Mit besseren Arbeitszeiten gesund bis zur Pension
Arbeits- und Leistungsdruck sind hauptsächlich der Grund, warum immer mehr Arbeitnehmer:innen meinen, die Arbeit nicht bis zum Pensionsalter aushalten zu können. Diese Entwicklung ist schon länger präsent, ein Kurswechsel ist gerade angesichts der herrschenden und praktisch alle Wirtschaftsbereiche betreffenden Personalknappheit weder absehbar noch realistisch. Den hohen Arbeitsaufwand bewältigen Arbeitnehmer:innen vielfach mit sehr langen und auch verdichteten Arbeitszeiten. Dass dabei Freizeit und Arbeitszeit immer mehr verschwimmen, ist ebenfalls kein neues Phänomen. Aber der vor allem seit der Pandemie zu erlebende Digitalisierungsschub und die damit einhergehende Verbreitung von Formen ortsungebundener Arbeit, vor allem im Homeoffice, haben die Gangart verändert und beschleunigt. Und so liegt das Firmenhandy nicht nur am Fernsehabend immer griffbereit, sondern auch beim Treffen zum Abendessen mit Freund:innen, bei der Fahrt mit der U-Bahn oder im Wartezimmer beim Zahnarzttermin. Der Blick auf die Arbeit ist somit beinahe lückenlos möglich. Anfragen von Kund:innen können ganz kurzfristig bedient werden, wenn erforderlich, kann man sich auch spontan im Online-Meeting verabreden und auch der Krankenstand ist kein Hindernis, um bei den Arbeitsaufgaben weiter auf dem Laufenden zu bleiben. Während die digitalen Arbeitsmittel regelmäßig aufgeladen und upgedatet werden müssen, ist die an Beschäftigte gestellte Erwartung oftmals der permanente Stand-by-Modus, mit Auswirkungen auf deren Gesundheit.
Gesundheitsfaktor Arbeitszeitgestaltung
Es ist nicht nur die Dauer der Arbeitszeit, die sich unter diesen Umständen immer weniger effektiv eingrenzen und begrenzen lässt. Auch die Frage, wie sich die Arbeitszeit auf den Tag – und nicht selten auch die Nacht – verteilt, ist gerade im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen relevant. Denn vor allem im Homeoffice bzw. bei anderen Arbeitsformen abseits der Arbeitsstätte verschwinden die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem und damit auch die Räume für ausreichend wirksame Erholungszeiten. Bereits die Gewissheit und das Gefühl, für arbeitsbezogene Informationen oder Anforderungen grundsätzlich erreichbar zu sein, kann Arbeitnehmer:innen in einen Zustand der Aktiviertheit versetzen – mit Stress und psychischer Fehlbeanspruchung als Konsequenzen. Mit betrieblichen Regelungen, die Klarheit schaffen zur Erreichbarkeit auch außerhalb des Betriebs, ordnungsgemäßen Arbeitszeitaufzeichnungen, mit auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen abgestimmten flexiblen Arbeitszeitmodellen und – nicht zuletzt – mit kürzeren Arbeitszeiten lassen sich wichtige Voraussetzungen für eine gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitszeitbedingungen schaffen.