Homeoffice oder Gesundheit?
Der Chef einer Universitätsaugenklinik in Deutschland bringt es anlässlich einer Online-Pressekonferenz der Stiftung Auge auf den Punkt: „Die Bedingungen im Homeoffice sind für die Augen eine Zumutung.“ Zugrunde liegt dieser Aussage die Feststellung, dass die ArbeitnehmerInnen zu Hause oft an Laptops mit kleinen Displays in schlecht ausgeleuchteten und ungelüfteten Räumen an nicht höhenverstellbaren Arbeitsplätzen sitzen. Er berichtet von einer Vielzahl an PatientInnen, welche über deutlich zunehmende Augenbeschwerden klagen. Als Ursache wird unter anderem eine höhere Verweildauer vor den Bildschirmen aufgrund geänderter Verhaltensweisen im Homeoffice-Alltag festgestellt. So wird etwa die Arbeit im Büro regelmäßig unterbrochen – durch Aufstehen, Umhergehen, Abheften, das Holen von Gegenständen oder für Gespräche mit den KollegInnen. Genau diese Tätigkeitswechsel fallen im Homeoffice jedoch weg.
Digitale Arbeitswelt daheim: Bildschirmzeit und Belastungen steigen
Das Starren auf den Monitor zu unterbrechen ist jedoch wichtig, um die Hornhaut gesund zu halten. Wenn man vor dem Computer sitzt, blinzelt man nur halb so viel wie sonst, wodurch es zu einem Mangel an Tränenflüssigkeit kommt. Die häusliche Arbeit am Computer führt daher zu Kurzsichtigkeit, vor allem wenn sie noch mit starkem Handygebrauch kombiniert ist, lautet die medizinische Schlussfolgerung. Die Augen stellen sich auf die kurze Distanz ein, weshalb zu Vorbeugungsmaßnahmen zur Verhinderung von Augenschädigungen geraten wird. Dazu zählt, während der Arbeit aufzustehen und ins Freie zu gehen oder zumindest das Fenster regelmäßig zu öffnen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
Homeoffice-Realität: Hobbyequipment statt Profiarbeitsplatz
Die gesundheitlichen Probleme, die durch die Homeoffice-Arbeit entstehen können, bleiben jedoch nicht auf die Augen beschränkt. Gerade die systematische Ausblendung sämtlicher ergonomischer Mindestanforderungen (für Arbeitsstätten und Bildschirmarbeitsplätze) zieht natürlich gesundheitliche Konsequenzen nach sich. Wenn Bürodrehstühle, geeignete Tische, Zusatzmonitore, Eingabegeräte und Ergonomiezubehör fehlen, dann ist kein Arbeitsplatz auf Basis ergonomischer Mindeststandards machbar. Hier können Arbeiten nur unter ständigen Zwangshaltungen (z. B. Verrenkungen aufgrund ungeeigneter Sitz- und Tischhöhen oder Laptops) geleistet werden. Auch wenn viele Krankheitsbilder sich erst mittelfristig zeigen werden, Muskel- und Skeletterkrankungen sind Tür und Tor geöffnet. Um präventiv gegenzusteuern, gilt es klar zu regeln, welche Arbeitsmittel es für einen Homeoffice-Arbeitsplatz braucht.