigten den angepassten Gehörschutz, die passende Schutzbrille, den der Belastung angemessenen und ergonomisch passenden Handschuh zur Verfügung haben. Seh- und Hörtests direkt im Betrieb runden dieses Angebot ab. Bei der Auswahl der richtigen Hautpflege haben wir die AUVA einbezogen.“
Kinderbetreuung und Pausen
„Die Idee eines eigenen Betriebskindergartens war wegen der zu geringen Anzahl an Kindergartenkindern nicht zu realisieren. Jedoch konnte ich ein Netzwerk von Tagesmüttern und Kinderbetreuungsstätten in der Umgebung aufbauen. Diese und andere Angebote haben auch zur Auszeichnung als familienfreundlicher Betrieb geführt“, erzählt GF Claudia Steininger.
„Eigenverantwortung ist uns insbesondere bei der Pausengestaltung wichtig. Eine Unterbrechung des Gießprozesses ist schlecht für die Qualität, so haben wir selbstbestimmte Pausenzeiten eingeführt“, erläutert SFK Günter Braun.
Betriebliche Gesundheitsförderung
GF Claudia Steininger führt aus: „Wir haben schon vor Längerem erkannt, dass gute Fachkräfte zu finden und im Unternehmen zu halten, viel mit der Möglichkeit zu tun hat, die eigenen Anliegen anzusprechen und einzubringen. Auch deshalb haben wir gemeinsam mit der [damaligen] NÖGKK einen Prozess der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) gestartet. Aus allen Bereichen waren Beschäftigte vertreten und haben darüber diskutiert, wie Belastungen vermieden werden können und Gesundheit gefördert werden kann. Danach wurden interessierte Mitarbeiter*innen in vier Projektgruppen/-zirkel eingeteilt und durch eine Expertin von der Krankenkasse unterstützt, die auch die Zirkel moderiert hat.“
SFK Günter Braun erinnert sich: „Seither bieten wir einmal monatlich eine Obstjause an. Mineralwasser wird natürlich auch kostenfrei bereitgestellt. Weitere umgesetzte Maßnahmen sind z. B. eine firmeneigene Erschwerniszulage bei Arbeiten in Fertigungsbereichen mit erhöhter Hitzebelastung oder die Klimatisierung eines Zubaus.“
GF Claudia Steininger erzählt weiter: „Auch andere Ideen der Projektgruppen wurden umgesetzt, etwa das Angebot eines warmen Mittagstisches.“
Mitarbeiter*innen-App
„Unser letztes Projekt ist die Mitarbeiter*innen-Website. Die Idee stammt aus der letzten Mitarbeiter*innenbefragung im Zuge der Zertifizierung nach ‚A Great Place to Work‘. Wir haben eine Website und dazu dann auch gleich eine App programmieren lassen. Unsere Beschäftigten werden über Push-Nachrichten direkt am Smartphone mit Informationen versorgt. Darunter sind natürlich auch Infos über Schulungen und zu Themen rund um Sicherheit und Gesundheit, ich denke hier z. B. an die Coronatest-Termine direkt im Unternehmen“, so GF Claudia Steininger.
Weiterbildung im Qualifizierungsverbund Waldviertel
GF Claudia Steininger: „Im Qualifizierungsverbund Waldviertel sind wir gerne mit dabei und nutzen die Chance, unseren Mitarbeiter*innen Weiterbildungsangebote zu machen. Dazu gehören auch Angebote in den Bereichen ‚Rückenfit‘ und ‚Stressmanagement‘. Generell stehen wir dem Thema Weiterbildung sehr positiv gegenüber und unterstützen, wo immer der Bezug zur beruflichen Tätigkeit gegeben ist, Weiterbildungswünsche auch finanziell.“
Magazin Gesunde Arbeit 2/2022, Niederösterreich-Ausgabe