Zahlen mit Hand und Fuß
Die globalen Schätzungen der ILO gehen von weltweit 212.000 Todesfällen infolge arbeitsbedingter Krebserkrankungen aus. Diese Zahlen basieren auf den WHO-Mortalitätsdaten für 2011. In einem Bericht, der für die unter dem griechischen Ratsvorsitz veranstaltete Konferenz über Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz 2014 erstellt wurde, wurden 102.500 dieser Todesfälle der EU zugerechnet. Die Daten, die auf dem ILO-ISSA-Welt-Kongress im August 2014 bekannt gegeben wurden, bestätigen diese Schätzung für die EU-28 auf Basis der Zahlen von WHO und ILO von 2010 und 2011.
Unter der Annahme, dass Schätzungen über unterschiedliche Expositionshöhen in den einzelnen Mitgliedstaaten nicht berücksichtigt werden, und basierend auf europaweit aggregierten Daten konnte der renommierte Wissenschafter Jukka Takala eine grobe Verteilung der 102.500 Menschen auf die einzelnen EU-Länder präsentieren. Für Österreich war das Ergebnis die Zahl 1.820.
Ist die Berechnung richtig?
Zunächst muss berücksichtigt werden, dass die Zahlen für die EU nicht einfach anhand der Einwohnerzahl verteilt werden können, da die absolute Zahl der Erwerbstätigkeiten relevant ist. Daher kann in einem ersten Schritt das Verhältnis der insgesamt in der EU vorhandenen Erwerbstätigen im Vergleich zu Österreich berechnet werden. Gemäß Daten von Eurostat für das Jahr 2011 sind das für die EU 207,841 Millionen und für Österreich 3,802 Millionen Menschen. Ebendieses Verhältnis wird anschließend zur Berechnung des ungefähren Anteils Österreichs an den 102.500 arbeitsbedingten Krebstoten verwendet, folglich 1.875.
Eine alternative Rechenmethode
Misstraut man den international aggregierten Daten, so ist eine annähernde Berechnung selbstverständlich auch mit österreichischen Daten möglich.
Anhand der Mortalitätsdaten zu Krebserkrankungen der Statistik Austria (10.525 männliche und 9.371 weibliche Krebstote) und des aus wissenschaftlichen Studien generierten Anteils des Faktors Arbeit an ebendiesen (nach Nurminen und Karjalainen für Männer 13,8 und für Frauen 2,2 Prozent) erhält man insgesamt ca. 1.660 arbeitsbedingte Krebstote in Österreich für das Jahr 2011.
Auch dies entspricht einer Schätzung, da es nicht möglich ist, die unterschiedlichen Risiken der verschiedenen karzinogenen Arbeitsstoffe für die Entwicklung von unterschiedlichen Krebsarten zu berücksichtigen.
Zusammengefasst lässt sich somit zeigen, dass die Zahlen von Jukka Takala keinesfalls aus der Luft gegriffen sind. Es wäre vermessen, nun darüber zu diskutieren ob die tatsächliche Anzahl an arbeitsbedingten Krebstoten pro Jahr 1.660, 1.820 oder 1.875 beträgt, es sei denn, man könne auch nur die geringste Zahl an vermeidbaren Krebstoten akzeptieren.