Gesunde Arbeit

Ist Darstellung wichtiger als Nutzbarkeit?

Arbeitsstätten werden immer öfter zum Schauraum der Firmenphilosophie. Neue Headquarters oder auch nur kleine Räumlichkeiten sollen baulich das widerspiegeln, was in Form von Produkten oder Dienstleistungen verkauft wird.
Optik vor Funktion – wenn der Arbeitsplatz zur unternehmerischen Selbstdarstellung wird.
Stylischer Besprechungsraum mit Glaswänden Optik vor Funktion – wenn der Arbeitsplatz zur unternehmerischen Selbstdarstellung wird.

Die Ergebnisse dieses Trends kennen wir aus Hochglanzmagazinen oder sozialen Medien jeglicher Art. In hippen und freizeitähnlichen Räumlichkeiten wird kreativ gewerkt, und alle sind mit Spaß dabei. Sieht man etwas genauer hin, sind trotz vieler Arbeitsplätze im Großraumbüro oft nur einige Personen zu sehen oder sie fehlen bei der Darstellung gänzlich.

Minimalanforderung oder produktives Arbeitsumfeld?
ArbeitnehmerInnen verbringen täglich viele Stunden an ihrem Arbeitsplatz. Deshalb ist es auch wichtig, dass dieser Platz entsprechend gestaltet ist. Er muss zumindest so ausgeführt sein, dass die Gesundheit nicht beeinträchtigt wird. Die Arbeitsstättenverordnung gibt dafür die Mindestparameter für Raumgröße, Temperatur, Belichtung und einiges mehr vor. Immer öfter stellen diese Minimalanforderungen auch die tatsächliche Ist-Situation dar. Gerade im Hinblick auf die ständig steigenden Anforderungen an ArbeitnehmerInnen sollte dieser Anspruch aber auch für die Qualität des Arbeitsplatzes gelten.

Der Kunde ist König – aber wieso an meinem Arbeitsplatz?
Oftmals fühlen sich Menschen fehl am Arbeitsplatz, da dieser gar nicht für die Tätigkeit geeignet scheint. So fehlt es etwa an Platz, wo gearbeitet werden soll, oder Beleuchtung und Frischluft sind nicht ausreichend. Oftmals ist es trotz konzentrierter Arbeit ständig laut oder es ist unerträglich heiß. Besonders Hitze wird zum Problem, da immer öfter Temperaturen von weit über 30 °C erreicht werden. Auch komplette Transparenz durch moderne Glasgebäude und Desksharing-Vorgaben führen oftmals zu Irritationen oder Entfremdung. Vor allem im Dienstleistungssektor entsteht immer öfter der Eindruck, dass Arbeitsplätze den KundInnen gefallen müssen und erst in weiterer Folge die Arbeit ermöglichen sollen.

Anforderungen festlegen – Ergonomie bedenken
Im Zuge der Planung neuer Arbeitsräume sollten deshalb vorab die an Arbeitsplätze gestellten Anforderungen geklärt werden. Dabei müssen ExpertInnen wie die zukünftigen NutzerInnen und BelegschaftsvertreterInnen unbedingt miteinbezogen werden. ArbeitnehmerInnen sind im Regelfall die ExpertInnen für den eigenen Arbeitsplatz. Ergonomie muss einen höheren Stellenwert bekommen, gibt es doch verschiedenste Empfehlungen für die Gestaltung von Arbeitsplätzen und eine Vielzahl von Arbeitsmitteln, welche ergonomisch besonders hochwertig sind. Leider entscheidet oftmals ausschließlich der Preis über den Ankauf von Arbeitsmitteln wie etwa elektrisch höhenverstellbaren Bürotischen. Die Beiziehung von Personen mit ergonomischem Fachwissen rentiert sich im Regelfall immer. Denn müssen nachträglich bauliche Änderungen durchgeführt werden, kommt dies im Normalfall sehr teuer.

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