Gesunde Arbeit

Desksharing – die Zukunft oder ein Konzept der Vergangenheit?

Die Pandemie hat der Digitalisierung neue Schubkraft verliehen und zu einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitswelt geführt. Verändert hat sich nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch, wo wir arbeiten. Immer mehr Betriebe gehen in Richtung Open-Space-Büros und Desksharing unter der Annahme, dass nicht jede und jeder ein eigenes Büro oder einen eigenen Arbeitsplatz braucht. Aber ist das tatsächlich so?
Bei der Festlegung der Arbeitsplatzanforderungen sollten Arbeitnehmer:innen und geeignete Fachleute immer miteinbezogen werden.
Desksharing: Arbeitplätze in einem Büro Bei der Festlegung der Arbeitsplatzanforderungen sollten Arbeitnehmer:innen und geeignete Fachleute immer miteinbezogen werden.

Nicht nur die Coronapandemie und die Digitalisierung haben zur Verbreitung von flexiblen Arbeitsplätzen wie Desksharing und der vermehrten Nutzung von Homeoffice beigetragen, sondern auch steigende Immobilien- und Energiepreise. Diese führen zum Abbau von Büroflächen, sodass für Arbeitnehmer:innen in Zukunft weniger Platz zur Verfügung steht und diese gezwungen sind, sich Arbeitsplätze zu teilen. Das wiederum wird wahrscheinlich zur Folge haben, dass sie öfter zu Hause bleiben, wenn sie ungestört arbeiten wollen. Doch welche Auswirkungen haben Arbeitstendenzen wie diese auf die Beschäftigten?

Identifikation mit der Arbeit schwindet Welche Bedeutung der eigene Arbeitsplatz für jede Einzelne und jeden Einzelnen von uns hat, versucht Raumsoziologin Martina Löw in ihren Forschungsarbeiten zu beantworten und betont, dass aus ihrer Sicht die Nachteile eines Desksharing-Arbeitsplatzes die Vorteile deutlich überwiegen, weil „die Leute sich weniger mit ihrer Arbeit identifizieren, wenn man ihnen das kleine Territorium des eigenen Schreibtisches wegnimmt. Die Annahme, dass dies zu besserer Kommunikation führe, weil man immer mal wieder neben anderen Kolleginnen und Kollegen sitzt, war ein Irrtum. Stattdessen entsteht eine Konkurrenz um die beliebtesten Schreibtische, sodass die Kommunikation im Büro eher schlechter wird.“ Die Identifikation mit dem eigenen Arbeitsplatz hat nicht nur eine soziale Dimension, sondern auch eine räumliche. Dies wird beispielsweise dadurch sichtbar, dass Beschäftigte ihrem Arbeitsplatz eine persönliche Note verleihen, indem sie Bilder an die Wand hängen, ihre eigenen Pflanzen mitbringen oder Kleinigkeiten aus dem privaten Bereich auf ihren Schreibtischen stehen haben und auf diese Weise ihr eigenes Territorium markieren. „Fällt das weg, erodiert die Bindung an das Unternehmen“, so Löw und die Beschäftigten neigen eher dazu, sich nach anderen Arbeitgeber:innen umzusehen.

Mitwirkung von Beschäftigten und geeigneten Fachleuten Bereits im Zuge der Planungsphase neuer Arbeitsräume sollten die an die jeweiligen Arbeitsplätze gestellten Anforderungen geklärt werden. Neben Fachleuten, wie etwa Ergonom:innen und Arbeits- und Organisationspsycholog:innen, sollten vor allem auch die zukünftigen Nutzer:innen und die Belegschaftsvertreter:innen in die Planung einbezogen werden. Arbeitnehmer:innen sind die Expert:innen für den eigenen Arbeitsplatz und können über ihre Anforderungen am besten Auskunft geben. Die Beiziehung von geeigneten Expert:innen durch die Arbeitgeber:innen rentiert sich im Regelfall immer. Sind nämlich z. B. nachträglich bauliche Änderungen notwendig, kommt dies in aller Regel teurer.

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