Gesunde Arbeit

Ein Netzwerk für mehr Gesundheit in Unternehmen!

„Gesunde Arbeit“ im Gespräch mit Mag. Christoph Heigl in seiner Funktion als Leiter der Koordinationsstelle des Netzwerks Betriebliche Gesundheitsförderung (Netzwerk BGF).
Mag. Christoph Heigl
Mag. Christoph Heigl
Mag. Christoph Heigl

Welche Aufgaben und Ziele verfolgt das Netzwerk BGF?
Heigl: Es geht primär darum, die durch die Sozialversicherung getragene betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im Gleichklang aller beteiligten Träger weiterzuentwickeln und in der Unternehmenslandschaft noch stärker zu verbreiten. Kernelement dieses Ziels ist die Umsetzung von Projekten, die sich mit Prozessen und Instrumenten der BGF auseinandersetzen. Als Beispiel darf hier BGFvote – ein Konzept für Klein- und Kleinstbetriebe – genannt werden. Auch den Fragebogen Kombi AG möchte ich in diesem Rahmen verortet wissen. Daneben soll das Netzwerk auch eine Plattform sein, die die Möglichkeit bietet, voneinander zu lernen und Kooperationen zu schließen.

Nicht zuletzt sieht das Netzwerk die Qualitätssicherung von BGF als eine seiner zentralen Aufgaben. Seit dem Jahr 2005 wird das Qualitätsmanagementsystem umgesetzt, welches insbesondere seit dem Jahr 2011 in seiner Reichweite nahezu exponentiell wächst. Die zentralen Bausteine dieses Systems – BGF-Charta, BGF-Gütesiegel und BGF-Preis – haben sich seither in der Unternehmenslandschaft fest verankert und sind aus der BGF nicht mehr wegzudenken.


Wie kommt BGF in den Betrieben an?
Heigl: BGF ist eine freiwillige Angelegenheit. Unternehmen starten mit BGF, weil sie von den Erfolgen überzeugt sind, und setzen sie fort, weil Erfolge bestätigt werden konnten. Gesundheitsförderung ist im Optimalfall nichts, was laufend an den Betrieb herangetragen werden soll. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, eine Initialzündung durch Beratung und Begleitung zu liefern. Der eigentliche Prozess wird allerdings durch AkteurInnen im Betrieb geleistet und getragen, da wir die ExpertInnen für Gesundheit in den jeweiligen Betrieben selbst verorten.
Gelingt diese Starthilfe, so stellt sich nicht mehr die Frage, wie BGF ankommt, sondern eher, was herauskommt. Und das sind in der Regel qualitative Projekte, kreative und wirkungsorientierte Maßnahmen und zufriedenere MitarbeiterInnen.


Was ist zu tun, um die Qualität zu heben?
Heigl: Aus meiner Sicht gibt es drei zentrale Angelpunkte. Erstens müssen wir auf die Kompetenzen und Fähigkeiten jener Personen achten, die Unternehmen beraten und begleiten. Hier kommt in zahlreichen Bundesländern bereits ein Assessmentverfahren zum Einsatz, welches die Qualität dieser ProzessbegleiterInnen prüft. Der zweite elementare Ansatzpunkt ist die Bereitstellung von Know-how und qualitätsgesicherten Instrumenten, wobei wir dieser Aufgabe mit zahlreichen Leitfäden sowie Erhebungstools nachkommen. Die aus meiner Sicht wichtigste Komponente ist jedoch die Verankerung von Wissen und Kompetenzen in Unternehmen selbst. Der Fonds Gesundes Österreich ist hier seit jeher ein wichtiger Partner, da er mit Fort- und Weiterbildungsprogrammen einen maßgeblichen Beitrag zum Capacity Building leistet.

Welche Netzwerk-Projekte helfen uns weiter?
Heigl: Immer wichtiger wird das Nebeneinander von ArbeitnehmerInnenschutz und BGF. Mit der Stärkung der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen wurde die Schnittmenge zwischen beiden Bereichen größer bzw. offensichtlicher. Es liegt nun an den zentralen Stakeholdern, aus dem Nebeneinander einen Rahmen für ein Miteinander zu gestalten, damit sowohl die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen als auch die BGF ihr gemeinsames Ziel von mehr Gesundheit im Betrieb erreichen und ihre Potenziale im Sinne der ArbeitnehmerInnen voll entfalten können. Ein erster Schritt wurde hier bereits gemacht, indem 2016 ein Leitfaden zur kombinierten Umsetzung von Arbeitsplatzevaluierung und BGF veröffentlicht wurde.

Was braucht es, um BGF flächendeckend erfolgreich zu machen?
Heigl: Bei dieser Frage kommt oftmals die Forderung nach einer gesetzlichen Verpflichtung zur Umsetzung von BGF zur Sprache. Meine persönliche Meinung hierzu ist, dass man das für erfolgreiche BGF-Projekte notwendige Engagement und die Motivation nicht per se durch einen gesetzlichen Auftrag gewährleisten kann. Insofern setze ich darauf, dass positive Beispiele und damit verbundene Erfolge sukzessive zu einem Kulturwandel in der Arbeitswelt führen und BGF so zur Selbstverständlichkeit wird. Das braucht allerdings Zeit und Beharrlichkeit.

Woran ist erfolgreiche BGF eigentlich erkennbar?
Heigl: Auf Ebene der Betriebe sind hier natürlich die 15 Qualitätskriterien des Netzwerks zu nennen. Diese wurden auf Basis der Luxemburger Deklaration entwickelt und dienen allen Handelnden als roter Faden. Im Endeffekt geht es allerdings nicht um die Erfüllung von mehr oder weniger abstrakten Kriterien, sondern um die Gesundheit, die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit der Erwerbstätigen und letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Auf übergeordneter Ebene sehen wir Erfolge am Qualitätsmanagementsystem. 1.113 Charta-Betriebe und 721 BGF-Gütesiegelbetriebe sprechen aus meiner Sicht eine klare Sprache, wenngleich der Weg noch ein weiter ist.


Was erwartet uns in Zukunft in der BGF?
Heigl: Unsere Ziele sind klar definiert: „Höher, schneller, weiter“ lauten die Prämissen. Weiterhin gilt es daran zu arbeiten, das Qualitätsniveau der BGF in Österreich hoch zu halten und partiell zu erhöhen. Neben diesem qualitativen Anspruch soll die Verbreitung der BGF noch schneller gelingen. Dabei gilt es jedoch darauf zu achten, dass die derzeit noch vorliegende Überrepräsentanz von mittleren und größeren Unternehmen verringert und die BGF weiteren Unternehmenssegmenten und Branchen ermöglicht werden soll.

Ich danke für das Gespräch!
Interview: Hildegard Weinke, AK Wien

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