Gewalt als Berufsrisiko?
Der Umgang mit dem Thema Gewalt erweist sich auch in der Arbeitswelt als schwierig. Gewaltvorfälle sind unterschiedlich ausgeprägt, betreffen nicht alle Beschäftigten gleich und werden individuell unterschiedlich wahrgenommen. In einem umfassenden Begriffsverständnis kann sich Gewalt in der Arbeitswelt in einem breit gefächerten Spektrum zeigen, beispielsweise:
- tätigkeitsbedingte Gewalt als erhöhtes Berufsrisiko bestimmter Branchen, z. B. Polizei, Security,
- Gewalt im Bereich der Krankenpflege und Betreuung, z. B. durch erkrankte Patientinnen und Patienten bzw. durch deren Angehörige,
- verbale Attacken von Kundinnen oder Kunden auf Beschäftigte, z. B. im Zusammenhang mit COVID-19-Schutzmaßnahmen,
- herabwürdigendes Verhalten gegenüber Beschäftigten, z. B. im Niedriglohnsektor
- Übergriffe und Mobbing durch Kolleginnen und Kollegen,
- schikanöses Verhalten durch unmittelbar Vorgesetzte (Bossing).
ArbeitnehmerInnen sind am Arbeitsplatz vor Gewalt zu schützen
Gewalt kann und wird fallweise eine Arbeitsbedingung sein, darf aber nicht zu einer physischen und/oder psychischen Gefahr am Arbeitsplatz führen. Eine ganzheitliche Auseinandersetzung inklusive der Ermittlung von Risiken bietet die Möglichkeit, präventive Schutzmaßnahmen zu definieren und umzusetzen. Klare Abläufe und Handlungsanweisungen sowie die Einbindung der ArbeitnehmerInnen bei deren Festlegung sind wichtige Hilfsmittel, um Sicherheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu stärken. Optimalerweise unterstützen ArbeitgeberInnen dies durch eine ausdrückliche und deutliche Positionierung gegen jede Form von Gewalt.
Viele offene Fragen
Was ist Gewalt überhaupt, wo beginnt sie und gibt es eine Schwelle? Ist ein schlüpfriger Witz am Arbeitsplatz unangebracht oder eine zu tolerierende zwischenmenschliche Interaktion? Allgemeingültige Antworten gibt es nicht, zu unterschiedlich sind die individuellen Empfindungen verschiedener Personen. Eine aktive und aufmerksame Auseinandersetzung mit Gewalt am Arbeitsplatz schafft die Grundlage, bestmögliche Strategien zur Prävention und zum Umgang mit nicht vermeidbaren Gewaltsituationen zu erarbeiten.
Gewaltprävention als Schwerpunkt der Arbeitsinspektion
Auch für die Arbeitsinspektion ist es ein herausforderndes Thema, das es systematisch und strukturiert aufzugreifen gilt. Den Schwerpunkt „Gewalt als Berufsrisiko?“ ab 2022 begleiten daher umfassende Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, intensive Reflexionsprozesse und Möglichkeiten, Betriebe wirkungsvoll zu beraten.
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