Neue Studie: BGM in Österreich – Definition und Abgrenzungen
Zur Verdichtung theoretischer Sichtweisen auf BGM wurden in einer systematischen Literaturrecherche relevante Veröffentlichungen aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum gesichtet und um ausgewählte „graue Literatur“, d. h. nicht von einem Verlag veröffentlichte Literatur, ergänzt. Die Ergebnisse der Literaturstudie deuten auf einen weitgehenden Konsens zur Relevanz der drei Säulen ANSch, BGF und BEM in aktuellen BGM-Definitionen im DACH-Raum, während international vor allem ANSch und BGF eine Rolle für mit BGM verwandte Konstrukte spielen. BGM wird in der Literatur häufig als ein ganzheitlicher und/oder nachhaltiger Ansatz beschrieben, der verschiedene Ebenen des Unternehmens einschließt. Managementprozesse sind in deutsch- wie englischsprachigen Veröffentlichungen ein wichtiger Aspekt von BGM, allerdings wird nur in 42 Prozent aller 131 einbezogenen Quellen näher erläutert, was mit diesem Begriff konkret gemeint ist, nämlich das Element zur Steuerung und langfristigen Ausrichtung von BGM sowie zur Integration der drei Säulen.
Ausgehend von diesen Erkenntnissen wurden im Rahmen einer empirischen Studie Daten zum BGM-Verständnis in der Praxis gesammelt. Hierzu wurden insgesamt 35 semistandardisierte, leitfadengestützte Interviews mit je drei Vertreter:innen aus neun österreichischen Unternehmen, vier Vertreter:innen einschlägiger Fachgesellschaften BGM in Österreich 5 von 98 (z. B. BÖP, GkPP und GAMED), zwölf Mitgliedern der Arbeitsgruppe „BGM-Verständnis“ im Rahmen der Nationalen Strategie sowie drei Expert:innen aus dem DACH-Raum geführt.
Die Ergebnisse dieser Auswertungen zeigen eine deutliche Relevanz aller drei Säulen ANSch, BGF und BEM für das BGM in der österreichischen Betriebspraxis. Die Wichtigkeit der einzelnen Säulen für BGM sowie ihr Zusammenspiel werden von den einzelnen Gruppen teils unterschiedlich bewertet, doch es bleibt unstrittig, dass eine angemessene Berücksichtigung aller drei Säulen für ein gelingendes BGM essenziell ist. Bedeutsam für das BGM in der Praxis sind auch Managementprozesse, bei denen Instrumente aus dem PDCA-Zyklus zum Einsatz kommen und bei denen ein Anschluss an wichtige Unternehmensbereiche und -ziele gegeben ist. Eine getrennte Betrachtung des BGM-Verständnisses der verschiedenen Befragungsgruppen zeigt u. a., dass betriebsexterne Personen, z. B. die befragten Expert:innen sowie Vertreter:innen von Fachgesellschaften, den ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz von BGM sowie die Integration der drei Säulen in der Tendenz stärker betonen als Betriebsinterne, die vergleichsweise häufig getrennt auf die drei Säulen blicken.
Die gesammelten Erkenntnisse aus Literatur und Praxis werden in der Kurzstudie präsentiert und diskutiert. Den Beteiligten der Nationalen Strategie „Gesundheit im Betrieb“ wird als Arbeitsgrundlage für zukünftige Beschlüsse und Maßnahmen folgende Arbeitsdefinition von BGM zur weiteren Diskussion vorgeschlagen:
„Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist die systematische und nachhaltige Steuerung und Optimierung von Strukturen und Prozessen für die gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeit und Organisation durch das Unternehmen und aller darin Beschäftigten mit dem Ziel, die individuelle und organisationale Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten und/oder zu verbessern. BGM ist als Führungsaufgabe in dessen Management integriert, zeichnet sich durch die systematische Verschränkung der drei Handlungsfelder Arbeitnehmer:innenschutz, Betrieblicher Gesundheitsförderung und Betrieblichem Eingliederungsmanagement auf allen Ebenen des Unternehmens aus und trägt durch die kontinuierliche Umsetzung der daraus resultierenden Maßnahmen zum Erfolg des Unternehmens bei“.
- Zur Studie: BGM in Österreich
- Website: Nationale Strategie zur Förderung der Gesundheit im Betrieb