Gesunde Arbeit

„Mein größter Wunsch wäre, dass Inklusion nichts Besonderes mehr ist“

Nach dem tragischen Unfalltod von Herbert Pichler hat das „Chancen Nutzen Büro“ im ÖGB mit Patrick Berger seit Jänner 2022 einen neuen Leiter. Die „Gesunde Arbeit“ hat mit ihm über seine Pläne gesprochen.
Patrick Berger: „Das ‚Chancen Nutzen Büro‘ bietet rasche und unbürokratische Hilfe für ArbeitnehmerInnen.“
Patrick Berger, Leiter des Chancen Nutzen Büros Patrick Berger: „Das ‚Chancen Nutzen Büro‘ bietet rasche und unbürokratische Hilfe für ArbeitnehmerInnen.“

Kannst du eure Arbeit kurz vorstellen?
Das „Chancen Nutzen Büro“ bietet rasche und unbürokratische Hilfe für ArbeitnehmerInnen. Mit individuellen Beratungen und Coachings, aber auch Seminaren und Vorträgen in den Betrieben und für die Betriebe soll die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, Personen mit chronischen Erkrankungen und generell die Arbeitssituation erleichtert werden. Dazu sollen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmervertreterInnen sensibilisiert, Vorurteile und Ängste abgebaut sowie individuelle Unterstützung bei Fragen oder Schwierigkeiten angeboten werden.
 

Gibt es für ArbeitnehmerInnen mit Behinderungen besondere Herausforderungen in Sachen ArbeitnehmerInnenschutz?
Meine MitarbeiterInnen berichten aus den über 9.000 Coachings seit 2003, dass es immer wieder sehr viele positive Beispiele gibt. Inklusion kann funktionieren, vor allem wenn mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gesprochen wird und nicht über sie. Wir haben festgestellt, dass es große Unsicherheiten, Uninformiertheit, Ängste, aber auch Vorurteile im Bezug auf den ArbeitnehmerInnenschutz für Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten gibt.

Hast du das Gefühl, dass Inklusion in der Arbeitswelt gelebt wird?
Gerade in der Zeit des vermehrten Homeoffice wurden Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion sichtbar. Einerseits berichteten Klienten und Klientinnen über die Erleichterung, vermehrt im Homeoffice arbeiten zu können, da behinderungs- oder krankheitsbedingte Rahmenbedingungen besser organisiert werden konnten. Dadurch leidet aber auch die soziale Inklusion in den Betrieben. Oft fehlt es an Wissen und Kommunikation darüber, was konkret gebraucht wird, damit die ArbeitnehmerInnen ihre Arbeit gut machen können.

Welche Auswirkungen der Pandemie auf ArbeitnehmerInnen konntet ihr beobachten?
Eindeutig ist zu beobachten, dass die psychischen Belastungen in den vergangenen zwei Jahren gestiegen sind. Burn-out, Depressionen, Panikattacken und Ängste haben stark zugenommen. Zudem gibt es kaum zeitnah einen Kassentherapieplatz für Betroffene. Die MitarbeiterInnen des „Chancen Nutzen Büros“  können in diesen Fällen eine Überbrückungszeit anbieten.

Wer kann sich an das „Chancen Nutzen Büro“ wenden?
Das „Chancen Nutzen Büro“ ist für alle da, die Fragen haben oder Beratung und Unterstützung im beruflichen Kontext benötigen. Darüber hinaus ist es auch eine Schnittstelle und ein Vernetzungspunkt für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen.

Was ist für dich „gesunde Arbeit“?
„Gesunde Arbeit“ ist aus meiner Sicht, dass ich die Möglichkeit habe, mich mit all meinen Fähigkeiten und Ressourcen in die Arbeit einzubringen. Und wenn die Rahmenbedingungen passen, um die Arbeit gut erledigen zu können. Wenn sowohl fachlich als auch im sozialen und kollegialen Miteinander jede/jeder einen Beitrag leisten kann und auch auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Charlotte Reiff, ÖGB

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