Gesunde Arbeit

Suchtmittel am Arbeitsplatz

„Wer früher gestresst ist, ist länger tot“, so die Schlagzeile eines Artikels. Psychische Erkrankungen steigen, wofür auch belastende Arbeitsbedingungen verantwortlich sind. Die Reaktion ist oft der Missbrauch von Suchtmitteln.

„Wer Stress in der Arbeit hat, könnte genauso gut den ganzen Tag Passivrauchen.“ Das ergibt die Metaanalyse von 228 Studien von Forschern der Universitäten Stanford und Harvard. Menschen mit hoher Arbeitsbelastung dürften bis zu drei Jahre Lebenszeit einbüßen.

Neuroenhancement – Doping fürs Gehirn
Prof. Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts, stellt fest, dass Doping in der Gesellschaft zunimmt. Wir leben nicht in einer Leistungs-, sondern in einer Erfolgsgesellschaft. Amphetamine und Kokain würden beispielsweise genommen, um Leistung zu bringen; Tranquilizer und Alkohol sollen wiederum helfen, ruhiger zu werden. In mehreren Studien wird dieser gefährliche Trend bestätigt. Im Fokus der Prävention müssen daher gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung und der Abbau psychischer Belastungen sein.

Leistungssteigernde Substanzen
Gefährlich ist die häufige Anwendung auch wegen unbekannter Langzeitfolgen. Bei Militär, FernfahrerInnen, SchichtarbeiterInnen und ArbeitnehmerInnen, die unter hohem Druck stehen, kommen die Substanzen sehr oft zur Anwendung, um beispielsweise Jetlag oder überlange Arbeitszeiten zu bewältigen.

Effekte und Nebenwirkungen
Die fehlende medizinische Überwachung ist problematisch. Nebenwirkungen bei gesunden Menschen sind nicht erforscht. Leistungssteigerung in einem Bereich kann einer Verschlechterung in einem anderen Bereich gegenüberstehen. In kritischen Situationen kann Überschätzung zum Problem werden. Auf die Gemütsverfassung und in der Beziehung zu anderen Menschen können Suchtmittel einen negativen Einfluss haben.

Auswirkung auf ArbeitnehmerInnenschutz

  • Die Arbeitsleistung gedopter ArbeitnehmerInnen könnte als „Norm“ angenommen werden. Wer nicht dopt, hat das Nachsehen.
  • Drogen können als Alternative zu Präventivmaßnahmen (Änderung der Arbeitszeit, Pausen) betrachtet werden.
  • Akzeptanz überlanger Arbeitszeiten und höhere Arbeitsgeschwindigkeit können Burn-out und Fehler mit sich bringen.

Arbeitsbedingungen, die zum Suchtmittelgebrauch führen können, müssen identifiziert werden und ein Abbau der schlechten Bedingungen muss erfolgen. Drogentests hingegen werden kontroversiell zwischen individueller Freiheit und Fürsorgepflicht gesehen.

Ausblick
Der Erhalt der Mittel muss weiterhin verschreibungspflichtig sein. Mittel, die ohne Rezept und ärztliche Begleitung erhältlich sind, werden in der Gesellschaft schnell als harmlos eingestuft. Es würde zu einer signifikanten Steigerung der Erhältlichkeit, Akzeptanz und Verwendung führen.

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