Erfahrungen mit der Arbeitszeitgestaltung
Arbeitszeiten können belasten, sogar sehr. Arbeitszeiten können aber auch helfen, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen. Arbeitszeitgestaltung versucht, „Druckstellen zu reduzieren“ und Potenziale für Beschäftigte und Unternehmen zu finden.
Arbeitswissenschaften helfen
Arbeitswissenschaft bietet viele Ansatzpunkte für Verbesserung. So bewährte sich z. B. der inzwischen weit fortgeschrittene Übergang von langsam, manchmal nur wochenweise wechselnder Schichtarbeit zu schnellerer Rotation (z. B. zwei Tage Früh-, zwei Tage Spät-, zwei Tage Nachtdienst) in sehr vielen Unternehmen. Verlässliche Grundpläne reduzieren Belastungen und beteiligungsorientiertes Vorgehen tut gut.
Jedes Jahr wird Neues erforscht und besser verstanden. Sei es der Zusammenhang von Schlafmangel und Diabetes, Nachtarbeit und Körpergewicht, Unfall und Fehlerrisiken oder die Wirkung von Nachtarbeit auf die Verdauung. Gleichzeitig wird auch manchmal sichtbar, dass frühere Einschätzungen verfeinert werden müssen (z. B. gibt es auch sehr gesunde Nachtarbeitergruppen, auch wenn insgesamt Nachtarbeit sehr belastet).
Maßgeschneiderte Lösungen sind nötig
Die arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen bieten aber kein Patentrezept. Eher sind sie mit Kompass oder Höhenmesser zu vergleichen – wie steht es um den Schlaf, gibt es Möglichkeiten, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, gibt es hohe Unfall- und Fehlerrisiken? Immer aber braucht es die Prüfung, ob ein Ansatz unter den konkreten Bedingungen überhaupt machbar ist und ob es vielleicht zusätzliche Chancen gibt – z. B. bei der Kinderbetreuung.
Arbeitszeitgestaltung auf vielen Ebenen
Arbeitszeitgestaltung ist in vielerlei Hinsicht ein Verhandlungsthema zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigtenvertretung (konkrete Modelle) bzw. Gewerkschaften und Wirtschaftskammer (Rahmen und Spielregeln).
Daneben betrifft es auch die individuelle Ebene (z. B. Ernährung, Sport, ist man eher eine Nachteule oder nicht? Wie lässt sich die Kinderbetreuung organisieren?).
Das Umfeld darf ebenfalls nicht ausgeblendet werden. Eine völlig überlaufene Kinderambulanz wird die dort Beschäftigten auch bei besten Arbeitszeitmodellen überlasten. Arbeitszeitgestaltung muss daher immer im Hinblick auf Arbeitsorganisation (könnte die Arbeit besser organisiert werden) und Personalbedarf (geht das mit der Personenzahl) erfolgen. Das kann die Basis für beachtliche Verbesserungen sein.