Sorgenkind Gesundheitskompetenz
Menschen mit starker Gesundheitskompetenz verfügen über die Fähigkeit, sich Informationen über Gesundheit und Gesundheitsinstitutionen zu beschaffen, sie zu verstehen und zur Förderung der eigenen Gesundheit zu nützen. Fünf Kompetenzbereiche werden hier unterschieden:
1. Persönliche Gesundheit: Gemeint ist das vorhandene Wissen über gesundheitsförderliches sowie -bewahrendes und krankheitsverhinderndes Verhalten.
2. Systemorientierung: Bedeutet die Fähigkeit einer Person, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und gegenüber Gesundheitsberufen als kompetente/r PartnerIn aufzutreten.
3. Konsumverhalten: Zielt auf die Fähigkeit ab, als KonsumentIn Entscheidungen, unter Beachtung von gesundheitlichen Aspekten, zu treffen – aber auch KonsumentInnenrechte durchzusetzen.
4. Gesundheitspolitik: Meint die Fähigkeit, gesundheitspolitisch informiert zu handeln, z. B. durch das Eintreten für Gesundheitsrechte oder durch die Mitgliedschaft in Interessenvertretungen.
5. Arbeitswelt: Betrifft die Fähigkeit einer Person, Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden und sich für gesunde Arbeitsbedingungen einzusetzen (Kickbusch, 2006).
Die Entwicklung von Gesundheitskompetenz ist für einen besseren Umgang mit Krankheit sowie zur Gesundheitsförderung unentbehrlich und berührt vielfältige Gesellschafts- und Politikbereiche.
Österreich hinkt hinterher
Verglichen mit anderen europäischen Ländern, liegt Österreich bezogen auf die Gesundheitskompetenz unter dem Durchschnitt. Ein Rahmen-Gesundheitsziel lautet daher: „Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“.
Die tiefer liegenden Ursachen für Erkrankungen sind vielfach in benachteiligenden sozialen Strukturen zu finden. Die Förderung von Gesundheitskompetenz erfordert daher deutlich mehr als eine „Informationsoffensive“ zum Thema Gesundheit und Krankheit. Wirksame und nachhaltige Maßnahmen müssen stets die Verbesserung konkreter Lebensverhältnisse in den Mittelpunkt stellen – vor allem die Investition in Bildung öffnet Türen. Gesundheitliche Chancengleichheit für alle Menschen muss das Ziel sein.
Souveränität und Chancengleichheit stärken
Das Sozialministerium setzt hierzu auf die Förderung von persönlichen Kompetenzen und Verantwortungsbewusstsein sowie den leichteren Zugang zu verständlicher und qualitätsvoller Information. Auch die Förderung des Bewusstseins für Gesundheitsvorsorge und die Stärkung der Patientensouveränität im Gesundheitssystem stehen auf der Agenda. Ein erster Anfang ist getan – viel ist noch zu tun. Hierbei gilt es stets zu bedenken: Soziale Gerechtigkeit ist die beste Medizin!