Gesunde Arbeit

Erschwernisse für Sicherheitsvertrauenspersonen nehmen zu

In den letzten Jahren haben die Erschwernisse für die Arbeit von Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) zugenommen. Der Zeitmangel für die Ausübung der Tätigkeit als SVP stellt für sie die größte Herausforderung dar und hat sich im Vergleich zu 2015 sogar verdoppelt – so eine aktuelle Studie von AK und IFES.
Belastungen, vor allem Zeitmangel, haben zugenommen Die Ergebnisse zeigen, dass viele SVP mit verschiedenen Erschwernissen beim Erfüllen ihrer Funktion zu kämpfen haben.
Zeitaufwand für die Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson
Infografik: Erschwernisse bei der Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson Belastungen, vor allem Zeitmangel, haben zugenommen Die Ergebnisse zeigen, dass viele SVP mit verschiedenen Erschwernissen beim Erfüllen ihrer Funktion zu kämpfen haben.
Infografik: Zeitaufwand für die Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson Zeitaufwand für die Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson

Um Informationen zur Lage und zu den Problemen von Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) zu gewinnen, hat die Arbeiterkammer Wien gemeinsam mit IFES im Februar und März 2023 eine Befragung von 483 SVP in Wien durchgeführt. Die Befragung (online und telefonisch) knüpft an eine Vorgängerstudie aus 2015 an und erlaubt somit einen zeitlichen Vergleich. Zwei Drittel der nun befragten Personen verfügten über viel Erfahrung als SVP, da sie diese Funktion schon vier Jahre oder länger ausüben.

Belastungen, vor allem Zeitmangel, haben zugenommen Die Ergebnisse zeigen, dass viele SVP mit verschiedenen Erschwernissen beim Erfüllen ihrer Funktion zu kämpfen haben. Am häufigsten ist dies der Zeitmangel („zu wenig Zeit für meine Tätigkeit als SVP“): 28 % der Befragten haben angegeben, dass dies in größerem Umfang auf sie zutrifft. Das entspricht einer Verdopplung gegenüber den Angaben von 2015, als sich lediglich 14 % der Befragten von Zeitmangel betroffen fühlten. Die Belastung durch Zeitmangel hat somit stark zugenommen. Passend zur subjektiven Einschätzung, dass Zeitmangel zunimmt, haben sich gegenüber 2015 auch die Zeitaufwände, die die Befragten pro Woche für ihre Tätigkeit als SVP aufwenden (können), reduziert (siehe Infografik „Zeitaufwand für die Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson“). Im Schnitt (Mittelwert) haben die befragten SVP knapp unter zwei Stunden pro Woche an Zeit für ihre Tätigkeit als SVP aufgewendet (eine Stunde und 50 Minuten); in kleineren Betrieben weniger, in größeren mehr.
Mit dem Zeitmangel hängt auch zusammen, dass 21 % der Befragten in stärkerem Maße (Note 1 und 2) „zu wenig Aus- und Weiterbildung“ machen. 2015 waren es 14 %.


Stellenwert im Betrieb und Mehrfachbelastung Ein dritter Aspekt, der sich laut Auskunft der Befragten negativ auswirkt, ist der unklare Stellenwert von SVP im Betrieb: So haben 18 % der Befragten angegeben, dass ihre Arbeitgeber:innen ihre Arbeit als SVP nicht ernst nehmen (2015: 12 %). Fast ebenso viele (17 %; 2015: 11 %) gaben zu Protokoll, dass den Kolleg:innen im Betrieb die unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben von Betriebsrat, Sicherheitsfachkraft und Sicherheitsvertrauensperson unklar wären – was zumindest zum Teil auch daran liegen mag, dass die Funktionen SVP und Betriebsratsmitgliedschaft bei einem kleinen Teil der Befragten auch zusammenfallen. Denn wer Funktion und Verantwortung als SVP übernimmt, hat sehr häufig auch noch weitere wichtige Pflichten übernommen, z. B. Ersthelfer:in (47 %), Brandschutzwart:in (18 %), Brandschutzbeauftragte:r (16 %) oder ist selbst auch im Betriebsrat (12 %). Ein Drittel hat auch angegeben, Führungskraft zu sein.
Wie die Infografik „Erschwernisse bei der Tätigkeit als Sicherheitsvertrauensperson“ zeigt, spielen mitunter auch weitere Faktoren, z. B. räumliche Trennung und Homeoffice, eine Rolle. Insgesamt haben die Betroffenheitsraten in den abgefragten Kategorien gegenüber 2015 somit zugenommen.


