Gesunde Arbeit

Gut und schlecht zugleich

Die erweiterte Erreichbarkeit in der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen
Ständig erreichbar für die Arbeit? Klare Regeln sind notwendig!
Symbolbild: Erweiterte Erreichbarkeit in der Arbeitswelt Ständig erreichbar für die Arbeit? Klare Regeln sind notwendig!

Eine Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich im Dienstleistungsbereich zeigt, dass bis zu 70 Prozent der ArbeitnehmerInnen in der Freizeit für die Arbeit verfügbar sind. Im Krankenstand sind 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen erreichbar. Die Kommunikation ist vielfältiger geworden. Anrufe, Notizen, Tablets, Notebooks, Smartphones und E-Mail sind ständige Begleiter.

Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit
Dies hat zur Folge, dass die Erreichbarkeit der ArbeitnehmerInnen auch außerhalb der Arbeitszeit zur Normalität gehört. Beschäftigte in Teilzeit und mit All-in-Verträgen sind besonders betroffen. 22,5 Prozent der TeilnehmerInnen besitzen einen All-in-Vertrag. Diese Verträge bewirken eine völlige Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit. Die Teilzeitbeschäftigten sind kürzer am Arbeitsplatz. Besprechungen oder betriebliche Koordination über Mobiltelefone und PC werden in die Freizeit verlegt.

Vor- und Nachteile
Viele ArbeitnehmerInnen sehen in der Erreichbarkeit Vorteile. So müssen ArbeitnehmerInnen nicht zwangsläufig im Büro arbeiten, sie können flexibel an anderen Orten oder von zu Hause aus arbeiten. Die erweiterte Erreichbarkeit kann negative gesundheitliche Auswirkungen haben: Physische Belastungen bzw. Erkrankungsrisiken wegen ungünstiger ergonomischer Bedingungen entstehen. Kleine Notebooks auf den Knien am Bahnhof oder Strand mit spiegelndem Mini-Bildschirm bei unpassender Umgebungsbeleuchtung sind kein guter Arbeitsplatz. Die mobilen Arbeitsumstände führen zu Schulter- und Nackenproblemen, Schmerzen der Halswirbelsäule und tränenden, brennenden Augen. Je intensiver die arbeitsbezogen erweiterte Erreichbarkeit ist, desto höher steigt das Risiko, an psychischen Beschwerden zu erkranken. Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder familiäre Konflikte treten auf. Das Risiko für Depressionen steigt.

Klare Regeln notwendig
Die verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten sind gut und schlecht. Daher werden klare Regeln benötigt, um eine Win-win-Situation zwischen ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen zu erzielen. Die ArbeitnehmerInnen sollen sich Freiräume schaffen (nicht erreichbar zu sein) oder die Freizeit bewusst gestalten und auf Abgrenzung zur Arbeitssphäre achten. Auf betrieblicher Ebene muss es klare Botschaften des Topmanagements geben. Leitlinien auf Unternehmensebene sind zu entwickeln. Konkrete Maßnahmen sind z. B. Regeln für den Umgang mit E-Mails, für Zeiten der Nicht-Erreichbarkeit oder Kompensation von Erreichbarkeitszeiten (Gleichsetzung mit Arbeitszeit, Freizeitausgleich, monetäre Zuschläge).

Betriebliche und überbetriebliche Interessenvertretungen sind gefordert, den Bedürfnissen der ArbeitnehmerInnen angemessene Lösungen mit den ArbeitgeberInnen auszuhandeln.

Newsletterauswahl

Newsletter

Geschlecht
Geschlecht:
Name

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzerklärung zu.

Eine Initiative von ÖGB und ÖGB © Gesunde Arbeit 2022