Damit Homeoffice nicht krank macht!
Die gesetzliche Neuregelung von Homeoffice hat lange auf sich warten lassen: Seit Beginn der Pandemie haben AK und Gewerkschaften auf klare Regeln gedrängt. Denn immerhin war ab dem ersten Lockdown bis zu ein Drittel der Beschäftigten im Burgenland im Homeoffice. Davon arbeitet ein Großteil auch heute noch regelmäßig von zu Hause aus.
Dreizehn Monate später, am 1. April 2021, trat die Neuregelung endlich in Kraft. AK und Arbeitsinspektion im Burgenland haben sich daraufhin zusammengetan und mit 1. April die Offensive „Sicher im Homeoffice“ gestartet. „Das ist eine gemeinsame Informations- und Beratungsoffensive zu allen Aspekten von Homeoffice. Bis Jahresende haben wir neben dem Beratungsangebot 49 Aktivitäten, von Webinaren über Veranstaltungen bis zu breiter Information auf all unseren Kanälen, geplant. Dabei arbeiten wir auch mit der GPA zusammen“, sagt AK-Burgenland-Präsident Gerhard Michalitsch.
Homeoffice ist stets freiwillig
Die Neuregelung von Homeoffice bringt nicht nur klare Rahmenbedingungen, sondern auch konkrete Vorteile für ArbeitnehmerInnen: So ist Homeoffice stets für beide Seiten freiwillig. Das heißt, der/die ArbeitnehmerIn hat weder das Recht auf Homeoffice, noch kann der/die ArbeitgeberIn diese anordnen. Diese Freiwilligkeit macht Sinn, denn nicht immer überwiegen die Vorteile von Homeoffice. Außerdem bedarf es einer schriftlichen Vereinbarung. Die Sozialpartner haben hierfür eine Mustervorlage bereitgestellt, mit der die wesentlichsten Rahmenbedingungen erfasst werden. In Betrieben mit Betriebsrat kann Homeoffice auch in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden. Mit der Neuregelung wurden außerdem Haftungsfragen, beispielsweise bei Beschädigungen von technischem Equipment, klarer geregelt – auch hierzu berät die AK Burgenland.
Im Homeoffice schlecht ausgestattet
Einen Schwerpunkt von „Sicher im Homeoffice“ legen AK und Arbeitsinspektion auf das Thema Ergonomie. „Schlechte Ergonomie, etwa das Arbeiten am Küchentisch, kann krank machen. Das hat auch Langzeitfolgen für die Gesundheit!“, warnt der Amtsleiter der Arbeitsinspektion Burgenland, Günter Schinkovits. Eine IFES-Studie im Auftrag der AK Wien, durchgeführt im November, zeigt, dass die ArbeitnehmerInnen im Homeoffice unzureichend ausgestattet sind:
- Nur 65 % haben demnach einen Schreibtisch.
- Nur 52 % haben einen richtigen Schreibtischsessel, aber 29 % geben an, einen zu benötigen.
- Nur 59 % benutzen einen separaten Monitor.
- Frauen im Homeoffice sind dabei schlechter ausgestattet als Männer.
- Nur bei Mobiltelefonen, Laptops/PCs, Headsets und Software stellen mehrheitlich die ArbeitgeberInnen die Ressourcen zur Verfügung.
- Schreibtische werden dagegen zu 93 % von dem/der ArbeitnehmerIn zur Verfügung gestellt, Schreibtischsessel zu 88 % und Monitore zu 61 %.
„Unser Ziel muss es sein, dass Homeoffice-Arbeitsplätze ergonomisch genauso hochwertig sind wie jene im Bürogebäude! Sonst kann es zu Muskel- und Skeletterkrankungen kommen!“, erklärt Schinkovits. Bei der ergonomischen Gestaltung ihres Homeoffice werden ArbeitnehmerInnen auch finanziell unterstützt: Anschaffungen von Büromöbel fürs Homeoffice etwa können nun bis 300 Euro pro Jahr bei der ArbeitnehmerInnenveranlagung als Werbungskosten geltend gemacht werden. Der burgenländische Möbelhersteller Neudörfler Office Solutions bietet zudem AK-Burgenland-Mitgliedern 5 % Rabatt auf seine Homeoffice-Pakete. Wenn Arbeitsmittel des Arbeitnehmers/der Arbeitnehmerin verwendet werden, ist außerdem ein Kostenersatz vom/von der ArbeitgeberIn bis 300 Euro, 3 Euro pro Tag ab 26 Homeoffice-Tagen pro Jahr, steuerfrei.
Die Arbeitsinspektion berät – per Video
Klar geregelt ist nun auch, dass die Arbeitsinspektion kein Recht auf eine Überprüfung von Homeoffice-Arbeitsplätzen gegen den Willen des Arbeitnehmers/der Arbeitnehmerin hat. Eine freiwillige Beratung durch die Expertinnen und Experten der Arbeitsinspektion ist aber natürlich möglich und sinnvoll. „Die Privatsphäre der Menschen ist zu respektieren. Wir geben aber gerne Tipps, wie Sie Ihre Arbeitssituation zu Hause verbessern können. Das machen wir auch ganz innovativ per Video! Sie zeigen uns Ihren Arbeitsplatz über Videocall und wir helfen Ihnen, Ihr physisches und psychisches Wohlbefinden durch einfache Tricks zu verbessern“, erklärt Amtsleiter Günter Schinkovits. Terminvereinbarungen sind unter +43 (2682) 645 06 möglich.
Oft sind es kleine Tricks, mit deren Hilfe physische, aber auch psychische Belastungen im Homeoffice reduziert werden können: Eine gute Beleuchtung, die Anordnung der Möbel mit Blick hinaus in die Natur oder das Aufstellen von Zimmerpflanzen tun der Psyche schon merklich gut. Zum Thema psychische Belastungen im Homeoffice ist im Rahmen von „Sicher im Homeoffice“ auch ein Webinar im Herbst geplant. Mehr Infos zum Webinar finden Interessierte zeitgerecht im AK-Burgenland-Newsletter, auf der AK-Website und auf Facebook/Instagram.
Besserer Unfallversicherungsschutz
Mit der gesetzlichen Neuregelung wurde auch der Unfallversicherungsschutz im Homeoffice praxisnäher gestaltet. Schon vor Corona waren Verletzungen im Homeoffice bei ursächlichem Zusammenhang mit der Arbeitstätigkeit vom Unfallversicherungsschutz umfasst. Dieser Rahmen wurde zu Beginn der Pandemie befristet ausgeweitet und mit der gesetzlichen Neuregelung nun zum Dauerrecht. Auch bestimmte Wegeunfälle sind nun vom Unfallversicherungsschutz umfasst. Zu sozialversicherungsrechtlichen ebenso wie arbeitsrechtlichen Fragen beraten die Expertinnen und Experten der AK Burgenland.
„Es braucht diese Informationsoffensive, damit die ArbeitnehmerInnen die Vorteile der gesetzlichen Neuregelung auch nutzen können“, erklärt AK-Präsident Gerhard Michalitsch das Ziel von „Sicher im Homeoffice“ und appelliert an Betriebsrätinnen und Betriebsräte sowie Sicherheitsvertrauenspersonen: „Bitte gebt die Informationen und Angebote aus der Kampagne an eure Kolleginnen und Kollegen weiter!“
Alle Informationen zu Homeoffice unter www.b.ak.at/sicher-im-homeoffice