Hitzeschutz braucht Planung – Arbeiten im Freien
Gefahren durch Hitze und UV-Strahlung bei Arbeiten im Freien müssen ernst genommen werden und kollektive Schutzmaßnahmen brauchen frühzeitige Planung. Klar ist, dass sich Investitionen in technische Schutzmaßnahmen doppelt lohnen – Arbeitnehmer:innen werden nachhaltig geschützt und die Arbeitsfähigkeit bleibt länger erhalten.
Am heutigen Hitzeaktionstag appellieren die Mitglieder der Österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzstrategie (ÖAS) an Arbeitgeber:innen, Präventivfachkräfte und Arbeitnehmer:innen: Gefahren durch Hitze und UV-Strahlung bei Arbeiten im Freien müssen ernst genommen werden und kollektive Schutzmaßnahmen brauchen frühzeitige Planung. Klar ist, dass sich Investitionen in technische Schutzmaßnahmen doppelt lohnen – Arbeitnehmer:innen werden nachhaltig geschützt und die Arbeitsfähigkeit bleibt länger erhalten.
Hitzebelastung steigt
Hitzetage (mind. 30 °C) haben sich in Österreich seit 1960 im Schnitt verdoppelt. Ohne globalen Klimaschutz ist bis zum Ende des Jahrhunderts eine weitere Verdoppelung bis Verdreifachung der Hitzetage zu erwarten (siehe Grafik). Je nach Emissionsausstoß steigt somit auch die Hitzebelastung auf Arbeitsplätzen. Bei Arbeiten im Freien sind Arbeitnehmer:innen aufgrund von Hitze und solarer UV-Strahlung oft doppelt gefährdet.
Gefahren durch Hitze und UV-Strahlung ernst nehmen
Wenn sich der Körper an heißen Tagen zu sehr anstrengen muss, um kühl zu bleiben, kann das zu Hitzeausschlag, Hitzeerschöpfung oder im schlimmsten Fall zum tödlichen Hitzschlag führen. Außerdem kann die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt werden, was zu Arbeitsunfällen führen kann. Bei Hitzewellen kann auch die psychische Gesundheit negativ beeinflusst und aggressives Verhalten begünstigt werden. Bei direkter Sonneneinstrahlung kann UV-Strahlung außerdem zu Augenentzündungen, Sonnenbrand und bei häufiger Exposition auch zu Hautkrebs führen. Jetzt wirksame Schutzmaßnahmen zu treffen bedeutet präventiv zu handeln.
Wer ist besonders betroffen?
Arbeitnehmer:innen, die im Freien arbeiten, sind gefährdet – insbesondere jene, die körperlich anstrengende Tätigkeiten bei direkter Sonnenstrahlung über längere Zeit an heißen Tagen verrichten. Die konkrete Arbeitsumgebung und die Art der Bekleidung können Belastungen verstärken. Individuelle Risikofaktoren, wie z.B. Vorerkrankungen, körperliche Konstitution, Schwangerschaft und Akklimatisierungsgrad (zeitliche Anpassung) sind ebenfalls relevant. Beispiele für Branchen, die von Hitze und UV-Strahlung besonders betroffen sind:
Beispiele für Belastungssituationen
- Bau- und Baunebengewerbe :Dachdeckerarbeiten mit reflektierendem Material und dunklen Werkstoffen; Straßen- und Bahnbauarbeiten mit Strahlungswärme von Asphalt und umliegenden Reflektionen
- Bergbau: Arbeiten im Tagbau mit reflektierender Gesteinsoberfläche
- Land- und Forstwirtschaft: Körperlich anstrengende Erntearbeit am Erdbeerfeld
- Abfallbehandlung: Entleerung von Müllcontainern in dicht bebauten Gebieten
- Notfalldienste: Rettungseinsätze in schwerer Schutzkleidung
- Zustellservice: Zustellung schwerer Pakete in Wohnhäusern ohne Lift, Arbeiten unter Zeitdruck
- Landschafts- und Gartenbau: Manuelle Wildkrautbeseitigung in städtischer Hitzeinsel
- Rauchfangkehrer: Kehrarbeiten beim Kaminkopf in Schutzkleidung
- Veranstaltungstechnik: Auf- und Abbau schwerer Bühnenelemente im Freien
- Wachdienste: Umgang mit großer Menschenmenge auf Outdoor-Festival
- Mobile Pflege: Beabsichtigt reduzierte Aufnahme von Trinkwasser aufgrund mangelnder sanitärer Einrichtungen, vor allem unter Frauen
Um wirksame Schutzmaßnahmen treffen zu können, ist es wichtig Hitzebelastungen auf gefährdeten Arbeitsplätzen zeitgerecht zu ermitteln. Die Rolle von Präventivfachkräften ist hier zentral.
Frühzeitige Planung lohnt sich
Eine Hitzewelle ist ein Extremwetterereignis, das frühzeitige Planung erfordert. Ist die Hitze bereits da, ist es oft zu spät für kollektive Schutzmaßnahmen - dann bleiben meist nur noch personenbezogene Maßnahmen. Ein klarer Plan zur Vorbeugung von Gefahren durch Hitze und UV-Strahlung schafft Sicherheit für alle. Klar ist: Kollektive Maßnahmen schützen Arbeitnehmer:innen nicht nur nachhaltig, sondern ermöglichen auch längere Arbeitsfähigkeit im Sommer und sind somit auch ökonomisch sinnvoll. Die wichtigsten Maßnahmen für die Arbeitsplanung:
- Beschattung der Arbeitsplätze, z.B. durch Sonnensegel, Sonnenschirme und Zelte (schützt auch vor UV-Strahlung)
- Verlegung körperlich anstrengender Tätigkeiten in die Morgenstunden
- Kühlungsmaßnahmen am konkreten Arbeitsplatz (speziell in Krankabinen) und Pausenbereichen
- Einrichtungen, die manuelle Kraftanstrengung reduzieren (Hebehilfen, Transportkarren etc.)
Das Ziel ist, Arbeitnehmer:innen nachhaltig zu schützen und betriebliche Folgekosten von vornherein zu vermeiden. Auch negative Auswirkungen von Hitze auf Materialien, Produkte und Stromversorgung sind zu beachten. Detailliertere Informationen finden sich auch im AUVA-Merkblatt M·plus 012 oder auf der Website der Arbeitsinspektion.
Beteiligte Organisationen: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Arbeitsinspektion, Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Bundesarbeitskammer, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Land- und Forstwirtschaftsinspektionen, Verband Österreichischer Sicherheits-Experten, Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin, Präventivfachkräfte der Bauindustrie, Unabhängige Bedienstetenschutzbeauftragte Wien
Sozialministerium