Corona: Die Krise als Chance nutzen
Ausgangsbeschränkungen, fehlende Kinderbetreuung, Homeoffice, arbeiten „an der Front“, aber auch Unsicherheit, Krankheit und Leid: Corona hat unser Leben in einem Ausmaß auf den Kopf gestellt, wie es bisher nur für die wenigsten vorstellbar war.
Dennoch: Die Krise bietet auch Lern- und Entwicklungschancen – bereits heute lassen sich erste richtungweisende Lehren ziehen.
Aus der Krise lernen
- Gerechtigkeit für „SystemerhalterInnen“ ist ein Muss: ArbeitnehmerInnen im Krankenhaus, in der Pflege, in der Reinigung, in der Energieversorgung, im Supermarkt und viele mehr – sie halten das Land am Laufen. In vielen dieser Berufe sind die Arbeitsbedingungen ebenso prekär, wie die Bezahlung schlecht ist. Fakt ist: Von Dank allein, der diesen Beschäftigten jetzt von politisch Verantwortlichen klatschend entgegenschlägt, kann man sich nichts kaufen. Nachhaltige Systemänderungen – inklusive Arbeitszeitverkürzung, fairer Bezahlung und ausreichend Personal – sind erforderlich!
- Gute Regelungen für die Arbeit im Homeoffice schaffen: Viele ArbeitnehmerInnen arbeiten in Corona-Zeiten von zu Hause aus. Neue Arbeitsbedingungen und Anforderungen tun sich auf – aber noch mehr Fragen und Unklarheiten. Konkrete gesetzliche Regelungen zu Homeoffice bzw. Telearbeit – wie sie Arbeiterkammern und Gewerkschaften schon lange fordern – fehlen. Klar muss auch sein: Homeoffice ist keine Kinderbetreuung!
- Präventivfachkräfte und ArbeitspsychologInnen unterstützen mit Know-how: Präventivdienste bieten Unterstützung – auch im Krisenfall. Viele ArbeitgeberInnen sehen heute den Wert von ArbeitsmedizinerInnen, Sicherheitsfachkräften und Arbeits- und OrganisationspsychologInnen in neuem Licht. Auch diese Berufsgruppen verdienen Gerechtigkeit und die Anpassung der Präventionszeiten an die Anforderungen der Arbeitswelt.
- Regelungen müssen sich am Stand der Wissenschaft orientieren: WissenschafterInnen gestalten dieser Tage politische Entscheidungen wirksam mit – auch in Belangen des ArbeitnehmerInnenschutzes. Auch „nach Corona“ müssen arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse – stärker als bisher – in die Gestaltung des ArbeitnehmerInnenschutzrechts einfließen.
- Arbeitsinspektion ist Schutzschild: Nicht nur in der Krise braucht es eine durchschlagskräftige Arbeitsinspektion mit ausreichend Personal. Gesetze schützen unsere Gesundheit – Kontrollen gewährleisten deren Befolgung. ArbeitgeberInnen, die die Gesundheit der Beschäftigten leichtfertig aufs Spiel setzen, sind saftig zu strafen.
Chance für Regierung und Sozialpartnerschaft
Corona wird die Weltbühne wieder verlassen – der Akt der Aufarbeitung beginnt. Eine große Chance für Regierung und Sozialpartnerschaft: Wird es gelingen, die Lehren dieser Zeit für die positive Zukunftsgestaltung des ArbeitnehmerInnenschutzes zu nutzen?