Gesunde Arbeit

Gesundes Gleichgewicht oder Absturz: Drahtseilakt Personalbemessung

Immer weniger Personal für immer mehr Arbeit – eine oft schleichende Entwicklung, die Gesundheitsgefahren mit sich bringt. Klar ist: ArbeitgeberInnen haben hier eine Schutzverpflichtung gegenüber den ArbeitnehmerInnen.
Ob die Balance zwischen Arbeitsmenge, Arbeitszeit und vorhandenem Personal gegeben ist, wird mittels Arbeitsplatzevaluierung geprüft.
Seiltänzer über einer Schlucht Ob die Balance zwischen Arbeitsmenge, Arbeitszeit und vorhandenem Personal gegeben ist, wird mittels Arbeitsplatzevaluierung geprüft.

Lisa, Kevin, Nina, Sandra und Richard sind ein eingespieltes Team. Die Stimmung ist gut, die Arbeit auch. Irgendwann geht Richard in Pension – nachbesetzt wird nicht. Lisa, Kevin, Nina und Sandra übernehmen seine Aufgaben. Die Zeit für Austausch wird knapper, die Arbeit zum rotierenden Hamsterrad. Dann: Ein neuer Großkunde – noch mehr Arbeit ist die Folge. Lange Arbeitstage – manchmal auch Nächte – werden Alltag. Fehler schleichen sich ein, die KundInnen sind verstimmt. „Mir reicht's“, verrät Nina den anderen – sie wechselt den Job. Ihre Aufgaben wandern, Sie ahnen es, zum Rest des Teams. Der Druck wird unerträglich – ein Wettlauf gegen die Uhr, KundInnen springen ab, Pausen kennt unser Team nur mehr vom Hörensagen. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt – ganz im Gegensatz zu Kevins Blutdruck. Eines Tages erscheint er nicht zur Arbeit: Herzinfarkt.

Zu viel Arbeit für zu wenig Personal
Machen Sie in Ihrer Arbeit ähnliche Erfahrungen? Für immer mehr Arbeit haben Sie immer weniger Zeit zur Verfügung? Oft ist der Grund so simpel wie folgenschwer: zu wenig Personal. Frei werdende Stellen werden nicht nachbesetzt – die Personaldecke dünnt so über die Jahre hinweg aus. Wie bei Lisa und Co. soll dann irgendwann die Arbeit von fünf zu dritt gestemmt werden. Eine schleichend steigende Arbeitsmenge ohne zusätzliches Personal führt zum gleichen Drahtseilakt: Arbeit verdichtet, beschleunigt und entgrenzt – die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen gerät in eine gefährliche Schieflage.

Gute Arbeit, gutes Personal
Tagtäglich schallt es durch die Medienlandschaft: „Leider kein zusätzliches Personal verfügbar – Fachkräftemangel!“ Tatsächlich ist der Ruf nach Fachkräften aber ein Ruf nach besseren Arbeitsbedingungen. Betriebe mit guter Arbeit, für die der Begriff „menschengerecht“ kein Fremdwort ist, haben in der Regel auch kein Problem, gute Fachkräfte zu gewinnen. Und: Sind die mageren Personaldecken oft nicht auch, schlicht und ergreifend, dem egoistischen Wunsch nach mehr Gewinn geschuldet?

Gesundes Gleichgewicht ein gesetzliches Muss
Festzuhalten ist: Zeitliche Drahtseilakte am Rande des gesundheitlichen Absturzes sind keine „Arbeitsaufgabe“ der ArbeitnehmerInnen. Ganz im Gegenteil: ArbeitgeberInnen müssen diese vor den Gesundheitsgefahren der Arbeit schützen. Und ja – auch zu viel Arbeit für zu wenig Personal stellt eine Gesundheitsgefahr dar. Ob die Balance zwischen Arbeitsmenge, Arbeitszeit und vorhandenem Personal gegeben ist, wird mittels Arbeitsplatzevaluierung geprüft. Ist hier dauerhaft ein Ungleichgewicht vorhanden, muss der/die ArbeitgeberIn handeln – sprich: die Arbeitsmenge reduzieren, mehr Zeit für die Arbeit geben und/oder für mehr Personal sorgen.

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022