Gesunde Arbeit

Beschäftigte bestätigen "gewerkschaftliche Großbaustelle" bei Media Markt/Saturn

GPA-djp erneuert Angebot zum Dialog, sonst müssen Behörden eingeschaltet werden

Nachdem Leibesvisitationen und Taschenkontrollen in einer Filiale von Media Markt zum Jahreswechsel für Aufregung sorgten, wollte die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) es genau wissen und befragte alle rund 2400 Beschäftigten des Konzerns zu ihren Arbeitsbedingungen.

Fazit: Taschenkontrollen und Leibesvisitationen waren entgegen der Argumentation der Geschäftsführung von Media Markt und Saturn kein Einzelfall, dürften aber nach dem medialen Druck abgestellt worden sein. Die Beschäftigten berichten aber über eine Reihe anderer Verstöße gegen Arbeitszeitgesetz und Kollektivvertrag, die sich im Konzern eingeschlichen haben dürften.

Problemfeld Arbeitszeit

"Hier finden wir eine gewerkschaftliche Großbaustelle vor", fasst Karl Proyer, stv. GPA-djp-Bundesgeschäftsführer das Ergebnis der Befragung zusammen, an der sich rund 15 Prozent der Beschäftigten beteiligt haben. Als größtes Problemfeld kristallisiert sich die Arbeitszeit heraus: Mit 32 Prozent gibt immerhin ein Drittel der Befragten an, dass die vereinbarte Arbeitszeit nicht eingehalten wird. Bei 26 Prozent der Beschäftigten werden demnach die Wochenstunden willkürlich hinauf- und hinuntergesetzt. 65 Prozent der Beschäftigten müssen Schulungen und Weiterbildungen in ihrer Freizeit absolvieren. Weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten, 62 Prozent, bekommen Vor- und Nacharbeiten außerhalb der Öffnungszeiten nicht bezahlt, wie der Kollektivvertrag das vorschreibt. "Hier tut sich die Media Markt Filiale in Graz-Seiersberg besonders hervor", erklärt Proyer: "Mehrere Beschäftigte berichten von täglichen, 20 Minuten dauernden Besprechungen vor der Öffnungszeit, die nicht bezahlt werden."

Auch die sogenannte Schwarz-Weiß-Regel im Handel, die vorschreibt, dass auf einen Samstag, an dem nach 13.00 Uhr gearbeitet wird, ein arbeitsfreier Samstag folgen muss, wird nach Angaben der Beschäftigten nur für jede/n Zweite/n eingehalten. Ein Viertel der Beschäftigten, 24 Prozent, gibt an, ihm/ihr zustehende Arbeitspausen nicht einhalten zu können. Ein Drittel der Beschäftigten, exakt 33 Prozent, gibt an, im Krankenstand dienstlich angerufen zu werden. "Diese eigenwillige Art der Krankenstands-Rückkehrgespräche scheint sich auszuweiten - das akzeptieren wir natürlich nicht", so Proyer.

Neun von zehn wollen einen Betriebsrat

Außerdem korrigiert das Umfrage-Ergebnis eine weitere Argumentation der Geschäftsführung, wonach die Beschäftigten kein großes Interesse an der Gründung eines Betriebsrates hätten, erklärt GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian: "Neun von zehn Befragten geben an, sich sehr wohl einen Betriebsrat zu wünschen." Aus der Umfrage gehe auch hervor, dass die Wahl bisher aus Angst vor Sanktionen nicht stattgefunden habe.

"Unsere Forderungen liegen auf der Hand", so Katzian weiter:

  • Leibesvisitationen und Taschenkontrollen sind endgültig und ausnahmslos abzustellen,
  • Probleme mit der korrekten Einhaltung und Abrechnung der Arbeitszeit sind sofort zu lösen,
  • kollektivvertragliche Bestimmungen (Schwarz-Weiss-Regelung) sind einzuhalten.
  • Schulungen haben in der Arbeitszeit stattzufinden,
  • die Ausübung von Druck auf die Beschäftigten, ausgelöst durch personelle Unterbesetzung, ist zu unterlassen,
  • die Beschäftigten sind bei der Gründung eines Betriebsrates zu unterstützen.

Gebietskrankenkasse und Arbeitsinspektor sollen prüfen

Die GPA-djp habe auch in diesem Fall den Dialog mit der Geschäftsführung gesucht, wie das mit anderen Konzernen durchaus zu konstruktiven Problemlösungen geführt habe, so Katzian und Proyer abschließend. "Der neue Geschäftsführer hat uns auf unsere diesbezügliche Aufforderung freundlich, aber dennoch mitgeteilt, derzeit keine Zeit für ein Gespräch mit uns zu haben. Wir sind der Ansicht, dass diese Probleme nicht auf die lange Bank geschoben werden können und haben den Beschäftigten außerdem unsere Hilfe versprochen. Kommt die Geschäftsführung unserer Aufforderung zu einem Dialog nicht in den kommenden Tagen nach, haben wir keine andere Möglichkeit, als die Gebietskrankenkassen und das Arbeitsinspektorat zu ersuchen, sich die Arbeitsbedingungen bei Media Markt und Saturn anzuschauen. Zur Einhaltung von Arbeitszeitgesetz und Kollektivvertrag braucht es oft einen Betriebsrat und wenn es gar nicht anders geht, eben auch die Hilfe der Behörden!"

Mehr Infos dazu auf der Website von GPA-djp!

 

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022