Gesunde Arbeit

Die „Software“ im Fokus

Psychische Belastungen als Herausforderung für Unternehmen

Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsplatzevaluierung oft mit Vorbehalt aufnehmen. Eigentlich unverständlich, denn sie kann für Unternehmen äußerst wertvoll und wichtig sein. Eine Bestandsaufnahme mit der Leiterin der Arbeitsinspektion Bregenz, DI Sabine Krenn, und Arbeitsmediziner Dr. Alfons Vith.
DI Sabine Krenn
Dr. Alfons Vith
DI Sabine Krenn
Dr. Alfons Vith

ArbeitnehmerInnenschutz konzentriert sich nicht mehr allein auf gefährliche Maschinen oder giftige Dämpfe. Zu den Gefahren am Arbeitsplatz zählen spätestens seit der Novellierung des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes auch arbeitsbedingte psychische Belastungen. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsplatzevaluierung oft mit Vorbehalt aufnehmen. Eigentlich unverständlich, denn sie kann für Unternehmen äußerst wertvoll und wichtig sein. Eine Bestandsaufnahme mit der Leiterin der Arbeitsinspektion Bregenz, DI Sabine Krenn, und Arbeitsmediziner Dr. Alfons Vith.

Wie stellt sich die aktuelle Situation in Vorarlberg dar, wenn es um die Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz geht?
DI Krenn: Die Arbeitsinspektion versucht im Rahmen ihrer Kontroll- und Beratungstätigkeit, den Arbeitgebern das Thema näherzubringen und sie von den Vorteilen einer guten Arbeitsorganisation, eines guten Sozialklimas oder von guter Führung zu überzeugen. Allerdings ist es mit einer seriösen Evaluierung nicht getan. Überall, wo Belastungsfaktoren festgestellt werden, gilt es, zusammen mit den Betroffenen Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Was passiert, wenn Unternehmer eine Evaluierung verweigern?
DI Krenn: Eine Weigerung würde eine Strafanzeige nach sich ziehen. Dazu ist es im Land aber noch nicht gekommen. Im Gegenteil. Gerade in größeren Betrieben hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine nähere Betrachtung der „Software“ etwas bringen kann – auch bei den Kosten.

Jeder zweite Vorarlberger Beschäftigte leidet laut AK-Gesundheitsmonitor häufig oder sehr häufig unter Stress. Noch vor fünf Jahren war es jeder dritte.
DI Krenn: Stress stellt mittlerweile das zweithäufigste Gesundheitsproblem am Arbeitsplatz dar. Laut WIFO-Fehlzeitenreport waren 2011 40 Prozent aller Invaliditätspensionen auf Stress und dessen negative Auswirkungen zurückzuführen. Neben den Klassikern Termin- und Zeitdruck machen sich aber zusehends auch andere Faktoren bemerkbar: soziale Spannungen, Mobbing, Über- oder Unterforderung, Ausgrenzung oder die Doppelbelastung Beruf/Familie.

Dr. Vith: Zunehmender Stress ist ein Hauptgrund, warum vonseiten der AN-Vertretungen die Evaluierung psychischer Belastungen eingefordert und mittlerweile gesetzlich verankert wurde.

Was muss/kann aus Sicht der Arbeitsinspektion dagegen unternommen werden?
DI Krenn: Am wirksamsten ist es, die krankmachenden Bedingungen gar nicht erst entstehen zu lassen, also vorzubeugen. Und das kann man nur, wenn man weiß, wo es im Betrieb nicht rund läuft: Wo ist die Kommunikation schlecht, wo mangelt es an der Führung, wo krankt es an den Schnittstellen zu anderen Abteilungen, wo werden Leute ausgegrenzt?

Dr. Vith: Genau dazu sollen die Tools der Evaluierung, die zahlreich und teilweise auch kostenlos zur Verfügung stehen, ein Ergebnis liefern, mit dem man weiterarbeiten und Maßnahmen entwickeln kann.

Einen kostenlosen Leitfaden zur Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz gibt es kostenlos zum Download unter www.arbeitsinspektion.gv.at.

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