Gesunde Arbeit

16. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz

Die vielschichtigen Herausforderungen des Generationenwandels lockten rund 250 GesundheitsexpertInnen am 16. und 17. Juni nach Graz.

Ob in der Arbeit, in der Familie, oder in der Pflege: Das Miteinander der Generationen spielt eine wesentliche Rolle für die Gesundheit und Gesunderhaltung jedes Einzelnen, um zum Beispiel "noch gebraucht zu werden", "sich reiben zu können" oder "voneinander zu lernen".

Demografischer Wandel: von Jung zu Alt

Im Mittelpunkt der Konferenz stand die demografisch größte Bevölkerungsgruppe - die Generation Baby Boomer (geboren zwischen 1952-1972): Eine gebildete Generation, individualistisch, fordernd und selbstverwirklichend einerseits. Andererseits aber auch mehrfach belastet und weniger gesund als die Generation davor.
"Die Generation Baby Boomer wird älter als ihre Eltern, wird aber das Alter nicht in der Gesundheit der Vorgängergeneration erreichen, wenn wir nicht rechtzeitig intervenieren", so der Soziologe Prof. Dr. Franz Kolland in seinem Vortrag. Daten dazu gibt es aus den USA: "Vermehrter Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, erhöhter Anteil an Adipösen, gegenüber der Vorgängergeneration - Daten die zeigen, dass Handlungsbedarf besteht."

Mehr gesunde Lebensjahre

Auch die Sozialversicherungen beobachten den bevorstehenden Wandel zur alternden Gesellschaft genau und stellten - in einem der Workshops - ein vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP) entwickeltes Programm vor, das darauf abzielt die große Gruppe der Generation 50 plus möglichst gesund zu erhalten: "Ziel ist die Erhöhung der Zahl an gesunden Lebensjahren im Alter, um der ökonomischen Herausforderung gewachsen zu sein", erklären Birgit Wesp und Monika Bauer, beide Senior Consultants am IfGP.
"Handlungsbedarf besteht schon heute", ergänzte Monika Bauer, "denn: Bei der VAEB (Versicherungsanstalt für Eisenbahner und Bergbau) sind zwei Drittel der Versicherten älter als 60 Jahre." Zurzeit lädt das Institut Frauen und Männer der Generation Baby Boomer ein, um partizipativ und gemeinsam mit der Sozialversicherung ein positives Altersbild zu entwerfen, damit die geburtenstarke Generation schon jetzt ihre möglichen Wege ins gesunde Alter mit formulieren kann.
Eine Zielsetzung, die auch in den Rahmengesundheitszielen des Bundesministeriums für Gesundheit festgelegt wurde.

Der Generationenwandel im Unternehmen

Das Miteinander der Generationen ist auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung eine nicht zu unterschätzende Herausforderung: "Meine Chefärzte verstehen die Welt nicht mehr, wenn unsere Jungärzte nur zu vier Nachdiensten im Monat bereit sind, weil das so im Dienstvertrag steht", erklärte Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock, die Herausforderung des Generationenwandels für die Arbeitgeber von heute: Während die sogenannte alternde "Generation X" der Chefärzte für den beruflichen Erfolg alles gegeben hat, stuft die nun in den Arbeitsprozess eintretende "Generation Y" der Jungärzte Worklife - Balance, Familie und Freizeit als weitaus wichtiger ein. Leidtragende im Modellfall Krankenhaus wäre jene Generation, die für die Nachtdienste der Jungärzte einspringen würde, aber die durchwachten Nächte im Krankenhaus gesundheitlich nicht mehr so leicht wegsteckt: die Generation Baby Boomer. Genau hier setzt das Betriebliche Gesundheitsmanagement an, und erarbeitet Lösungsmodelle die für die vielfältigen Bedürfnisse der Generationen maßgeschneidert sind.

Welche Herausforderung kommt auf die Jugend zu?

"Wir leben im Zeitalter von Effizienz und Zeitdruck", bestätigte die Soziologin Prof. Dr. Vera King in ihrem Abschlussreferat, "effizient wollen und müssen alle sein, um Erfolg zu haben - oder um die erreichten Standards zu halten. In Produktion und Dienstleistungen, in Bildung und Beruf und auch in der Gestaltung des Alltags, bis hin zur Familie." Die widersprüchlichen Folgen für die Heranwachsenden sind sichtbar: "Heranwachsende müssen lernen, flexibel zu sein und sich rasch von Vertrautem wieder lösen zu können. Das verlangt eine hohe Anforderung an Trennungs- und Autonomiefähigkeiten, andererseits jedoch braucht gerade das auch verlässliche und langfristig stabilere Beziehungserfahrungen."
Das Fazit der Wissenschafterin: "Fürsorge in Generationsbeziehungen ist mit einem Engagement in der Zeit verbunden. Die Zeitlogik menschlicher Entwicklungen und der Fürsorgebeziehungen stehen in einem schwer bewältigbaren Spannungsverhältnis das vielfach Schnelligkeit, Flexibilität und Mobilität verlangt. Die generationenbezogene Gesundheitsvorsorge muss an diese widersprüchliche Situation anknüpfen."

Die Präsentationen und Abstracts zur 16. Gesundheitsförderungskonferenz sind online zu finden unter: www.fgoe.org

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