Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft lud gemeinsam mit der AUVA zum Abschlussevent und zur Ergebnispräsentation der EU-OSHA-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“.
Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ganz Europa leiden an Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE). Sie sind eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit, krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Frühpensionen. Aus diesem Grund widmete sich die EU-Kampagne 2020–2022 der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) dem Thema „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“. Am 20. Oktober lud das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gemeinsam mit der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), im Auftrag EU-OSHA, zum hybriden Abschlussevent der aktuellen EU-Kampagne und des AUVA-Präventionsschwerpunktes „Packen wir’s an!“.
Egal ob im Büro oder auf der Baustelle – MSE betreffen viele Berufsgruppen. Die Ursachen sind breit gefächert und reichen von schwerer körperlicher Arbeit, zu wenig Bewegung und Zwangshaltungen bis hin zu schlechten ergonomischen Verhältnissen am Arbeitsplatz. Im Rahmen der nationalen Abschlussveranstaltung der EU-OSHA Kampagne wurde gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern – vor Ort und im Livestream – auf zwei erfolgreiche Jahre der Bewusstseinsschärfung für arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie für die Bedeutung ihrer Prävention bei Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen zurückgeblickt. Die Veränderung der Arbeitswelt bringt viele neue Möglichkeiten aber auch Herausforderungen im Gesundheitsschutz mit sich. Neue Arbeitsformen und Technologien, Stress, geänderte Anforderungen an die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf fordern unseren Bewegungs- und Stützapparat mittlerweile ganz anders als noch vor einigen Jahren.
Neben den traditionellen körperlich schweren Arbeiten rücken auch geschlechtsspezifisch unterschiedliche Belastungen mehr und mehr in den Fokus. „Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist mir ein besonderes Anliegen, da diese Erkrankungen nicht nur die Lebensqualität von Betroffenen massiv einschränken, sondern auch Kosten in Millionenhöhe für Betriebe und die Volkswirtschaft verursachen“, betonte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher. Interessante Lösungsansätze zur Vorbeugung von MSE aus der Praxis ausgezeichneter Betriebe – darunter das Universitätsklinikum AKH Wien sowie die Rohrdorfer Transportbeton GmbH – waren ein weiterer wichtiger Teil der Kampagne. Beide wurden im Rahmen des europäischen Good Practice Award 2020/2022 für ihre Konzepte, mit denen aktiv Muskel- und Skeletterkrankungen (MSE) am Arbeitsplatz vorgebeugt und bekämpft werden, ausgezeichnet bzw. lobend erwähnt.
Verschiedene Schwerpunkte, ein gemeinsames Ziel: Die Reduktion von MSE
Im Zuge der zweijährigen Kampagne lag der Fokus auf verschiedenen Faktoren zur Reduktion von arbeitsbedingten MSE. Die Arbeitsinspektion unterstützte die Kampagne mit einer breit angelegten Beratungsoffensive sowie einem Beratungs- und Kontrollschwerpunkt mit dem Fokus auf junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ein Schwerpunkt der Kampagne lag in Österreich auf den Arbeitsbedingungen in der Reinigungsbranche. Vor allem in diesem Sektor prägen atypische und zerrissene Arbeitszeiten den Alltag vieler Beschäftigter. Dies belastet nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Gesundheit, weswegen die Arbeitsinspektion gemeinsam mit Wissenschaft und Sozialpartnern Arbeitsbedingungen von Beschäftigten beleuchtete, deren Arbeit oft unsichtbar bleibt. Gleichzeitig leisten Wertschätzung und Anerkennung, Führung sowie Unternehmenskultur einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Organisation und bilden ein wichtiges Gerüst für einen gesunden Muskel- und Skelett-Apparat. Aus diesem Grund lag ein weiterer Fokus der EU-Kampagne auf dem Thema „Gesunde Unternehmenskultur“, welches im Rahmen einer eigenen Veranstaltung mit Psychologinnen und Psychologen ausführlich beleuchtet wurde.
MSE sind vermeidbar
Auch die AUVA widmete sich in den vergangenen zwei Jahren mit dem Präventionsschwerpunkt „Packen wir’s an!“ der Vermeidung von MSE. „Das Risiko für Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE), die häufig durch Fehl- oder Überbelastungen entstehen, lässt sich durch geeignete präventive Maßnahmen gezielt reduzieren“, betonte Jan Pazourek, stv. Generaldirektor der AUVA: „Wie wichtig Prävention insbesondere bei MSE ist, zeigt, dass in Österreich rund ein Fünftel aller Krankenstandstage darauf zurückzuführen sind. Die AUVA hat 2021 und 2022 einen Schwerpunkt zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen gesetzt, der an die Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Entlasten Dich!“ anknüpft. Die hochkarätige Abschlussveranstaltung unterstrich einmal mehr, wie wichtig Kampagnen wie diese für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind.“ Alle Informationen, Beratungs- und Weiterbildungsangebote der AUVA stehen Betrieben auch nach der Kampagne zur Verfügung. Neben den Erfolgen der letzten Jahre wurde im Zuge der Abschlussveranstaltung auch das Forschungsprojekt „ICT-enabled boundaryless work“ der Universität Wien über den Einfluss flexibler Erwerbsarbeit auf die Identitätsbildung, die Selbstkontrolle, das Wohlbefinden und die Erholung sowie die Organisation des Haushalts der Beschäftigten vorgestellt. Der Vortrag von Julia Schöllbauer und Dominik Klaus lieferte dabei bereits einen ersten Vorgeschmack auf die 2023 startende EU-Kampagne „Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung.
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