Gesunde Arbeit

Gewalt im Fadenkreuz

Um der Gewalt im Betrieb den Kampf anzusagen, muss vor allem die Unternehmenskultur ins Visier genommen werden.
Gewalt ist stets ein Angriff auf die Würde und Gesundheit des Menschen.
Grimmig blickender Mann, der eine Frau an den Oberarmen gepackt hat. Gewalt ist stets ein Angriff auf die Würde und Gesundheit des Menschen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) definiert Gewalt am Arbeitsplatz als „eine Handlung, eine Begebenheit oder ein von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt, verwundet wird“. Interne Gewalt wird durch KollegInnen, Vorgesetzte oder Management, externe Gewalt von KundInnen, PatientInnen, KlientInnen u. dgl. verübt. Soweit die trockene Theorie.

Pulverfass Arbeitsplatz
Die Praxis spricht eine deutlichere Sprache: 2013 waren rund 144.000 Beschäftigte in ihrem Beruf von Gewalt bedroht – das sind etwa 3,5 Prozent aller Erwerbstätigen. Frauen waren 1,4-mal so häufig betroffen wie Männer (Statistik Austria, 2014).

Ob Pflegekräfte, Bankangestellte, Öffi-FahrerInnen, VerkäuferInnen oder TelefonistInnen – Gewalt am Arbeitsplatz kann alle treffen. Steigende Belastungen wie knappe Zeit- und Personalressourcen, Kommunikationsmangel und Wettbewerbsdruck führen zu einer Zunahme des Konfliktpotenzials – die Tendenz, dass Gewalt im Betrieb zum Thema wird, steigt.


Ein Schuss nach hinten
Gewalt ist stets ein Angriff auf die Würde und Gesundheit des Menschen, bedeutet viel Leid für die betroffenen Personen und hinterlässt tiefe Narben. Angst oder Panik, Schlafstörungen, sich immer wieder aufdrängende Erinnerungen u. v. m. können die Folge sein. Auch die Konsequenzen für den Betrieb sind beträchtlich: Sinkende MitarbeiterInnenzufriedenheit, vermehrte Krankenstände und erhöhte Personalkosten, Verminderung der Produktivität, Imageverlust oder sogar Schadenersatzforderungen sind oft nur die Spitze des Eisbergs.

Erfolgsstrategie Unternehmenskultur
Unternehmenskultur meint gemeinsame Werte, Normen und Einstellungen und zeigt sich im Betrieb z. B. in der Kommunikation miteinander, wie mit Fehlern umgegangen wird, Konflikte gelöst, Entscheidungen getroffen oder Menschen behandelt werden. Eine gute und wertschätzende Unternehmenskultur ist die Basis jeder Gewaltprävention: Ein menschliches Unternehmensleitbild (das auch gelebt wird), ein offenes, wertschätzendes Betriebsklima sowie klare Verantwortlichkeiten und ehrliche Kommunikation gehören ebenso dazu wie ein klares Bekenntnis des Betriebes zur Gewaltfreiheit. Regelmäßige Teambesprechungen und Angebote von Coaching bzw. Supervision sowie Schulungsangebote für alle Beschäftigten tragen zur Entlastung und Enttabuisierung bei. Wichtig ist ebenso, dass die Beschäftigten wissen, was im Anlassfall zu tun ist bzw. an wen sie sich wenden können. Arbeit an der Unternehmenskultur kostet Zeit und Geld – Investitionen, die sich mehr als lohnen, damit aus dem Betrieb kein Schlachtfeld wird.

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