Ein Blick auf den blinden Fleck
Frauen arbeiten meist in anderen Berufen als Männer bzw. üben andere Tätigkeiten aus. Sie arbeiten in der Pflege, mit Kindern, als Kellnerinnen, Reinigungskräfte, Verkäuferinnen oder Sekretärinnen. Der österreichische Arbeitsmarkt ist stark zwischen den Geschlechtern aufgeteilt. Frauen finden deshalb andere Arbeitsbedingungen vor mit jeweils spezifischen Belastungen und Gefahren, die aber nicht immer als solche gesehen werden.
Warum gibt es für Regaleinschlichterinnen im Lebensmitteleinzelhandel keine Scherenhubtische, die sich in der Produktion bewährt haben? Belastungen durch Heben und Tragen könnten dadurch reduziert werden. Auch im Bereich Gesundheit und Pflege gibt es viel Luft nach oben, was den Einsatz von technischen Hilfsmitteln zum Heben und Tragen anlangt. Warum wird auf diese Belastung nicht entsprechend reagiert?
Frauenarbeit gilt als „haushaltsnah“
Antonia Wenzel hat 2012 eine Masterarbeit zum Thema „Genderaspekte in der Gefahrenevaluierung gemäß § 4 ASchG“ geschrieben, die über den Johann-Böhm-Fonds des ÖGB finanziell gefördert wurde. Ihre Antwort auf diese Frage: Die Tätigkeiten bzw. Berufe mit einem hohen Frauenanteil werden oft als „haushaltsnahe“ Tätigkeiten gesehen und deshalb nicht als gefährlich eingestuft.
Dieses Vorurteil bzw. Klischee führt dazu, dass der Lärm in Schulen und Kindergärten nicht immer als gesundheitsgefährdend gesehen wird. Das Gleiche gilt für das ständige Heben von Lebensmitteln über die Scannerkassen durch Kassiererinnen. Da kommt im Laufe des Tages ein ziemliches Gewicht zusammen.
Transparenz bei den Tätigkeiten von Frauen und Männern
Was ist zu tun, um diese blinden Flecken transparent zu machen?
- Bei der Arbeitsplatzevaluierung genau hinschauen: Welche Tätigkeiten verrichten Frauen, welche Männer? Männliche Kassierer sitzen z. B. oft nicht den ganzen Tag an der Kassa, was bei Frauen eher der Fall ist.
- Frauen sind als Akteurinnen im ArbeitnehmerInnenschutz unterrepräsentiert. Ca. 90 Prozent der Sicherheitsfachkräfte (SFK) sind männlich. ArbeitsmedizinerInnen und SFK sollten in Genderkompetenz geschult und mehr Frauen als Sicherheitsvertrauenspersonen gewonnen werden.
- Frauen arbeiten oft Teilzeit und in hierarchisch niedrigeren Funktionen. Vielleicht werden sie auch deshalb nicht ausreichend in Maßnahmen des ArbeitnehmerInnenschutzes einbezogen. Das müsste im Betrieb berücksichtigt werden.