Gesunde Arbeit

Einmal faire Arbeitsbedingungen, bitte!

Ergebnisse einer aktuellen FORBA-Studie zeigen, dass das Arbeitsklima im Hotel- und Gastgewerbe zu wünschen übrig lässt. Viele Beschäftigte berichten von unangemessenem Umgangston, Diskriminierung und sogar sexueller Belästigung. Die hohe Arbeitsbelastung und unregelmäßige Arbeitszeiten machen es zudem schwer, langfristig in diesen Branchen zu arbeiten. AK-Präsidentin Renate Anderl und Gewerkschaft vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit fordern dringend Verbesserungen.
Die Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gastgewerbe sind extrem schlecht, die Beschäftigten sind aufgrund ihres Alters, ihrer Ausbildung, ihres Geschlechts und ihrer Herkunft besonders leicht ausbeutbar. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und den unregelmäßigen Arbeitszeiten ist es keine Branche, in der Beschäftigte alt werden.
Pressekonferenz der Arbeiterkammer Die Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gastgewerbe sind extrem schlecht, die Beschäftigten sind aufgrund ihres Alters, ihrer Ausbildung, ihres Geschlechts und ihrer Herkunft besonders leicht ausbeutbar. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und den unregelmäßigen Arbeitszeiten ist es keine Branche, in der Beschäftigte alt werden.

Die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie und Hotellerie sind besorgniserregend. Ein belastendes Arbeitsklima, hohe Arbeitsbelastung und unregelmäßige Arbeitszeiten erschweren ein langfristiges Arbeiten in der Branche. Überstunden, Nacht- und Wochenendarbeit sind oft die Regel, was ein ausgewogenes Arbeits- und Privatleben nahezu unmöglich macht. AK-Präsidentin Renate Anderl und Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, betonen die Notwendigkeit von Veränderungen. Sie fordern bessere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten zu schützen und den Personalmangel in der Branche zu bekämpfen.

„Angesichts solcher Umstände wundert es mich nicht, dass vor allem das Gastgewerbe klagt, keine Beschäftigten zu finden“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. Und Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, ergänzt: „Die Studie zeigt klar, was unsere Mitglieder seit Jahren beklagen: Bessere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen sind unerlässlich. Trotz unserer Bemühungen bleiben Gespräche mit den Arbeitgebern ohne Erfolg. Kein Wunder, dass die Branche über Personalmangel klagt. Der Hauptgrund? Mangelndes Problembewusstsein und fehlender Mut zu Veränderungen bei gewissen Wirtschaftskammer-Funktionär:innen.“

Hohe Beratungsquote So wundert es auch nicht, dass 10 Prozent aller persönlichen Beratungen in der AK Wien mit Beschäftigten aus dem Hotel- und Gastgewerbe durchgeführt werden. Die angelegten Interventionsakte betreffen sogar zu 15 Prozent diese Branche. Damit ist die Branche bei den Beratungsfällen deutlich überrepräsentiert, denn Hotel- und Gastro machen nur 6 Prozent der Wiener Beschäftigten aus. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer:innen nimmt – nicht zuletzt aus Angst vor dem Jobverlust – erst dann mit der AK Wien Kontakt auf, nachdem das Arbeitsverhältnis beendet wurde. Zu den Problemstellungen zählen dabei: Wurden alle offenen Ansprüche korrekt abgegolten? Stimmt mein Lohn/Gehalt? Ist die Höhe der Urlaubsersatzleistung in Ordnung? Habe ich meine Überstunden korrekt bezahlt bekommen? Die Menge an Rechtsakten, die auf Grund von Vorsprachen aus dem Hotel- und Gastgewerbe angelegt werden, verdeutlicht: Nur selten sind Abrechnungen so korrekt, dass ein Einschreiten der AK nicht erforderlich wäre.  

Positive Beispiele Allerdings geht es auch anders. „Es gibt sehr wohl auch positive Beispiele wie das Parkhotel Brunauer und das Hirschwang Parkhotel, die beide eine 4-Tage-Woche eingeführt und die Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden gesenkt haben – mit der Konsequenz von zufriedenen und hochmotivierten Beschäftigten. Auch der Zukunfts-KV, den die Gewerkschaft vida mit den JUFA Hotels abgeschlossen hat, ist ein wichtiges Signal an die Branche. Dieser KV beinhaltet viele Vorteile für die Beschäftigten wie die schnellere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche, ein fixes freies Wochenende und einen Zuschlag für Sonntagsarbeit. Es ist zu hoffen, dass viele Betriebe aus der Hotellerie und Gastronomie diesem guten Beispiel folgen werden, denn die Zukunft im Hotel- und Gastgewerbe gehört den Mutigen“, sagt vida-Chef Roman Hebenstreit.

Um die Arbeitsbedingungen in Hotellerie und Gastronomie nachhaltig zu verbessern, fordern AK und vida

  • Anhebung des Urlaubsanspruchs: Ab dem 6. Dienstjahr bekommt der/die Beschäftigte alle drei Jahre einen zusätzlichen Urlaubstag. Nach 15 Jahren soll damit die volle 6. Urlaubswoche erreicht sein.
  • Planbarkeit: Es braucht wirksame Sanktionen, wenn die 14 Tage-Frist bei der Vorankündigung der Dienstpläne nicht eingehalten wird.
  • Garantierte Freizeit: Die Beschäftigten sollen ein garantiertes freies Wochenende pro Monat erhalten.
  • Strenge bei Lohn- und Sozialdumping: Mit dem Aufweichen des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz ist Lohn- und Sozialdumping für Arbeitgeber leichter und billiger geworden. Die gesetzlichen Regelungen müssen wieder verschärft werden.
  • Der Mehrarbeitszuschlag im Arbeitszeitgesetz soll auf 50 Prozent erhöht werden – dieser Zuschlag soll auch dann gelten, wenn Mehrstunden in Form von Zeitausgleich abgegolten werden. Der dreimonatige Zeitraum, in dem Mehrarbeit zuschlagsfrei in Zeit abgegolten werden kann und der weder praktikabel noch kontrollierbar ist, soll aus dem Gesetz gestrichen werden.
  • Sanktion bei Nichtausstellung eines Dienstzettels: Der Dienstzettel ist eine wichtige Informationsquelle für Arbeitnehmer:innen. Im Gastgewerbe wird aber häufig kein Dienstzettel ausgestellt – nach jetziger Rechtslage hat das keine Folgen für den Arbeitgeber. In Zukunft soll es daher Sanktionen geben, wenn kein Dienstzettel ausgestellt wird.
  • 2018 erfolgten Änderungen im Arbeitszeitgesetz und Arbeitsruhegesetz: Im Gast-, Schank- und Beherbergungsgewerbe ist es dadurch viel leichter geworden, die tägliche Ruhezeit von 12 Stunden auf 8 Stunden zu verkürzen. Diese Regelung muss zurückgenommen und unter Einbindung der Arbeitnehmer:innenvertretung neu gestaltet werden.
Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022