Österreichische Arbeitsbedingungen im Europa-Vergleich
Studien rund um Arbeitsbedingungen zeigen, dass Österreich im europäischen Vergleich derzeit zwar gut abschneidet, es aber dringend Maßnahmen braucht, damit dieses Niveau gehalten werden kann. Vor allem Stress ist es, der Österreichs Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besonders zusetzt. Die AK fordert daher unter anderem die verpflichtende Einsetzung von Arbeitspsychologen/-innen zur Vorsorge in den Betrieben sowie mehr Verantwortungsbewusstsein der Unternehmer/-innen, belastende Arbeitsbedingungen abzustellen.
In Österreich sind Arbeitnehmer/-innen zufriedener mit ihren persönlichen Arbeitsbedingungen als viele Menschen in den anderen 28 EU-Ländern. Was die Belastung durch Stress betrifft, schneidet Österreich allerdings schlechter ab: Laut Eurobarometerstudie vom April 2014 leiden 55 Prozent der Beschäftigten unter Stress in der Arbeit - damit liegen wir über dem EU-Durchschnitt. Mehr als die Hälfte aller Österreicher/-innen (52 Prozent) gibt an, dass sich die Arbeitsbedingungen in den letzten fünf Jahren verschlechtert haben. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: "Vor allem punkto psychischer Belastungen sind wir mit Entwicklungen konfrontiert, die mir Sorgen bereiten. Hier müssen wir dringend gegensteuern."
Eine Warnung kommt auch von der OECD: Das Arbeitsumfeld müsse verbessert werden, ansonsten würden erhöhte Burn-Out-Raten, Depressionen und andere stressbedingte physische und psychische Krankheiten drohen. Der Grund: Die österreichischen Arbeitnehmer/-innen leiden besonders unter langen Arbeitszeiten und hohem Zeitdruck. Die Qualität des Arbeitsumfeldes ist um einiges schlechter als in anderen OECD-Ländern.
Die OECD kritisiert, dass kaum Ausgleich zu den hohen Belastungen geschaffen wird: höhere Arbeitsautonomie, Lernmöglichkeiten oder die Gestaltung von positiven Arbeitsplatzbeziehungen - wie Kommunikation, Konflikt- und Fehlerkultur, Teamarbeit - werden von den Betrieben zu wenig genutzt. Dies führt dazu, dass belastende Situationen in der Arbeit nicht mit positiven Erfahrungen aufgewogen werden können. Eine Folge sind immer häufiger psychische Erkrankungen in Österreich. Die Zahl an Krankenständen aufgrund von Burn-Out oder Depressionen steigt seit Jahren. Und damit für die Betroffenen das Risiko, den Job zu verlieren. Dieses Risiko ist in Österreich im internationalen Vergleich höher als in manchen anderen Ländern, wie die OECD aufzeigt. So beträgt in der Schweiz die Arbeitslosenquote bei psychisch schwer Erkrankten sechs Prozent, in Österreich dagegen 27 Prozent.
Dazu kommt: Das Thema Gesundheit spielt in vielen Führungsetagen heimischer Betriebe eine untergeordnete Rolle. EU-weit evaluieren 76 Prozent der Unternehmen regelmäßig ihre Arbeitsbedingungen - mit dem Zweck, mögliche Gefahren für die Gesundheit der Beschäftigten zu erkennen. In Österreich tun dies nur 56 Prozent der Unternehmen.
In Österreich soll das Arbeitsinspektorat darauf achten, dass die gesetzlichen Regelungen zum Gesundheitsschutz der Beschäftigten eingehalten werden. Ohne gute Beratung und regelmäßige Kontrollen durch die Inspektoren/-innen sind die meisten Vorschriften unwirksam. Hier zeigt sich, dass es an den nötigen Ressourcen fehlt. "Das Arbeitsinspektorat muss leistungsfähiger und mit mehr Personal ausgestattet werden", so Kalliauer. Er fordert weiters die verpflichtende Einsetzung von Arbeitspsychologen/-innen in den Betrieben, mehr Mitbestimmung durch die Betriebsräte, Kündigungsschutz im Krankenstand sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, die den Wiedereinstieg nach längerer Krankheit erleichtern. Kalliauer: "Die Betriebe sind stärker in die Verantwortung zu nehmen. Es ist schließlich ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihre Beschäftigten durch die Arbeit nicht krank werden."
Anmerkung der Redaktion: Alle Details finden Sie in der Broschüre "Österreichische Arbeitbedingungen im Europa-Vergleich" aus der Reihe "Daten und Fakten" der AK Oberösterreich.