Gesunde Arbeit

Krankenstände und Unfälle im Niedriglohnsektor gestiegen

Der aktuelle Fehlzeitenreport zeigt die gesellschaftlichen Trends klar auf: Krankenstände und Arbeitsunfälle sind allgemein weiter rückläufig, außer in Niedriglohnbranchen. Hier zeigt die Tendenz nach oben. Vor allem psychische Krankheiten steigen stark an.
Vor allem in frauendominierten Niedrig­lohnbereichen steigen die Kranken­stands­tage an.
Frau mit Fieberthermometer liegt krank im Bett Vor allem in frauendominierten Niedrig­lohnbereichen steigen die Kranken­stands­tage an.

Die Corona-Pandemie und die damit wohl verbundene Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, hat zu einem signifikanten Rückgang der Krankenstandstage geführt. Trotz der Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung sind die Krankenstandszugänge 2019 teils um bis zu zwei Drittel im Vergleich zum Jahr 2018 zurückgegangen. Wie zuletzt weist Salzburg die geringste Anzahl an Krankenstandtagen im Bundesländervergleich auf. Die Beschäftigten waren hierzulande 2019 im Schnitt 11,2 Tage krank. Der Österreich-Schnitt betrug 13,3 Tage.

„Die Wirtschaftsstruktur kann einen Teil dieser Unterschiede erklären: Bundesländer mit einem industriellen Schwerpunkt haben tendenziell höhere, solche mit einem großen Dienstleistungssektor – wie Salzburg – tendenziell niedrigere Krankenstandsquoten“, erklärt Bernd Wimmer, ArbeitnehmerInnenschützer in der AK Salzburg. Aber auch andere Faktoren wie etwa Altersstruktur, Teilzeitbeschäftigung, Gesundheitszustand der Bevölkerung, Arbeitsmarktlage oder Verhalten der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verursachen regionale Unterschiede.


Problem Niedriglohnbereich
Die Krankenstandhäufigkeit vor allem in Niedriglohnbranchen ist überdurchschnittlich hoch: Der österreichische Branchenschnitt liegt bei 3,6 Prozent. In Niedriglohnbereichen (viele „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“) liegt dieser Wert um 28 Prozent höher. Darunter fallen unter anderem LeiharbeitnehmerInnen und MitarbeiterInnen von Callcentern, Wach- und Sicherheitsdiensten oder Gebäudediensten.

Das spiegelt sich auch in den hohen Unfallzahlen der AUVA wider. So liegt die Unfallrate aller Wirtschaftsklassen in Salzburg bei 35 (Unfallrate pro 1.000 Versicherte, 2019). In der Wirtschaftsklasse „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ ist die Unfallrate um knapp 43 Prozent höher. Und: Ökonomisch verursachen Arbeitsunfälle immense Kosten – durchschnittlich kostet ein Arbeitsunfall 16.500 Euro. „Hier rechnet sich Prävention: Investiert man einen Euro in Prävention am Arbeitsplatz, bekommt man das 3,6-fache zurück“, gibt Wimmer zu bedenken.


Das braucht’s

  • Arbeitszeitverkürzung (bei vollem Lohn- und Personalstandausgleich) und eine 6. Urlaubswoche
  • Wirksamen Schutz vor gefährlichen Arbeitsstoffen und bei Hitze am Arbeitsplatz
  • ArbeitgeberInnen haben den ArbeitnehmerInnen Fremdschutzausrüstung (wie etwa MNS, Gesichtsvisier) kostenfrei zur Verfügung zu stellen und für Ersatz bei Beschädigung sowie für die erforderliche Unterweisung und Information zu sorgen.
  • Alle MitarbeiterInnen in Hochrisikobranchen müssen frühzeitig – mindestens in der 2. Impfphase – geimpft werden.
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