Zeitmangel verhindert Weiterbildung Für die Weiterbildung als SVP steht eine ganze Reihe von Angeboten zur Verfügung, zum Beispiel zweitägige Auffrischungskurse oder eintägige Tagesseminare der AK Wien. 28 % der Befragten hatten solche schon einmal in Anspruch genommen. Bei SVP in ihrer ersten Funktionsperiode ist der Anteil 12 %; bei jenen, die schon 4 Jahre oder länger SVP sind, ist der Anteil 36 % und damit deutlich höher. Die überwiegende Mehrheit der Befragten hat somit noch an keinem Tagesseminar teilgenommen (72 %). Wer seltener als alle 4 bis 5 Jahre oder noch gar nie ein Tagesseminar besucht hat, wurde nach den Gründen für dieses Ausbleiben gefragt. Das häufigste Hindernis für die Weiterbildung war, keine Zeit für die Weiterbildung zu haben. Dies betraf 45 % der Befragten. Weitere Gründe waren das Fehlen passender Angebote bzw. die Unkenntnis darüber, wo man sich über Weiterbildungsangebote informieren kann (zusammengenommen 23 %).
Auf diese Weise wirkt sich Zeitmangel doppelt negativ auf die Sicherheit und Gesundheit in Unternehmen aus: Einerseits können SVP, die diese Funktion neben ihrer „eigentlichen“ Aufgabe im Betrieb zu erfüllen haben, sich nur eingeschränkt dieser Funktion widmen. Andererseits wirkt sich fehlende Weiterbildung negativ auf den Kenntnis- und Informationsstand aus und verhindert, dass die SVP „am Puls der Zeit“ bleiben und in ihrer Rolle agieren können.


Die Rolle von Sicherheitsvertrauenspersonen stärken! Sicherheitsvertrauenspersonen haben eine wichtige Rolle und Funktion in Betrieben. Sie beraten, unterstützen und vertreten ihre Kolleg:innen in puncto Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, haben ein wachsames Auge auf die Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen bzw. melden den Arbeitgeber:innen festgestellte Mängel und stehen ihren Kolleg:innen für Fragen zur Verfügung.
Gute und qualitätsvolle Arbeit erfordert jedoch eine entsprechende Aus- und Weiterbildung. Es ist wichtig, immer auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und gesetzlichen Regelungen zu sein, insbesondere in Bezug auf Sicherheits- und Gesundheitsstandards. Nur so können Gefahren effektiv und rechtzeitig erkannt und beseitigt werden.


Einige konkrete Forderungen der AK sind daher:

  • Insgesamt mehr Zeit für Aus- und Weiterbildung von SVP. So etwa der Freistellungsanspruch von mindestens fünf Stunden pro Monat und eine zusätzliche Freistellung von mindestens einer Woche pro Funktionsperiode
  • Die betrieblichen Mitbestimmungsrechte von SVP weiter auszubauen und sie dadurch in ihrer Funktion als wertvolle Partner:innen im Sicherheits- und Gesundheitsschutz zu stärken
  • Regelung des Kündigungs- und Entlassungsschutzes für SVP nach dem Vorbild der Belegschaftsorgane
  • Verpflichtende Bestellung von SVP in Arbeitsstätten ab dem/der fünften Beschäftigten

Weiterführende Informationen

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022