Zeit für eine Arbeitszeitverkürzung – für Mensch und Umwelt
Dass die ökologische Krise eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist, ist zwar mittlerweile bekannt, entsprechende politische Maßnahmen bleiben aber großteils aus. Das Resultat: Die Emissionen steigen weiter, der Energieverbrauch stagniert auf hohem Niveau – weltweit wie in Österreich.
Kürzer arbeiten, Ressourcen schonen Eine Maßnahme, die diese Entwicklung eindämmen könnte, wäre eine flächendeckende Arbeitszeitverkürzung. So zeigen aktuelle Studien, dass
- mit jedem Prozent weniger Arbeitszeit pro Haushalt 0,8 Prozent der Schadstoffe eingespart werden könnten,
- schon eine Reduktion der Arbeitszeit von 40 auf 30 Wochenstunden den CO2-Fußabdruck um ein Drittel senken könnte,
- Pendelverkehr und betrieblicher Energieverbrauch sich durch kürzere Arbeitswochen stark reduzieren ließen, umweltfreundliche Aktivitäten und Verhaltensweisen, die häufig langsamer und zeitintensiver sind, hingegen gefördert würden,
- Haushalte mit langen Arbeitszeiten einen deutlich größeren CO₂-Fußabdruck haben und
- kürzere Arbeitszeiten einen Umstieg auf umweltschonende(re) Tätigkeiten fördern.
Springquellen allen Reichtums Neben diesen direkten Effekten birgt eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung auch Potenzial für Gesellschaft und Wirtschaft. So kann sie etwa beim Um- und Abbau ressourcenintensiver Wirtschaftsbereiche drohende Arbeitsplatzverluste kompensieren. Weitergedacht kann sie einen Wandel zu einer sorgsamen gesellschaftlichen Lebens- und Arbeitsweise einleiten. Und ein solcher ist letztlich notwendig. Denn, wie bereits Karl Marx feststellte: Es ist die herrschende, auf ständiges Wachstum ausgelegte Wirtschaftsweise, die unabdingbar „die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“.
Wenn endliche Ressourcen immer (noch) mehr verwertet werden, kommt es notwendigerweise zu zerstörerischen Effekten: Arbeitnehmer:innen erschöpfen und brennen aus, Ökosysteme brechen zusammen, und dies verursacht fatale soziale Effekte wie Nahrungs- und Wohnungsknappheit, massive Migrationsbewegungen und gesellschaftliche Konflikte.
Sozial oder ökologisch? Beides! Eine Arbeitszeitverkürzung ist eine Maßnahme, die zeigt, dass soziale und ökologische Politikmaßnahmen gut miteinander vereinbar sind. Sie berücksichtigt die Notwendigkeit eines sorgsamen Umgangs mit der Natur ebenso wie die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen nach mehr Zeit für Familie und Freundschaften sowie gesundheitserhaltenden und gesundheitsfördernden Arbeitsweisen. Sie wendet sich gegen die permanente Bedrohung von Mensch und Natur durch die kapitalistische Verwertungslogik, die Ressourcen gnadenlos ausbeutet. Trotz immenser Produktivitätsfortschritte ist die letzte generelle Arbeitszeitverkürzung bald 50 Jahre her – höchste Zeit, das zu ändern!