Zum Hauptinhalt wechseln

Gaslighting am Arbeitsplatz: Psychische Manipulation mit System

Vorgesetzte und Kolleg:innen, die Gaslighting betreiben, schüren durch Verdrehung, Leugnung und Fälschung von Tatsachen Selbstzweifel bei ihrer Zielperson. Die Auswirkungen können für Betroffene und Betrieb gleichermaßen fatal sein.

Gaslighter verdrehen, leugnen oder verfälschen Informationen und Tatsachen, um Unsicherheit und Irritation zu schüren und andere an der eigenen Realität und Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Adobe Stock / Narakorn-Sri

Gaslighting ist eine subtile Form psychischer Manipulation: Dabei verdreht, leugnet oder verfälscht eine Person – der Gaslighter – Informationen und Tatsachen, um Unsicherheit und Irritation zu schüren und andere an der eigenen Realität und Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Die Ursachen für Gaslighting am Arbeitsplatz sind vielschichtig: Arbeitsbedingungen wie Konkurrenzdruck, fehlende Transparenz, toxische Betriebskultur sowie zweifelhafte ethische Standards und/oder individuelle Faktoren (z. B. Machtstreben, Kontrollbedürfnis, Unsicherheit, Persönlichkeitsstörungen) sind mögliche Quellen.

Woran kann man Gaslighting erkennen?

Neben dem Leugnen von Ereignissen und Verzerren von Tatsachen verbreiten Gaslighter Falschinformationen über andere – oft hinter deren Rücken (aber auch wenn diese präsent sind). Das Opfer muss sich dann für Handlungen oder Aussagen rechtfertigen, die nie so stattgefunden haben. Ein weiteres Merkmal ist die selektive Weitergabe von Information: Mit dem Ziel, Verwirrung zu stiften bzw. anderen richtige Entscheidungen zu verunmöglichen, werden Informationen zurückgehalten oder falsch dargestellt. Nicht zuletzt versuchen Gaslighter ihre Zielperson zu isolieren, etwa indem diese bei Kolleg:innen bzw. Vorgesetzten schlechtgeredet, vertrauliche Informationen weitergegeben oder Gerüchte, abfällige Bemerkungen und Anspielungen gestreut werden.

Was kann man gegen Gaslighting tun?

Gaslighting ist subtil – dessen Erkennen ist nicht ganz leicht. Zweifel an den eigenen Wahrnehmungen, das Gefühl, sich permanent entschuldigen bzw. rechtfertigen zu müssen, Unsicherheit bei Entscheidungen und Verhaltensweisen, aber auch eine zunehmende Isolation sind Warnzeichen. Mögliche Gegenmaßnahmen sind etwa:

  • Dokumentation: Notieren Sie Geschehnisse, die Ihnen nicht stimmig vorkommen. Kommunizieren Sie mit Gaslightern möglichst schriftlich und führen Sie Gespräche in Anwesenheit Dritter.
  • Vertrauenspersonen: Suchen Sie aktiv die Unterstützung von Kolleg:innen, informieren Sie Vorgesetzte und sprechen Sie mit dem Betriebsrat.
  • Grenzen: Lernen Sie, klare Grenzen zu setzen, und lassen Sie sich nicht auf manipulative Spielchen ein. Falls möglich, halten Sie von Gaslightern Abstand.
  • Unterstützung: Lassen Sie sich rechtlich beraten, z. B. bei AK oder Gewerkschaften. Coachings oder psychologische Unterstützung sind ebenfalls hilfreich.

Gaslighting stellt eine enorme psychische Belastung für Betroffene dar und sabotiert das Miteinander im Team sowie die Arbeit selbst – mit entsprechend fatalen Folgen. Arbeitgeber:innen und Führungskräfte sind daher gefordert, Gaslighting zu unterbinden und die rote Karte zu zeigen, nicht zuletzt aber auch ein Arbeitsumfeld sicherzustellen, in dem solche perfiden Vorgehensweisen keinen Platz haben.

Magazin Gesunde Arbeit 2/2025, Stamm-Ausgabe