Gesunde Arbeit

Digitale Arbeitssicherheit

Die Digitalisierung wird oftmals mit einer Gefahr für Arbeitsplätze gleichgesetzt. Dennoch können neue Technologien einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit am Arbeitsplatz leisten. Mittels moderner Simulationstechniken können Gefahren am Arbeitsplatz erkannt und beseitigt werden – bevor tatsächlich ArbeitnehmerInnen zu Schaden kommen.
PwC und ASB simulieren das Infektionsrisiko im Betriebsalltag.
Eingangshalle in Bürogebäude PwC und ASB simulieren das Infektionsrisiko im Betriebsalltag.

Allein im Jahr 2018 kamen gemäß der Statistik der AUVA mehr als 200 Personen bei Arbeitsunfällen zu Tode und mehr als 1.000 ArbeitnehmerInnen erkrankten an berufsbedingten Krankheitsbildern. Darin sind aufgrund des Zeitraums der Erfassung die COVID-19-Infektionen am Arbeitsplatz noch nicht enthalten.

Ein Simulationstool, das von PwC gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem AIT (Austrian Institute of Technology) entwickelt wurde, ermöglicht es, Bewegungs- und Verhaltensmuster in konkreten Arbeitssituationen nachzustellen und potenzielle Unfall- und Ansteckungsszenarien frühzeitig zu erkennen. Damit können dann Maßnahmen zur Entschärfung der Gefahrenquelle getroffen werden. „Gleichzeitig erlaubt es die Visualisierung der Situationen, in die konkrete Lebensrealität der Betroffenen einzutauchen und somit das Verständnis für Schutzmaßnahmen zu erhöhen“, meint Andreas Balog vom Arbeiter-Samariter-Bund.


Die Idee
Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde eine Vielzahl an Statistiken bemüht, um das Ansteckungsrisiko zu quantifizieren. „All diesen Statistiken waren zwei Dinge gemein: Einerseits bilden sie immer nur einen Durchschnitt über eine bestimmte Gesamtgröße ab und sie bringen sich nicht direkt in den tatsächlichen Arbeitsalltag der ArbeitnehmerInnen ein. Andererseits braucht es für das Verständnis der Ergebnisse Kenntnisse in Statistik und Mathematik, die das aus der schulischen Bildung gewonnene Maß in der Regel übersteigen“, weist MMag. Gerald Dipplinger von PwC auf die Schwächen bestehender Simulationsmodelle hin. Daher hat PwC begonnen, auf Basis bereits bestehender Videospiel-Plattformen (Unreal-Engine) einen digitalen Zwilling verschiedener Lebenssituationen zu erstellen. Das Ziel war es, visuell ansprechend und intuitiv Schlussfolgerungen ziehen zu können, wie eine sichere Rückkehr in die Arbeitsstätten aussehen könnte. Denn basierend auf konkreten Daten und wissenschaftlichen medizinischen Studien können die unterschiedliche Maßnahmenkombination und die sich daraus ergebenden Ansteckungsrisiken gefahrlos simuliert und die Ergebnisse einfach und verständlich kommuniziert werden.

Die Anwendung
Gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem AIT wurde der Simulator nun dem Praxistest unterzogen und erstmals im Echtbetrieb eingesetzt. Neben einer sehr treffsicheren Vorhersage von Risikosituationen und damit verbundenen geeigneten Maßnahmen war besonders die Kommunikation der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen ein besonderer Erfolg. Die involvierten Mitarbeiter verstanden nachweislich besser, warum gewisse Verhaltensänderungen gefordert wurden. Ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig es ist, Entscheidungen transparent, nachvollziehbar und faktenbasiert zu treffen. Entscheidend für die Akzeptanz der ArbeitnehmerInnen war es auch, dass der Simulator keine personenbezogenen Daten verwendet und auch auf den Einsatz jeglicher Überwachungstechnologie verzichtet.

Der Mehrwert
Der Sinn von simulationsbasierten Modellen hat sich im Pandemie-Setting klar gezeigt. Doch welche weiterführenden Möglichkeiten ergeben sich daraus? Eine datenbasierte Entscheidungs- und Kommunikationsplattform kann überall dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist, vorab zu erkennen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche nicht, ohne die Gesundheit der ArbeitsnehmerInnen zu gefährden. Man denke nur an Arbeitsbereiche, an denen mit gesundheitsschädlichen Produkten hantiert wird (z. B. Lackierereien). Dort sind die Luftstromanalysen, wie sie bereits im Pandemieszenario zum Einsatz kommen, entscheidend für ein gesundes Arbeitsumfeld. Ein schönes Beispiel dafür, dass Digitalisierung richtig eingesetzt den Menschen auch einen großen Mehrwert bringen kann.

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