Gesunde Arbeit

Zwangsbeschallung bis zur Schmerzgrenze

Wir leben im Wilden Westen des Hörens

Zwangsbeschallung? Was soll das denn sein? Tatsächlich, wir sind mit „Zwangsbeschallung“ in unserem Alltag nahezu flächendeckend konfrontiert: In Geschäften, im Lokal, im Restaurant, in Arzt-Ordinationen, auf Toiletten sind wir bis zur Schmerzgrenze mit akustischen Umweltverschmutzungen konfrontiert.
www.beschallungsfrei.at
Beschallungsfreie Zone
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Beschallungsfreie Zone

Unser Gehör ist ein Wunderwerk der Natur: Wir hören über Schallwellen – und Schall ist bewegte Luft. Ohne Luft also kein Schall, kein Hören. Im Weltall gibt es keinen Schall – das ist also der einzig stille Ort. Nachdem wir aber auf der Erde leben, können wir hören. Fast müsste man sagen müssen wir hören, denn das Hörorgan (wir nennen es flapsig Ohr) ist 24 Stunden am Tag aktiv. Wir können das Ohr nicht verschließen, abdrehen oder ausknipsen. Es ist das einzige Organ, das immer aktiv ist.

Hören findet also statt, ob wir wollen oder nicht. Allerdings entscheiden wir, ob wir etwas als angenehm, unangenehm, störend oder passend erleben. Es kommt also auf unsere Verfassung an, wir mit unserem „Hörbaren“ umgehen. Entscheidend dabei ist, ob wir Einfluss auf unsere Umgebung, wo ja der Lärm herkommt,  haben oder nicht. Zu Hause bin ich Herr über Radio und Fernsehen, auf der Straße kann ich Verkehrslärm nicht beeinflussen. Es entstehen klassische Stresssituationen, dauerhafter Lärm macht krank, wir sind im Dauer-Alarmzustand – sowas hält kein Mensch auf Dauer aus, dafür sind wir nicht gebaut. Viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden auf den vermehrten Ausstoß von Stresshormonen zurückgeführt.

Und nun sind wir also mit Zwangsbeschallung konfrontiert – und viele Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft und Medizin schauen tatenlos zu. Während eine Kampagne gegen das Rauchen die andere - löblicherweise - ablöst, findet kein Mensch etwas dabei, wenn die akustische Umweltverschmutzung fröhliche Urstände feiert.

Kampagne „Beschallungsfrei“
Im Rahmen der Aktivitäten rund um die Kulturhauptstadt Linz 2009 haben sich 3 Organisationen – Katholische Kirche, Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalisten Papier OÖ (GPA-djp) und Hörstadt Linz – sich diesem Thema intensiv angenommen und eine Kampagne gegen die Hintergrundmusik, die wir von der Wurstabteilung bis aufs Klo hören müssen – ob wir wollen oder nicht ins Leben gerufen. Diese Kampagne ist übrigens eine der wenigen Nachhaltigkeiten aus der gesamten Kulturhauptstadt Linz 09.

Sie setzt dabei aber nicht auf Verbote, sondern auf Bewusstseinsbildung. Dazu gehört vor allem die Propagierung des Aufklebers "Beschallungsfrei – Zone ohne Hintergrundmusik". Mit diesem Aufkleber können öffentlich zugängliche Räume wie Geschäfte, Lokale, Hotels oder Warteräume ähnlich wie ein Nichtraucherbereich gekennzeichnet werden.

"Zwangsbeschaller des Jahres"
Vor allem im Advent wird die Zwangsbeschallung mit Hintergrundmusik für viele zum großen Ärgernis: Als KundInnen ärgern wir uns oft über die überall gleichen Weihnachtslieder in den Geschäften und die häufig laute Musik, die den Stress beim Einkaufen vergrößert – oder auf den Weihnachtsmärkten die Stadt akustisch verschandelt. Zur großen Belastung wird die weihnachtliche Hintergrundmusik vor allem für die Handelsangestellten: Sie müssen die Musik den ganzen Arbeitstag lang aushalten und sehr oft ein ganz kleines Repertoire an Weihnachtsliedern ertragen, das ständig wiederholt wird. Um vor allem darauf hinzuweisen, ermittelt und kürt „Beschallungsfrei“ seit 2008 im Advent den "Zwangsbeschaller des Jahres" – in einer Jahreszeit, in der viele Menschen für das Thema sensibilisiert sind. Preisträger dieser Negativauszeichnung sind Handelsbetriebe wie z.B. Hollister, Desigual, Tally Weil, Pimkie, Six u.a.

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