Arbeiten bis zur Pension? Macht Gesundheit endlich verpflichtend!
Was ist die Altersteilzeit? Die Möglichkeit, vor der Pension weniger zu arbeiten. Entweder durch eine gleichmäßig verteilte Reduktion der bisherigen Arbeitszeit oder indem geblockt eine bestimmte Zeit zunächst weitergearbeitet wird und das erworbene Zeitguthaben als Freizeitphase konsumiert wird. Die Altersteilzeit stellt für Arbeitnehmer:innen eine wichtige Möglichkeit dar, um die Phase vor Ende des Erwerbslebens gesünder gestalten zu können. Für jene, die angesichts ihrer psychischen wie auch körperlichen Arbeitsbelastungen nicht bis zur Pension weiterarbeiten können, ist vor allem die geblockte Altersteilzeit eine Perspektive auf einen früheren Ausstieg aus der Arbeit und vielfach aus krank machenden Arbeitsbedingungen.
Abschaffung der Blockvariante ist die falsche Herangehensweise! Arbeits- und Wirtschaftsminister Kocher hat die Abschaffung der Blockvariante unter anderem damit begründet, dass Beschäftigte dadurch länger im Erwerbsleben bleiben sollen. Dabei hilft es jedoch nicht, die Rechte von Arbeitnehmer:innen einzuschränken. 79 Prozent aller Arbeitnehmer:innen sind mindestens einem körperlichen Risikofaktor am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die häufigsten Risikofaktoren sind starke Anstrengungen der Augen, sich wiederholende Hand- oder Armbewegungen oder eine ermüdende oder schmerzende Arbeitshaltung. Fast 60 Prozent haben mindestens einen psychisch belastenden Risikofaktor am Arbeitsplatz, meist handelt es sich dabei um starken Zeitdruck bis hin zur Arbeitsüberlastung oder schwierige Kund:innen, Patient:innen etc. Arbeit macht einfach viel zu oft krank – und viele können daher gar nicht länger im Erwerbsleben bleiben.
Arbeitsbedingungen gesund gestalten – aber nachhaltig und verpflichtend! Um mehr Menschen eine Beschäftigung bis zum Pensionsalter zu ermöglichen, sind faire und gesunde Arbeitsbedingungen, weniger Arbeitsdruck durch ausreichende Personalbemessung und auch der Ausbau flächendeckender Kinderbetreuung wichtig. Entscheidende Maßnahmen fehlen hier noch immer. Es bleibt etwa hinsichtlich gesunder Arbeitsbedingungen auch weiterhin bei unverbindlichen Vorgaben und Empfehlungen.
Gerade die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) könnte hier für weitgehende Verbesserungen am Arbeitsplatz sorgen. Gute BGF setzt nicht nur beim Verhalten, sondern insbesondere bei den Verhältnissen an: Sie verbessert die Kommunikation, etabliert gesunde Führung, setzt Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit etc. Aber aktuell profitieren noch zu wenige von qualitätsgesicherter BGF – nur 630.000 von 4,1 Mio. Beschäftigten. Entsprechend wichtig wäre eine Verpflichtung der Arbeitgeber:innen im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz zur Umsetzung Betrieblicher Gesundheitsförderung für alle Betriebe in Österreich.