Reinigungsbranche: Glänzende Arbeitsbedingungen sehen anders aus!
Betritt bei einer Veranstaltung eine Rednerin oder ein Redner die Bühne, wird bereits vor dem ersten Wort geklatscht. Dass z. B. Sessel und Boden im Raum nicht vor Dreck und Staub strotzen, fällt dabei niemandem auf. Es wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Und so macht sich auch kaum jemand Gedanken, unter welchen Umständen die Reinigungsarbeit erledigt wird.
Schwere, belastende Arbeitsbedingungen Die Arbeitsbedingungen in der Reinigungsbranche sind oft extrem belastend und arbeitsrechtliche Verstöße sind keine Seltenheit. Nicht selten wird die Reinigung an externe Reinigungsfirmen ausgelagert. Der Preisdruck in der Branche ist enorm, was zu hohem Arbeitsdruck für die Beschäftigten führt.
Eine Analyse der arbeitsrechtlichen Beratung in der AK Wien hat aufgezeigt, dass mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer:innen regelmäßig Mehr- und Überstunden leisten musste, die bei fast einem Drittel nicht bezahlt wurden. Weitere 24 Prozent der Beschäftigten erhielten den ihnen zustehenden Lohn nur teilweise. Weit verbreitet sind auch geteilte Dienste und kurzfristiges Einspringen. Stehzeiten zwischen den Dienstzeiten (z. B. Früh- und Abendschicht) verlängern die Arbeitstage, ohne dass die unbezahlte Zeit dazwischen zu Pausen, Erholung oder Erledigung von persönlichen Erfordernissen genutzt werden könnte. Sie erschweren die Lebensbedingungen der Menschen, verlässliche Tageseinteilung und Planung im Alltag werden dadurch massiv beeinträchtigt.
Arbeitsdruck steigt weiter an Den Druck der Auftraggeber:innen wälzen die Reinigungsunternehmen auf ihre Beschäftigten ab, indem viele Reinigungskräfte nicht nach ihrer tatsächlichen Arbeitszeit, sondern nach gereinigten Flächen entlohnt werden, oder indem die ohnehin knapp bemessene Zeit weiter reduziert bzw. das zu reinigende Areal erweitert wird. Bei Überschreiten der vorgegebenen Zeitspanne wird zusätzliche Arbeit nicht bezahlt. Zudem werden Arbeitnehmer:innen immer wieder im Krankenstand gekündigt.
Schwierige Kollektivvertragsverhandlungen mit positivem Ergebnis Immerhin gab es zuletzt ein gutes Zeichen. Monika Rosensteiner (Gewerkschaft vida) zum KV-Verhandlungsergebnis: „Die Löhne erhöhen sich mit 1. Jänner 2024 für die rund 95 Prozent der Beschäftigten, die in den niedrigen und mittleren Einkommensgruppen eingestuft sind, um 9,2 Prozent.“ Und: „Auch unser Ziel, 2.000 Euro Bruttomindestlohn im Monat, wurde erreicht.“
Reinigungskräfte verrichten wichtige Arbeit in sehr vielen unserer Lebensbereiche. Sie verdienen Anerkennung und Respekt. Ihre Leistung darf nicht als Selbstverständlichkeit gelten, sondern muss mit guten Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen einhergehen!