Gesunde Arbeit

Selbstbestimmtes Arbeiten: Achtung vor Selbstausbeutung!

Mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, erweiterte Handlungs- und Entscheidungsspielräume sind Formen der Arbeitsorganisation, die die Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung der Beschäftigten fördern sollen. Diese grundsätzlich positiven Ansatzpunkte können sich jedoch auch ins Negative verkehren.
Viele Arbeitnehmer:innen arbeiten bis zur Selbstausbeutung!
Viele Arbeitnehmer:innen arbeiten bis zur Selbstausbeutung! Viele Arbeitnehmer:innen arbeiten bis zur Selbstausbeutung!
Selbstausbeutung in Zusammenhang mit Arbeit wird als Verhalten beschrieben, bei dem man bereit ist, über die erforderlichen Anforderungen hinaus zu arbeiten – länger, intensiver und mehr. Dabei nehmen die Arbeitnehmer:innen in Kauf, dass ihre psychischen und physischen Ressourcen über- bzw. fehlbeansprucht werden. Diese Fehlbeanspruchung führt u. a. zu körperlichen und psychischen Beschwerden, Senkung der Erholungsfähigkeit, Regenerationsstörungen und Störungen ihrer sozialen Beziehungen. Wird dies zu einer dauerhaften Arbeitsweise bzw. einem Merkmal der Arbeitsorganisation, sind vom Arbeitgeber bzw. von der Arbeitgeberin Gegenmaßnahmen zu treffen.
 
Warnzeichen und Indizien für Selbstausbeutung
Dazu einige exemplarische Beispiele aus der Studie der Bundesarbeitskammer (BAK) von 2015/16 zur „Qualität des Arbeitslebens der österreichischen ArbeitnehmerInnen“ mit 5.000 befragten Arbeitnehmer:innen:
  • E-Mails und Mobiltelefone fördern Selbstausbeutung in hohem Maße. So riefen von den Befragten 22 % „manchmal“, 9 % „oft“ und 3 % „immer“ ihre E-Mails abends bzw. nachts ab. Auch im Krankenstand tun dies 26 % der Befragten „manchmal“, 12 % „oft“ und 6 % „immer“.
  • Für rund 14 % der Befragten war es wichtig, immer erreichbar zu sein, um keine beruflichen Nachteile zu haben. 16 % erwarteten berufliche Vorteile, wenn sie immer erreichbar sind. Rund 36 % gingen zur Arbeit, obwohl sie eigentlich krank waren.
  • 65 % gaben an, dass sie sehr viel von sich selbst in die Arbeit investieren, und 60 % empfanden ihre Arbeit als IHRE Arbeit und nicht nur als EINE Arbeit.
  • 63 % führen ihr Schlafdefizit auf die Arbeitssituation zurück. Für 18 % ist es schwer, nach der Arbeit abzuschalten.
  • 16 % kommen von der Arbeit so erschöpft nach Hause, dass sie an Familienaktivitäten nicht teilnehmen können. 
Wie können Arbeitgeber:innen Selbstausbeutung verhindern? 
  • Konflikte aufgreifen: Eine nicht unwesentliche Ursache für Selbstausbeutung liegt in der Angst vor Konflikten und der Unmöglichkeit, Konflikte anzusprechen und konstruktiv auszutragen. 
  • Klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit: Sorgen Sie dafür, dass es in Ihrem Betrieb Schutzvorkehrungen vor Entgrenzung gibt.
  • Klare Strukturen und Verantwortlichkeiten: Auch bei flexiblen, agilen u. ä. Arbeitsformen muss es Strukturen und Verantwortlichkeiten geben, die präventiv vor Selbstausbeutung schützen.
  • Machbare Ziele und Milestones: Planen Sie Aufgaben und Ziele genau und prüfen Sie, ob die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen. 
  • Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz und BGF nutzen: Nutzen Sie die Evaluierung psychischer Belastungen und Programme der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), um mögliche Quellen der Selbstausbeutung offenzulegen und zu beseitigen.
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