Gesunde Arbeit

Unzufrieden mit Arbeitsdruck und Arbeitsmenge

Was BetriebsrätInnen zum Arbeitsumfeld im Strukturwandelbarometer 2018 der AK Wien geantwortet haben..
Zufriedenheit mit innerbetrieblichen Strukturen
Veränderungen innerbetrieblicher Strukturen im letzten Jahr
Infografik Zufriedenheit mit innerbetrieblichen Strukturen Zufriedenheit mit innerbetrieblichen Strukturen
Infografik Veränderungen innerbetrieblicher Strukturen im letzten Jahr Veränderungen innerbetrieblicher Strukturen im letzten Jahr

Im Rahmen des von IFES im Auftrag der AK Wien erstellten Strukturwandelbarometers wurden 300 BetriebsrätInnen österreichischer Kapitalgesellschaften befragt, welche Veränderungen insbesondere der Arbeitsbedingungen sie in ihren Unternehmen wahrnehmen. Die befragten Betriebsräte wollen den betrieblichen Wandel im Sinne ihrer Beschäftigten aktiv mitgestalten. Den beobachteten Vorteilen des strukturellen Wandel stehen eine Reihe von Nachteilen gegenüber mit den Hauptaspekten stagnierenden Einkommens, erhöhten Zeitdrucks und zunehmender Arbeitsverdichtung mit entsprechenden Auswirkungen auf die gesundheitliche Situation von ArbeitnehmerInnen sowie der steigenden Instabilität der Beschäftigung, charakterisiert durch die Zunahme von atypischen Arbeitsverhältnissen. Kritisch zu sehen ist auch, dass mit höheren Qualifikationsanforderungen im Zuge der Digitalisierung bestimmte Beschäftigtengruppen vom derzeitigen positiven Wirtschaftsklima nicht profitieren können.

Zum Arbeitsumfeld
Die befragten BetriebsrätInnen zeigen sich, was einzelne Aspekte im Arbeitsumfeld ihrer KollegInnen angeht, weitgehend (sehr) zufrieden. Vor allem der kollegiale Umgang (MitarbeiterInnenloyalität, Pausenkultur, Betriebsklima etc.) miteinander erscheint hier sehr positiv, lediglich etwa 15 % der befragten BetriebsrätInnen sind damit in ihren Unternehmen wenig bis gar nicht zufrieden. Auch die Gleichstellung von Frauen wird von mehr als der Hälfte der BetriebsrätInnen als zufriedenstellend und nur von 16 % als ungenügend wahrgenommen. Weibliche Betriebsrätinnen sind diesbezüglich nur geringfügig kritischer. Auffällig sind bei letzterem Aspekt die weit divergierenden Einschätzungen in unterschiedlichen klassischen Frauenbranchen: Während etwa im Gesundheitsbereich (bei geringer Fallzahl!) alle an der Befragung teilnehmenden BetriebsrätInnen mit der Frauengleichstellung zufrieden sind, ist die Unzufriedenheit damit im Handel signifikant über dem Gesamtdurchschnitt.

Ebenfalls eine deutliche Mehrheit der Befragten (54 %) ist mit den Sozialleistungen im Unternehmen (sehr) zufrieden, 16 % sind damit unzufrieden. In diesem Aspekt sticht (noch) der Bankensektor positiv hervor. Ein weiterer monetärer Aspekt, das Einkommensniveau, wird von der Hälfte der befragten BetriebsrätInnen als zufriedenstellend bezeichnet, 15 % sind damit unzufrieden. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) sind überdies noch mit der Vereinbarkeit von Beruf und privaten Interessen und Verpflichtungen zufrieden, mit einem Anteil Unzufriedener von 21 %. Die Gesundheitssituation der MitarbeiterInnen, die sich etwa in Fehlzeiten durch Krankenstände äußert, wird nur mehr von 48 % der BetriebsrätInnen als zufriedenstellend erachtet, 16 % sind damit dezidiert unzufrieden.

Als mehr zur Unzufriedenheit Anlass gebende Aspekte werden in diesem Zusammenhang insbesondere die Arbeitsmenge, der Arbeitsdruck sowie die Gehaltsschere, der Abstand zwischen den höchsten und niedrigsten Einkommen, genannt. Aber auch das Arbeitszeitausmaß und ebenso die gelebte Konfliktkultur in den Betrieben zeigen aus Sicht der BetriebsrätInnen teilweise erheblichen Verbesserungsbedarf auf. Auch die Kündigungspolitik des Unternehmens wird von einem überdurchschnittlichen Anteil der InteressenvertreterInnen (von 21 %) kritisch gesehen. Da sich jede/r fünfte Betriebsrat/-rätin bei Frage nach dem Diversitätskonzept der Antwort enthalten hat, liegt die Vermutung nahe, dass der Gedanke dahinter vielfach neu ist und nicht verstanden wurde.

In so gut wie allen abgefragten Aspekten des Arbeitsumfeldes haben zwei Drittel bis drei Viertel der betrieblichen InteressenvertreterInnen im letzten Jahr keine Veränderungen wahrgenommen. Im Saldo etwas verbessert haben sich demnach die Gleichstellung von Frauen sowie das Einkommensniveau. Im Saldo in den vergangenen zwölf Monaten in stärkerem Maße negativ entwickelt haben sich aus Sicht der Befragten etwa die MitarbeiterInnenloyalität und das Betriebsklima. Tendenziell verschlechtert haben sich zudem die betriebliche Kündigungspolitik sowie der Gesundheitszustand der MitarbeiterInnen. Die Einkommensspannen im Betrieb sind im Durchschnitt noch etwas angewachsen.

Als am problematischsten kann man wohl die Arbeit an sich bezeichnen, sowohl was das Arbeitszeitausmaß als auch die Arbeitsmenge respektive den Arbeitsdruck betrifft. In beiden Fällen schlägt der Saldo eindeutig in Richtung „schlechter geworden“ aus. So ist es etwa in Bezug auf den Arbeitsdruck für 8 % der BetriebsrätInnen in den vergangenen 12 Monaten besser, aber umgekehrt für 52 % schlechter geworden.

Alles in allem haben sich deutlich mehr Bereiche im Saldo verschlechtert als verbessert, unter positiven Entwicklungen kann man lediglich das Einkommensniveau sowie die Verringerung des Gendergaps anführen. Im Umkehrschluss kann gesagt werde, dass der Arbeitsdruck in all seinen Facetten gestiegen ist und das Einkommen, wenn nicht in gleichen Maßen aber dennoch, mit angehoben wurde.

Ganz generell muss auch konstatiert werden, dass der Blick der betrieblichen InteressenvertreterInnen auf die positiven und negativen Veränderungen im Arbeitsumfeld nicht ganz davon unbeeinflusst sein kann, dass sie teilweise auch selbst für die Gestaltung der Rahmenbedingungen im Betrieb kraft ihrer Vertretungsfunktion mitverantwortlich sind.

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