Gesunde Arbeit

Verlässlich gute Pflege

Aus Sicht der Beschäftigten ist die Pflege und Betreuung alter Menschen einerseits eine sinnvolle Tätigkeit, verbunden mit einer hohen prinzipiellen Zufriedenheit mit dem Beruf (Arbeitsklimaindex AK OÖ). Andererseits herrscht vielerorts Personalmangel, Arbeitsdruck und Überstunden steigen.

„Wird ein älterer Mensch pflege- oder betreuungsbedürftig, stellt das die Betroffenen und die Angehörigen in Österreich vor große Herausforderungen“, sagt AK Präsident Rudi Kaske. „Ob Pflege und Betreuung von den Angehörigen oder von professionellen Kräften geleistet wird, ist stark vom Angebot abhängig, statt von den Bedürfnissen der Betroffenen. Dieses Angebot ist in Österreich je nach Region höchst unterschiedlich vorhanden und oft von Mangel gekennzeichnet. Wir haben es hier mit einem Fleckerlteppich zu tun.“

Für die Angehörigen ist eine echte Wahlfreiheit zwischen Inanspruchnahme von professionellen Pflege- und Betreuungsdienstleistungen und der Pflege in Eigenregie samt Aufgabe der eigenen Erwerbstätigkeit häufig nicht gegeben. Das trifft in erster Linie Frauen.


Personalmangel, Arbeitsdruck und Überstunden
Aus Sicht der Beschäftigten ist die Pflege und Betreuung alter Menschen einerseits eine sinnvolle Tätigkeit, verbunden mit einer hohen prinzipiellen Zufriedenheit mit dem Beruf (Arbeitsklimaindex AK OÖ). Die Rahmenbedingungen für die überwiegend weiblichen Beschäftigten sind aber schwierig, wie die Gewerkschaften aus der Praxis wissen: Einerseits ist die Branche von einem hohen Anteil an Teilzeit und daraus resultierend niedrigen Einkommen sowie geringen Aufstiegschancen gekennzeichnet. Andererseits herrscht vielerorts Personalmangel, Arbeitsdruck und Überstunden steigen. „Dass dabei das Gespräch mit und die Zuwendung an die pflegebedürftigen Menschen zu kurz kommen, belastet die Beschäftigten ebenso, wie die KlientInnen und die Angehörigen“, so Kaske.

Ein Ausbau der professionellen Pflege und Betreuung für zu Hause und eine ausreichende Ausstattung der institutionellen Pflege ist aus Sicht von AK und Gewerkschaften dringend notwendig. Dazu soll der Pflegefonds zur Dauereinrichtung werden.


Verlässlich gute Pflege und Betreuung - Egal wo in Österreich!
Einheitliche Qualitätsstandards für die Pflege müssen entwickelt werden. Nur so ist eine seriöse Abschätzung des weiteren Bedarfs möglich. Auch wenn durch den Pflegefonds erstmals Daten für Gesamt-Österreich gesammelt werden, ist die Datenlage über Versorgungssituation, Angebotslücken und Arbeitssituation sehr mangelhaft. AK und Gewerkschaften fordern daher, diese Wissenslücken auch über das Instrument des Pflegefonds zu schließen. Der AK Präsident: „Das Ziel muss lauten: verlässlich gute Pflege und Betreuung, für Pflegebedürftige, Angehörige und Beschäftigte gleichermaßen. Egal wo in Österreich.“

AK und Gewerkschaften fordern:
Ausbau von Qualität und Angebot: Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf haben ein Recht darauf, österreichweit das für sie geeignete Angebot mit gleichen Standards bei der Qualität vorzufinden. Daher braucht es einen Ausbau der Pflege- und Betreuungsangebote sowie einheitliche Qualitätsstandards.

Um den steigenden Bedarf und die Verbesserungen in der Pflege bewältigen zu können, braucht es
mehr Personal sowohl in den bestehenden Einrichtungen als auch für neu zu schaffende Angebote. Allerdings kann der Fachkräftemangel im Pflegesektor nur dann bewältigt werden, wenn die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten attraktiver werden.

Pflegefonds dauerhaft verankern: Der Pflegefonds ist ein wichtiger Hebel für den Ausbau und für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der Pflege. Der Pflegefonds soll daher dauerhaft für Verbesserungen in der Pflege fortgeführt werden.

Case-and-Care-Management muss ausgebaut werden. Das ist notwendig, um das richtige Betreuungs- und Pflegeangebot zu finden – das spart Kosten und vermeidet Fehlanreize. Sie wissen, wo es welche Leistungen gibt, sie erstellen einen entsprechenden Betreuungsplan und organisieren die Durchführung. Ein Ansatz in diese Richtung sind die Beratungszentren für Pflege und Betreuung in Wien.

Für die Angehörigen:
Die Rechte im Betrieb müssen verbessert werden: Pflegekarenz und Pflegeteilzeit für die Überbrückungsphase bis zur Organisation der Pflege muss ein Recht für die Beschäftigten sein – derzeit ist eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber notwendig.

Für die Pflege- und Betreuungskräfte:
Es braucht auf vielen Ebenen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in Pflege und Betreuung.

Bessere Arbeitszeiten: Die Arbeitsabläufe sollen durchforstet werden, um zerstückelte Arbeitszeit und hohe Teilzeiten vermehrt in zusammenhängende Vollzeitarbeitsplätze umzuwandeln. Der Wechsel von Teilzeit in Vollzeit erleichtert werden.

Weniger Arbeitsdruck: Die Belastungen im Pflegeberufen sind im Vergleich zu anderen Berufen besonders hoch. Sie sind überdurchschnittlich oft von körperlichen und psychischen Belastungen, und Arbeitsstress betroffen. Hinzu kommt noch die Belastung durch permanenten Kontakt mit gesundheitlich stark eingeschränkten Menschen.  Die Arbeitsbedingungen müssen so verändert werden, dass ein längerer Verbleib im Beruf und ein Arbeiten bis zum Pensionsantritt möglich wird.

Bessere Bezahlung: Pflege- und Betreuungskräfte leisten wertvolle Arbeit. Das soll auch mit einer gerechten Bezahlung anerkannt werden. Da der Großteil der Arbeitskräfte im Bereich Frauen sind, ist eine bessere Bezahlung auch eine Frage der Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

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