Im Arbeitsrausch
Arbeitssucht ist schwer zu diagnostizieren. Es gibt keinen Alkomaten für Arbeitssüchtige, wo ein Promillewert anzeigt, ob man zu viel gearbeitet hat oder nicht. Das klinisch noch wenig etablierte Krankheitsbild eines Arbeitssüchtigen ähnelt jenem eines stoffgebundenen Süchtigen, worauf auch der Neologismus „Workaholism“ hinweist. Aber nicht nur der Begriff macht auf Parallelen zum Alkoholismus aufmerksam, sondern häufig wird Alkohol zum Zwecke der Selbstmedikation eingesetzt, um den – über den Tag ausgeschütteten – Stresshormonen entgegenzuwirken.
Symptomatik und Verlauf
Arbeitssüchtige sind von einem inneren unkontrollierbaren Zwang getrieben, oft verstärkt durch einen sorgfältigen Persönlichkeitsstil mit dem Wunsch nach Kontrolle und Perfektionismus. Das Kardinalsymptom ist die Unfähigkeit zur Abstinenz – also nicht zu arbeiten. Ebenso lassen sich körperliche Risiken davon ableiten. Betroffene klagen über verstärkte Krankheitssymptome, wie Herz- und Magenbeschwerden oder Schlafstörungen. Arbeitssucht ist jedoch nicht die Managerkrankheit, als die sie hinlänglich bezeichnet wird. Arbeitssucht hält sich nicht an Funktionen, Titel oder demografische Daten. Wie viele Menschen davon betroffen sind, kann aufgrund fehlender einheitlicher Definition und diagnostischer Kriterien nicht klar beantwortet werden. Bei einer Befragung von 466 Personen zeigte sich ein Anteil von 25 Prozent, welche arbeitssüchtiges Verhalten aufwiesen (Städele, 2008). Über genaue Prävalenzzahlen kann einstweilen nur spekuliert werden. Hinzu kommt, dass Arbeitssucht einen schleichenden Beginn hat und die Abgrenzung zu engagiertem Arbeitsverhalten schwerfällt.
Dennoch lassen sich drei Phasen erkennen (Mentzel, 1979). Die Einleitungsphase ist gekennzeichnet durch Erschöpfungsgefühle, welchen durch vermehrten Arbeitseinsatz entgegengewirkt wird. In der zweiten Phase sind deutliche psychische und physische Symptome vorherrschend. Ebenso kann es in jener Phase zu einer Suchtverschiebung in Richtung Alkohol kommen. Die Bindung zur Arbeit wird jedoch immer stärker, da sie eine Flucht vor der unangenehmen Situation bietet. Hierbei zeigt sich meist eine massive Erhöhung der Arbeitsstunden. In der dritten Phase schränkt sich das soziale Leben des Arbeitssüchtigen immer mehr ein und es kommt zum Kontrollverlust. Eine Arbeitsabstinenz scheint immer unmöglicher.
Präventivmaßnahmen
- Klare Stellenausschreibungen und Anforderungsprofile
- Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen auf suchtbegünstigende Faktoren untersuchen
- Durch Fachvorträge für die Thematik sensibilisieren