Arbeit im Hotel- und Gastgewerbe: Traumjob oder Ausbeutung?
In einer von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) durchgeführten Studie (im Auftrag der AK Wien) wurden die Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gastgewerbe in Österreich untersucht. Im Fokus der Untersuchung standen die Fragen, wie sich die Arbeitsbedingungen von jenen in anderen Branchen unterscheiden und wie die Beschäftigten ihre Arbeitssituation wahrnehmen.
Pandemie und Vulnerabilität der Beschäftigten
Die Branche gilt als eine von der Coronapandemie hauptsächlich betroffenene – phasenweise mussten Betriebe schließen bzw. konnten diese nur unter strengen Auflagen öffnen. Von 2019 bis 2021 verlor die Branche knapp 50.000 Arbeitskräfte. Im Jahresschnitt 2021 betrug die Anzahl der Beschäftigten rund 183.000 Personen.
Charakteristisch für diese Branche sind
- der hohe Frauenanteil von etwa 60 %,
- der Anteil von migrantischen Arbeitnehmer:innen (knapp 50 % in Österreich, in Wien sogar 72 %),
- dass mehr als ein Viertel der Beschäftigten einen Pflichtschulabschluss als höchste Ausbildung aufweist sowie
- die im Vergleich zu anderen Branchen wesentlich kürzere Beschäftigungsdauer in einem Betrieb (durchschnittlich 33 Monate, in anderen Branchen 73 Monate).
Bei vielen Arbeitskräften handelt es sich um tendenziell vulnerable Arbeitnehmer:innen mit relativ wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt und wenig Verhandlungsmacht. Auch der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder ist aufgrund der schwierigen Umstände nicht hoch. Die Arbeitsbedingungen und Belastungsfaktoren sind daher insgesamt problematisch – in kleineren Gaststätten noch ausgeprägter als in größeren Hotelbetrieben, die zumindest fallweise über einen Betriebsrat verfügen.
Niedrige Einkommen und schwierige Arbeitszeiten
Die Einkommen in der Branche sind generell sehr niedrig, für Arbeitnehmer:innen (v. a. bei Teilzeit) ist es schwierig, über die Runden zu kommen. Die Situation verschärft sich zusätzlich, wenn – wie hier leider nicht unüblich – das Arbeitsverhältnis nicht im vollen Stundenausmaß angemeldet wird und die Bezahlung teilweise „schwarz“ erfolgt. Allfällige Trinkgelder bessern zwar das Einkommen auf, sie schwanken allerdings sehr stark zwischen Betrieben, nach Saison und Wetterlage und sind überdies für die Pensionsversicherung unwirksam. Auch die Arbeitszeiten sind belastend: Durch die Öffnungszeiten der Hotel- und Gastronomiebetriebe sowie die Konsumgewohnheiten der Gäste müssen viele Arbeitnehmer:innen abends, in der Nacht und am Wochenende arbeiten – dafür gibt es in dieser Branche keine Nachtarbeits- und Wochenendzuschläge. Arbeiten an Randzeiten sowie geteilte Dienste (etwa morgens und abends mit langer Arbeitsunterbrechung tagsüber) erschweren zudem die Vereinbarkeit des Erwerbslebens mit familiären Verpflichtungen und privater Freizeit bzw. der Teilhabe am sozialen Leben.
Physische und psychische Belastungen
Weiters sind sowohl die physischen (Tragen von schweren Tabletts, große Hitze und Dämpfe in der Küche, hohes Verletzungsrisiko) als auch die psychischen Belastungen (schwierige, unfreundliche Kund:innen, rauer Umgangston im Betrieb – v. a. gegenüber Frauen und Migrant:innen) gerade in dieser Branche sehr häufig.