Gesunde Arbeit

Wie BGF frauengerecht wird

Immer mehr Betriebe setzen auf betriebliche Gesundheitsförderung. Da sich jedoch die Lebens- und Arbeitsbedingungen von berufstätigen Frauen und Männern unterscheiden, ist es notwendig, neue BGF-Ansätze und -Methoden anzuwenden.
Speziell ausgerichtete BGF-Projekte stärken die Frauengesundheit.
Team Speziell ausgerichtete BGF-Projekte stärken die Frauengesundheit.

In den letzten Jahrzehnten ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen kontinuierlich angestiegen. Dennoch herrscht noch immer eine Schieflage, wenn man Arbeitszeiten, Betreuungspflichten und frauendominierte Berufsbranchen näher betrachtet.

Gleichgestellte, moderne Arbeitswelt? Keineswegs!
Teilzeitarbeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, Doppelbelastung durch „Care-Arbeit“ (Haushalt, Kindererziehung etc.) und Lohnarbeit, geringere Aufstiegschancen, Niedriglöhne – mit diesen Belastungen und Benachteiligungen haben noch immer hauptsächlich Frauen zu kämpfen. Als Folge häufen sich die Krankenstände – nicht zuletzt aufgrund vermehrter psychischer Erkrankungen. Spätestens im Pensionsalter zahlen viele Frauen die Rechnung.

Betrachtet man die typischen Frauenberufe, in denen circa zwei Drittel aller Frauen arbeiten, näher, sind dort häufig andere Belastungen vorzufinden als in männerdominierten Berufen. Diese Berufe sind zum Beispiel VerkäuferInnen, SekretärInnen, LehrerInnen, FriseurInnen, Reinigungskräfte und Pflegekräfte. In diesen Dienstleistungsberufen stehen die psychischen Belastungen, wie intensiver Kontakt mit KundInnen und PatientInnen, im Vordergrund, wobei auch die körperlichen Belastungen, zum Beispiel bei Hebearbeiten, nicht außer Acht zu lassen sind. Weitere typische Arbeitsbelastungen in Frauenberufen sind: wenig Anerkennung, hohe Verantwortung für andere Personen, geringere Aufstiegschancen, Belästigung am Arbeitsplatz, geringer Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum.

Generell unterscheidet sich die Gesundheit von Männern und Frauen aufgrund biologischer, genetischer und weiterer Faktoren: Frauen weisen eine höhere Lebenserwartung auf, leiden jedoch häufiger unter chronischen Gesundheitsproblemen sowie an Depressionen.


Gender muss integriert werden
Das Thema Gender wurde bereits vor einiger Zeit im ArbeitnehmerInnenschutz aufgegriffen. Nun ist es an der Zeit, dass BGF-Projekte geschlechtergerecht werden. Wenn die Zielgruppe und deren Bedürfnisse erhoben wurden, können auch speziell daran ausgerichtete BGF-Projekte umgesetzt werden. Es stellt sich bei jeder Tätigkeit zuallererst die Frage: Wird sie hauptsächlich von Frauen oder von Männern verrichtet? Und was sind deren Bedürfnisse? Auch die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ist nicht reine Frauensache! Ein Ansatz ist zum Beispiel eine lebensphasenorientierte Personalpolitik, mit der die Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht werden könnte. Auch Löhne und Aufstiegsmöglichkeiten sollten von den innerbetrieblichen AkteurInnen näher betrachtet werden. Eine Reihe von Best-Practice-Bespielen ist in der Broschüre zur Betrieblichen Frauengesundheitsförderung der Stadt Wien zu finden.

Broschüre der Stadt Wien

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