Gesunde Arbeit

„Süchtige Kollegen zu decken ist kontraproduktiv“

AK-Arbeitnehmerschützerin Karin Hagenauer hat Primarius Dr. Hannes Bacher von der Suchthilfe Salzburg über seine Erfahrungen zu Beschäftigten mit Suchtproblemen befragt. Für Betroffene und Angehörige gibt es niederschwellige und kostenlose Angebote der Suchthilfe Salzburg.
Prim. Dr. Hannes Bacher: „Erst durch die Ansprache am Arbeitsplatz ist vielen Betroffenen bewusst geworden, dass sie ein mögliches Suchtproblem haben.“
Prim. Dr. Hannes Bacher: „Erst durch die Ansprache am Arbeitsplatz ist vielen Betroffenen bewusst geworden, dass sie ein mögliches Suchtproblem haben.“
Prim. Dr. Hannes Bacher Prim. Dr. Hannes Bacher: „Erst durch die Ansprache am Arbeitsplatz ist vielen Betroffenen bewusst geworden, dass sie ein mögliches Suchtproblem haben.“

Was sind Hinweise auf ein Suchtproblem und wie lange kann eine Sucht am Arbeitsplatz verborgen werden?
Immer wieder begegnen uns Beispiele, wo Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen jahrelang vollkommen unauffällig ihre Tätigkeit in einem Betrieb verrichten. Oft sind es dann Zufälle, durch die eine Erkrankung augenscheinlich wird: Führerscheinverlust, ein Freizeitunfall, aber auch ein Missgeschick am Arbeitsplatz. Weitere Anzeichen sind vermehrte Fehlzeiten, Stimmungsschwankungen oder Leistungsabfälle.

Ein ungeschriebenes Gesetz scheint zu sein, nie die Vorgesetzten wegen eines Suchtproblems im Betrieb ins Vertrauen zu ziehen. Warum?
Aufgrund der Tatsache, dass wir soziale Wesen sind und den Schwächeren schützen wollen. Diesen Personen ständig aus der Misere zu helfen, bedeutet ein Ungleichgewicht von Geben und Nehmen. Betroffene zu decken oder ihre Arbeit zu erledigen, ist eine Form der Co-Abhängigkeit und damit kontraproduktiv. Gutes Zureden hilft zumeist nicht, weil es sich um eine Erkrankung handelt, die aus den innersten Bedürfnissen des Individuums nach Freiheit, Überleben und positiven Stimmungen entsteht. Eine weitere Erklärung des Schweigens wäre, dass man sich sorgt, die freundschaftliche Arbeitsbeziehung zu belasten.

Was kann man tun, wohin kann man sich wenden?
Viele meiner Patientinnen und Patienten berichten, erst durch die Ansprache am Arbeitsplatz sei ihnen bewusst geworden, dass sie ein mögliches Suchtproblem haben. Wenn man dann als Kollege oder als Vorgesetzter damit konfrontiert ist, sollte keineswegs der Kopf in den Sand gesteckt werden. Konfrontation mit der Problematik ist eine der wirksamsten Hilfen, die es für den Betroffenen gibt. Auf jeden Fall bedarf es eines ehrlichen offenen Gespräches, in dem durchaus ein sogenannter konstruktiver Leidensdruck erzeugt werden darf, mit der allerletzten Option einer Kündigung.

Welche niederschwelligen und kostenlosen Angebote gibt es in der Suchthilfe Salzburg?
Wir haben das SKOLL Training, das unabhängig von der Suchtmittelart besucht werden kann. Da klären die teilnehmenden Kleingruppen für sich, ob es sich um eine Verhaltensauffälligkeit oder schon um eine beginnende Abhängigkeitserkrankung handelt, und erarbeiten neue Verhaltensstrategien. Im Alkoholbereich bieten wir ebenso eine wöchentlich stattfindende, anonyme Motivationsgruppe. Die Drogenberatungsstellen in Stadt und Land Salzburg sind für alle illegalen Süchte erste Ansprechpartnerinnen für Betroffene und Angehörige. Angehörige finden Unterstützung in unserer monatlich stattfindenden Angehörigengruppe. Die Entscheidung, sich helfen zu lassen, können Betroffene aber nur selbst treffen. Wobei eine der stärksten Motivationen – bei bestehendem Führerscheinverlust – der Wiedererhalt des Führerscheins ist.

Interview: Karin Hagenauer, AK Salzburg


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+43 (0)662/43 40 15-0
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