Flexibilität in alle Richtungen
Johannes Bock, Sohn des Firmengründers Johann Bock, ist einer der Geschäftsführer von BECOM. Er führt uns stolz durch die Fertigungshalle des Unternehmens. Hier werden zum Beispiel Leiterplatten individuell bestückt – entweder von Hand oder durch einen Roboter. In beiden Fällen kommt am Ende Präzisionsarbeit heraus. „Das ist ein kleiner, detaillierter Markt“, schildert der Firmenchef, „wir bieten dem Kunden von der Entwicklung über die Validierung bis zur Produktion und dem Aftersales alles aus einer Hand.“ An die 2.500 verschiedene Produkte würden jedes Jahr hergestellt.
Durch die Produktionshalle in Hochstraß schlängelt sich eine Reihe von Öfen. Sie werden benötigt, um die einzelnen aufgebrachten Komponenten schließlich mit den Leiterplatten zu verlöten, erläutert Martin Schmall, Sicherheitsfachkraft bei BECOM. In den Öfen wird eine Temperatur von bis zu 260 Grad Celsius erreicht. Bei BECOM hat man nicht nur eine Lösung gefunden, um die Beschäftigten vor dieser übermäßigen Hitzeentwicklung zu schützen, sondern auch, um nachhaltig mit Energie umzugehen. Die hier abgegebene Wärme wird daher sofort abgeleitet und rückgewonnen, sie dient schließlich zur Heizung aller Gebäude am Standort – von den Büros bis zur Lagerhalle.
Unterstützend kommen Wärmepumpen zum Einsatz. Eine Photovoltaikanlage auf einem Teil des Daches wiederum sorgt in der wärmeren Jahreszeit für die Energie, die zum Kühlen der Gebäude benötigt wird. „Null CO2 ist möglich“, lautet eine der Devisen des Unternehmens. Fossile Brennstoffe kommen hier nicht mehr zum Einsatz, betont Peter Exler. Er ist Energiemanagementbeauftragter und Teamleiter Infrastrukturmanagement bei BECOM.
Man bemüht sich aber etwa auch im Bereich der Verpackungen um eine Kreislaufwirtschaft – Kartonagen werden beispielsweise immer wieder verwendet. Logistik-Mitarbeiter Michael Kainz erzählt zudem, dass man auch daran arbeite, auf zusätzliche Plastikverpackungen zu verzichten. „Wir versuchen unseren Lieferanten zu vermitteln, dass die Entfernung einerseits überflüssige Arbeit darstellt, dass das Plastik außerdem nur Müll ist und nicht wirklich eine Schutzwirkung bietet.“
Dieser effiziente Mitteleinsatz sei nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, betont Exler. „Nachhaltigkeit, also mit weniger Ressourceneinsatz mehr zu erreichen, ist doch auch die Definition von Wirtschaftlichkeit.“
Diesen Zugang wählt das Management auch, wenn es um den Umgang mit Mitarbeiter:innen geht. Einerseits wird auf Sicherheit geachtet – wo benötigt, sei der Einsatz von Schutzausrüstung selbstverständlich, so Sicherheitsvertrauensperson Andreas Ringhofer. Andererseits gibt es regelmäßige Gesundheitschecks, und Arbeitsmediziner Herbert Tillhof achtet darauf, dass die Arbeitsplätze so gestaltet sind, dass sie nicht zu Problemen mit dem Bewegungsapparat führen.
Bei Büroarbeitsplätzen gibt es hier gute Standardlösungen – etwa mit höhenverstellbaren Tischen. Etwas schwieriger ist die Situation in der Fertigungshalle. „Aber wir haben ja unsere eigene Werkstätte und können, wenn nötig, auch hier individuelle Arbeitsplätze bauen“, sagt Bock. Diesen Ansatz verfolge man auch, wenn Arbeitnehmer:innen mit Behinderungen spezifische Anpassungen in ihrer Arbeitsumgebung benötigen.
Nicht gänzlich lösbar sei die Situation für jene Kolleg:innen, die Produkte schließlich mit dem Mikroskop prüfen müssen. Hier komme es zu vielen Stunden Arbeit in gebückter, sitzender Haltung, sagt Tillhof. Man versuche die Betroffenen daher zu motivieren, immer wieder in Bewegung zu kommen, und erinnere sie daran, zwischendurch aufzustehen und auch Pausen zu machen, betont der Arzt.
Es gibt aber auch Belastungen anderer Art. Christian Bernhart ist Leiter des Bereichs Einkauf und Logistik. Er kämpft einerseits mit unbesetzten Stellen in seinem Team, andererseits mit den immer noch nicht funktionierenden Lieferketten. Hier mache aktuell nach wie vor der Engpass an Halbleitern, die man aus China importiere, Probleme – eine Folge der Globalisierung. Aber auch Wetterkapriolen weltweit sorgen immer wieder für Verknappungen. Das kann zu Überstunden führen, um doch noch irgendwo die fehlenden Komponenten aufzutreiben. „Uns ist daher wichtig: Das Wochenende ist immer arbeitsfrei“, betont Bernhart. Allgemein bemühe man sich, den Arbeitnehmer:innen in Sachen Planbarkeit entgegenzukommen. „Wenn ein Kollege sagt, ich brauche morgen Nachmittag frei, ist das in der Regel kein Thema.“
Das bestätigt auch Hermine Supper-Schlögl, sie ist Vorsitzende des Arbeiter:innenbetriebsrats. Wichtig für die Belegschaft sei die Gleitzeitregelung. Möglich sei es zudem, nicht nur Mehr-, sondern auch Minusstunden zu machen. Dennoch komme es selten, aber doch, dazu, dass Beschäftigte etwa wegen psychischer Probleme oder Burn-out für längere Zeit ausfallen, wobei die Betriebsrätin betont, dass die Ursache dann meist in einem Mix aus privater und beruflicher Überlastung liegt. „Dann kümmern wir uns gemeinsam mit der Geschäftsleitung darum, dass die Betroffenen gute Unterstützung bekommen. Und wenn sie zurückkommen, entscheiden sie selbst, wie fit sie sich fühlen und wie lange sie arbeiten können. Manche bleiben dann ganz bei der Teilzeit. Wichtig ist der Geschäftsführung, dass sie ihren Platz im Betrieb wiederfinden.“