Hautschutz: Hautprobleme durch das lange Tragen von Masken bzw. Mund- und Nasenschutz
Diesen LeserInnenbrief erhielt die Gesunde Arbeit vor Kurzem:
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Im Namen unserer Betriebsräte aus dem Fachbereich Soziale Dienste möchte ich euch folgende Anregung weiterleiten. Das lange Tragen von Masken kann zu Hautproblemen und Ekzemen im Gesicht führen oder es können bestehende Hautkrankheiten (z. B. Neurodermitis) verstärkt werden. In erster Linie durch das feuchte Milieu unter der Maske. Während es für den Hautschutz der Hände wahrscheinlich in allen Firmen Hautschutzcremen gibt, ist das für den Hautschutz im Gesicht sicher noch nicht der Fall.
Da braucht es wahrscheinlich – aufgrund der unterschiedlichen Hauttypen – sehr unterschiedliche Cremen. Aber die Forderung müsste dorthin gehen, dass diese den KollegInnen als persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt werden müssen. Auch ist eine regelmäßige Maskenpause unbedingt notwendig. Das wäre natürlich die beste Präventionsmaßnahme. […] Wir werden noch lange Masken tragen und diese Hautprobleme können daher in Zukunft verstärkt auftreten.
Michaela Guglberger, Fachbereichssekretärin Soziale Dienste,
Gewerkschaft vida
Stellungnahme des Zentral-Arbeitsinspektorates
Zu dieser wichtigen Thematik übermittelte uns Dr.in Andrea Kernmayer, Leiterin der Abteilung Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie im Zentral-Arbeitsinspektorat, folgende Stellungnahme:
Stellungnahme – Masken und Hautschutz
FFP-Masken bzw. MNS sind für den Schutz der Beschäftigten, insbesondere im Gesundheitswesen, vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 von wesentlicher Bedeutung, stellen jedoch gleichzeitig eigene Herausforderungen für die Gesundheit von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen dar. Mit einer längeren kontinuierlichen und intermittierenden Tragedauer steigt das Risiko für Hautschäden und andere gesundheitliche Beschwerden (z. B.: gefühlte Anstrengung, Dyspnoe, Kopfschmerzen, Benommenheit, Nausea), was sich letztlich negativ auf den Erfolg der Pandemiebekämpfung bzw. der Erhaltung des Gesundheitssystems auswirken kann.
Laut einem Bericht aus Singapur berichtete während des SARS-CoV-1 Ausbruchs im Jahr 2003 35,5% des Gesundheitspersonals über Akne (59,6%), Juckreiz (51,4%) und Ausschlag (35,8%) durch den Gebrauch von N95-Masken, entspricht einer FFP2-Atemschutzmaske.
In Bezug auf die Schädigung der Haut existieren unterschiedliche Mechanismen:
a) Längere Belastung durch Druck bzw. Reibung (inkl. Scherkräften), die zu einer Durchblutungsstörung der Haut bzw. Hautabschürfung führt.
b) Okklusionsartige Belastung, die (ähnlich wie beim Tragen von Handschuhen) zu einer erhöhten Feuchtigkeits- und Wärmeretention und damit verbunden zu einer Störung der Hautbarriere führt. (Hyperhydration)
c) Unverträglichkeiten und Allergien bzgl. der verwendeten Maskeninhaltsstoffe
Diese Reizwirkungen auf die Haut können verschiedene Folgen nach sich ziehen: z. B.: akute oder chronische Hautentzündung (gegebenenfalls allergiebedingt), Sekundärinfektionen (durch die Dysfunktion der Hautbarriere bildet sich eine eigene Eintrittspforte für Mikroorganismen) sowie eine Verschlechterung bereits bestehender Hauterkrankungen (z. B.: Akne). Indirekt kommt es dadurch zu einer Verringerung der Compliance bzgl. der PSA-Verwendung sowie der Einhaltung von Hygienerichtlinien (z. B.: Berühren von betroffenen Hautstellen) und darauffolgend zu einem Qualitätsverlust der Arbeitsleistung und erhöhtem Risiko für Infektionen sowie für Krankenstände.
Empfehlungen
Die Verwendung von Atemschutzmasken sowie MNS hat bis zuletzt ein noch nie zuvor erreichtes Ausmaß erreicht. Um Schädigungen der Haut und deren Folgen vorzubeugen, ist eine angemessene Prävention notwendig. Die arbeitsmedizinische Datenlage betreffend Hautschutz bei Maskenträgern und –trägerinnen ist begrenzt, wobei hierbei die Erfahrungen hinsichtlich der Nutzung von Handschuhen teilweise übertragen werden können.
Arbeitsmediziner und Arbeitsmedizinerinnen sollen in diesen Bereich der Prävention eingebunden werden und bei der Erstellung eines Hautschutzplanes sowie der Auswahl geeigneter Hautschutzprodukte unterstützen.
Grundsätzlich dienen folgende Empfehlungen der Verringerung der Hautgefährdung
- Adäquate Hautpflege vor und nach dem Einsatz von Schutzmasken: Die Anwendung von Barriereschutzmitteln (filmbildende Cremes) und regelmäßiger Hautpflege (Reinigung und Feuchtigkeitscremes) sollte erfolgen. Insbesondere hyperoxygenierte Fettsäuren (AGH) wirken präventiv gegen Druckulzerationen.
- Angemessener Maskentyp: Auswahl einer Maske mit hohem Tragekomfort sowie, falls möglich, Verwendung von unterschiedlichen Typen (dadurch wird die Belastung derselben Hautareale vermieden)
- Maskenpausen: Dadurch kann die Belastung der Haut effektiv unterbrochen werden. Hierzu wird auch auf die einschlägigen Empfehlungen nach dem Stand der Technik verwiesen (siehe DGUV Regel 112-190)
- Die Verwendung von dünnem Zusatzmaterial (Verbandmaterial) als Schnittstelle zwischen Maske und Haut im Bereich der Haftung. Das ideale Material ist dünn, beim Abnehmen atraumatisch, absorbiert Feuchtigkeit, und passt sich der Kontur der Gesichtsstrukturen an. Hierbei muss sichergestellt werden, dass die Einlage die Wirksamkeit von Atemschutzmasken nicht beeinträchtigt. Bei chirurgischen Masken bzw. MNS wird die Wirksamkeit jedenfalls nicht eingeschränkt. Alternativ kann ein Hautschutzfilm bzw. dünnes Hydrocolloid aufgetragen werden.
Quellen:
- LeBlancK et al. Prevention and Management of Personal Protective Equipment Skin Injury: Update2020. NSWOCC. Availablefrom: www.nswoc.ca/ppe
- Yan Y et al. Consensus of Chinese experts on protection of skin and mucous membrane barrier for health-care workers fighting against coronavirus disease 2019. Dermatol Ther. 2020 Jul;33(4):e13310. doi: 10.1111/dth.13310.
- Alves, P. et al. PREPI | COVID19. PRevenção de lesões cutâneas causadas pelos Equipamentos de Proteção Individual (Máscaras faciais, respiradores, viseiras e óculos de proteção). Journal of Tissue Healing and Regeneration 2020. Suplemento da edição Outubro/Março XV.
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